Geiselnahme in Mossul:Islamisten stürmen türkisches Konsulat

Geiselnahme in Mossul: Ein auf YouTube hochgeladenes Video zeigt angeblich beschädigte Militärfahrzeuge nach Kämpfen in der Stadt Mossul.

Ein auf YouTube hochgeladenes Video zeigt angeblich beschädigte Militärfahrzeuge nach Kämpfen in der Stadt Mossul.

(Foto: AFP)

Islamisten haben das türkische Konsulat in der irakischen Stadt Mossul gestürmt und mindestens 48 Menschen als Geiseln genommen. Unter ihnen soll auch der türkische Konsul sein. Zudem sollen die Rebellen auch die zentralirakische Stadt Tikrit eingenommen haben.

Islamisten haben in der irakischen Stadt Mossul das Konsulat der Türkei gestürmt und 48 Menschen als Geiseln genommen. Das teilte ein türkischer Regierungsvertreter mit. Unter ihnen seien der türkische Konsul, Angehörige einer Spezialeinheit, Konsulatsangestellte und mehrere Kinder, sagte er.

Der türkische Außenminister Ahmed Davutoglu brach wegen der Geiselnahme seine USA-Reise ab, wie das türkische Staatsfernsehen TRT berichtete. Er sei auf dem Weg zurück in die Türkei.

Die Zahl der entführten türkischen Lkw-Fahrer in Mossul erhöhte sich auf über 30. Die Fahrer, die auf dem Weg von der südtürkischen Stadt Iskenderum in den Nordirak waren, um Diesel-Kraftstoff zu liefern, waren am Dienstag von Isis-Kämpfern verschleppt worden. Die mit al-Qaida verbundene, sunnitische Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) gehört zu den radikalsten islamistischen Gruppen im Nahen Osten. Die Umgebung der im Norden des Irak gelegenen Stadt Mossul ist seit langer Zeit eine Hochburg der Terroristen.

Isis-Kämpfer hatten Mossul und weitere Städte am Dienstag unter ihre Kontrolle gebracht. Tags darauf patrouillierten sie durch die Straßen und forderten Behördenmitarbeiter über Lautsprecher auf, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren. Bereits seit Januar kontrolliert die Gruppe auch die nahe Bagdad gelegene Stadt Falludscha.

Die Nachrichtenagentur AFP berichtet zudem unter Berufung auf die Polizei, dass die Rebellen nun auch Tikrit eingenommen und hunderte Gefängnisinsassen befreit hätten. Tikrit liegt etwa auf halbem Weg zwischen Mossul und Bagdad.

Isis-Kämpfer rücken auf Hauptstadt Bagdad vor

Die Bundesregierung sieht die Entwicklung im Irak, wo die Isis-Kämpfer nach der Eroberung von strategisch wichtigen Gebieten auf die Hauptstadt Bagdad vorrücken, mit "allergrößter Sorge". Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, appellierte am Mittwoch an die politischen Lager, ihren Machtkampf zu beenden und sich schnell auf eine handlungsfähige Regierung zu einigen.

Wegen der Kämpfe sind inzwischen mehrere Hunderttausend Iraker auf der Flucht. Ministeriumssprecher Schäfer verurteilte die Terroranschläge sowie die Besetzung von Städten und Provinzen "auf das Schärfste".

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