Restauration in Ägypten:General al-Sisi mit Mubarak-Ergebnis

Präsidentenwahl Agypten - Abdul Fattah al-Sisi

Ägyptens neuer Präsident Abdel Fattah al-Sisi: Frommer Strippenzieher

(Foto: dpa)

Wofür sind Menschen in Ägypten gestorben, als sie Hosni Mubarak von seinem Sockel holten? Der Militärmachthaber Abdel Fattah al-Sisi ist erwartungsgemäß Sieger der Präsidentenwahl: Er erhielt das gewünschte "Traumergebnis" von 96,9 Prozent.

In Ägypten dürfen die Uhren zurückgestellt werden. Der ehemalige Militärchef Abdel Fattah al-Sisi ist nach offiziellen Ergebnissen deutlicher Sieger der Präsidentenwahl in Ägypten. Wie die Wahlkommission am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Kairo bekanntgab, erhielt er 96,9 Prozent der gültigen Stimmen. Der einzige Mitbewerber bei der dreitägigen Abstimmung in der vergangenen Woche, der Linkspolitiker Hamdien Sabahi, kam demnach auf 3,1 Prozent.

Nun muss sich der Feldmarschall a.D. beweisen und Ägypten aus der Krise führen. Schon jetzt ist klar: Abdel Fattah al-Sisi wird das Land mit eiserner Hand regieren. Er ist sehr religiös und war lange Jahre bei der Armee. Sisi rückt nach seinem haushohen Sieg bei der Präsidentenwahl in Ägypten an die Spitze des bevölkerungsreichsten arabischen Landes. Mit dem 59-Jährigen übernimmt nach dem Muslimbruder Mohammed Mursi - der als Zivilist eine Ausnahme bildete - wieder ein Soldat die Führung am Nil.

Abdel Fattah al-Sisi wurde am 19. November 1954 in Kairo geboren. Nach der Schulzeit besuchte er die Militärakademie und kam dann zur Infanterie. Zu Fortbildungen ging er nach Großbritannien und in die USA. Zwei Jahre war er Militärattaché in Saudi-Arabien. Noch unter Langzeitpräsident Hosni Mubarak wurde er Kommandeur der Streitkräfte Nord mit Sitz in Alexandria.

Nach dem Sturz Mubaraks im Arabischen Frühling 2011 rückte Sisi an die Spitze des Militärgeheimdienstes. Er gehörte dem Obersten Militärrat (SCAF) an, der vorübergehend die Macht übernahm. In dieser Zeit fiel er ein einziges Mal auf: Als Wochen nach dem Umsturz Demonstrantinnen nach ihrer Festnahme sogenannten Jungfrauentests unterzogen wurden, rechtfertigte Sisi dies. Damit sie nicht später behaupteten, sie seien von Polizisten vergewaltigt worden, habe man ihre "Jungfräulichkeit" geprüft, sagte er.

Im August 2012 setzte der frisch gewählte Präsident Mursi im Machtkampf mit der alten Armeeführung Sisi als Oberbefehlshaber des Militärs und als Verteidigungsminister ein. Das sollte er knapp ein Jahr später bereuen: Als am 30. Juni 2013 Millionen Demonstranten Mursis Rücktritt forderten, stellte der Militärchef dem Islamisten ein Ultimatum für einen freiwilligen Abgang. Am 3. Juli 2013 stürzte er ihn.

Schon Stunden später tauchten in Ägypten Sisi-Poster auf. Der Militärchef wurde zum Feldmarschall befördert und gab kurz darauf alle Ämter ab, um bei der Präsidentenwahl zu kandidieren. Für Sisi wird es nun ernst. Er muss Ägypten aus der seit mehr als drei Jahre andauernden Krise führen - und wieder Touristen ins Land holen.

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