Irak:Sicherheitskräfte befreien Geiseln an Universität

Ramadi

Ein irakischer Sicherheitsmann steht am 21. Mai vor einem ausgebrannten Haus in Ramadi.

(Foto: AFP)

Im Irak haben bewaffnete Dschihadisten eine Universität angegriffen und Studenten und Mitarbeiter in ihre Gewalt gebracht. Inzwischen sind etwa 1000 Geiseln wieder frei, die Kämpfe dauern jedoch an. Auch an anderen Orten im Land eskaliert am Wochenende die Gewalt.

In der irakischen Stadt Ramadi haben Bewaffnete am Samstag die Anbar-Universität gestürmt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen nahmen sie Hunderte Studenten und Mitarbeiter als Geiseln. Die Männer hätten sich an den Wachleuten vorbeigekämpft und eine Brücke gesprengt, die zum Haupteingang des Gebäudes führte. Dann hätten sie Sprengsätze platziert, um die Sicherheitskräfte abzuhalten.

Nach der Erstürmung brachen rund um die Universität heftige Gefechte zwischen Regierungstruppen und Aufständischen aus. Dabei sollen mehrere Menschen getötet worden sein. Auf den Dächern der Universität patrouillierten bewaffnete Angreifer und lieferten sich Schießereien mit den Sicherheitskräften. Wie der staatliche Fernsehsender Irakija berichtet, sollen einige der etwa 20 Dschihadisten, die vermutlich der Gruppe "Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL)" angehören, Sprengstoffgürtel getragen haben.

Staatlichen Angaben zufolge ist es der Armee gelungen, die Aufständischen wieder zu vertreiben und den Campus zurückzuerobern. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, alle Geiseln seien befreit worden. Doch offenbar hielten sich ISIL-Kämpfer auch danach in mehreren Gebäuden des Campus verschanzt und setzten die Gefechte fort.

Mindestens zwei Menschen wurden bei dem Angriff getötet

Ein Professor, der auf dem Universitätsgelände festgehalten wurde, berichtete der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon, einige Angestellte, die weiter entfernt wohnten, hätten in der Uni übernachtet, weil derzeit Examensprüfungen abgehalten würden. "Wir haben um vier Uhr morgens heftiges Gewehrfeuer gehört. Wir dachten, es seien Sicherheitskräfte, die uns schützen wollten", berichtete der Mann. Doch dann hätten sie die bewaffneten Männer gesehen. "Sie haben uns gezwungen, in die Räume zu gehen."

Wieviele Menschen bei dem Angriff ums Leben gekommen sind, ist noch unklar. Die BBC berichtet von zwei getöteten Sicherheitsleuten; aus dem Krankenhaus von Ramadi verlautete, es zwei Tote, ein Student und ein Polizist, gebracht worden. Laut Staatsfernsehen soll auch der mutmaßliche Anführer der Dschihadisten von Sicherheitskräften getötet worden sein.

In Ramadi kämpfen die Sicherheitskräfte seit Monaten gegen die Extremisten der ISIL. Mehrere Viertel der etwa hundert Kilometer westlich der Hauptstadt Bagdad gelegenen Stadt sind unter ihrer Kontrolle.

Gefechte im Norden, Autobomben in Bagdad

Auch im Norden des Landes hat es am Samstag einen schweren Zwischenfall gegeben: Bei Kämpfen zwischen der irakischen Polizei und Aufständischen sind in Mossul fast 60 Menschen getötet worden. Erst am Freitag war es dort zu Anschlägen und Gefechten gekommen.

Auch in der Hauptstadt Bagdad starben am Samstag zahlreiche Menschen. Bei einer Anschlagsserie wurden mindestens 60 Menschen getötet. Die Bombenexplosionen hätten vor allem auf von Schiiten bewohnte Gegenden gezielt, sagten Vertreter von Sicherheitsbehörden und Ärzte. Demnach zündeten die Attentäter mindestens sechs Autobomben, ein weiterer Sprengsatz explodierte am Straßenrand.

Seit Beginn des Jahres eskaliert die Gewalt im Irak immer wieder. Ständig kommt es zu Anschlagen. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge starben seit Januar bereits mehr als 4300 Menschen.

Bei den Parlamentswahlen ging Mitte Mai die Partei von Premier Nuri al-Maliki als stärkste politische Kraft hervor, doch der Schiit Maliki hat zahlreiche Kritiker: Sunnitische Parteien werfen ihm Diskriminierung vor. Konkurrierende schiitische Blöcke kritisieren seinen autoritären Führungsstil.

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