BR Klassik und Puls:Affront verschoben

Mit seinen neuesten Plänen, dem Jugendsender Puls erst in vier Jahren einen UKW-Platz zu geben, vertagt der Bayerische Rundfunk das Problem nur - und spielt weiterhin junge Hörer und Klassikfreunde gegeneinander aus. Eine Lösung ist das nicht.

Ein Kommentar von Claudia Tieschky

Vier Jahre sind, vor allem wenn man jung ist, eine lange Zeit. Vier Jahre noch, heißt es jetzt, soll der Jugendsender Puls auf einen UKW-Platz im Bayerischen Rundfunk warten. Heute 16-jährige Puls-Freunde sind dann 20, was im jungen Leben ein großer Unterschied ist.

Nicht 2016, sondern erst 2018 müsste auch BR Klassik für Puls ins Digitale weichen - das ist die neueste Variante des UKW-Plans, für den Intendant Ulrich Wilhelm heftig wirbt und der unter den Hörern des BR für Streit sorgt. Der Aufschub ist ein matter Kompromiss: Das Schicksal von BR Klassik wäre besiegelt, aber der Affront verschoben. Eine Lösung ist das nicht, weder für Puls, noch für BR Klassik - es ist nur eine Vertagung des Problems.

Noch ist Zeit, eine Lösung zu suchen

Auch in vier Jahren wird das hochsubventionierte Digitalradio DAB plus nicht den gleichen Stellenwert wie UKW besitzen. Deshalb wird auch 2018 ein Programm ohne UKW zum öffentlich-rechtlichen Anliegen zweiter Klasse. Darum wird sich auch in vier Jahren nichts daran ändern, dass der gebührenfinanzierte BR zwei Kernaufgaben - Jugend und Klassikkultur - gegeneinander ausspielt, aber seine Unterhaltungsprogramme schont.

Noch ist Zeit, das Ganze vor der Abstimmung im Rundfunkrat am 10. Juli zu überdenken und eine Lösung zu suchen, die nicht junge Hörer und Klassikfreunde in einen künstlichen Konflikt hetzt. Eine falsche Entscheidung wird nicht richtiger, nur weil man sie erst später wahr macht.

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