Piraten vor Somalia:Elf Seeleute nach vier Jahren Geiselhaft frei

Piraten greifen vor West-Afrika immer mehr Schiffe an und haben damit das Meer vor Somalia als gefährlichstes Gewässer der Welt abgelöst

Ein bewaffneter Pirat sitzt am Strand der Stadt Hobyo im Nordosten Somalias - im Hintergrund der griechische Frachter "MV Filitsa" (Archivbild).

(Foto: AFP)

Fast vier Jahre wurden sie von somalischen Piraten geschlagen und gefoltert, jetzt sind sie frei: Elf Besatzungsmitglieder eines Containerschiffs sind ihren Geiselnehmern entkommen. Die genauen Umstände ihrer Befreiung sind unklar - womöglich halfen die Piraten sogar dabei.

Von Isabel Pfaff

Elf Seeleute, die seit fast vier Jahren von somalischen Piraten festgehalten und misshandelt wurden, sind in Freiheit. Das berichten der Innenminister der Region Galmudug, Abdiqadir Ali Jama, sowie der britische Daily Telegraph.

Die unter malaysischer Flagge fahrende "MV Albedo" war im November 2010 vor der Küste Somalias gekapert worden. 2012 kamen sieben der insgesamt 23 Crewmitglieder aus Bangladesch, Indien, Sri Lanka, Iran und Pakistan frei. Die "MV Albedo" sank im Sommer 2013 in einem schweren Sturm. Dabei ertranken einige der verbliebenen Geiseln. Die elf nun befreiten Männer überlebten den Untergang und wurden von den Piraten in ein Haus an der Küste verschleppt.

Der somalische Politiker und die Zeitung äußern sich jedoch widersprüchlich zu den Umständen der Befreiung. Jama zufolge hätten die Piraten bei langwierigen Verhandlungen schließlich dem Druck der Regierung nachgegeben und die Geiseln freiwillig gehen lassen. Ob Lösegeld bezahlt wurde, ließ er offen.

Die Männer waren schwer misshandelt worden

Der Daily Telegraph berichtet dagegen, dass die elf Männer mit Hilfe einiger ihrer Geiselnehmer entkommen und ins nächstgelegene Dorf flüchten konnten. Die Zeitung beruft sich auf die Aussage von Omar Sheikh Ali Osoble, eines somalischen Anti-Piraterie-Beamten. Sie räumt jedoch ein, dass die genauen Umstände der Befreiung unklar seien und durchaus mit einer Lösegeld-Zahlung verbunden sein könnten.

Die Männer sollen nach Angaben des Telegraph in die kenianische Hauptstadt Nairobi geflogen werden. Sie waren offenbar schwer misshandelt worden. Laut Osoble sei ein Crew-Mitglied von den Piraten erschossen worden, andere seien geschlagen oder tagelang ohne Nahrung und Wasser eingesperrt worden.

Der Fall der "MV Albedo" gehört zu jenen vergessenen Piraterie-Fällen, denen sich der britische Anti-Piraterie-Experte John Steed annimmt. Der frühere Chef der UN-Anti-Piraterie-Einheit leitet nun das "Secretariat for Regional Maritime Security". Die Organisation bemüht sich um die Freilassung von Gefangenen, die sich bereits seit mehreren Jahren in der Gewalt von Piraten finden. Laut Telegraph könnte Steed hinter der Befreiung der elf Albedo-Männer stecken.

Die britische BBC hat John Steed und sein Anliegen hier vorgestellt.

Mit Material von dpa und Reuters.

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