Interview mit Mats Hummels:"Das ist BVB-like"

Ankunft Nationalmannschaft

Will mit weniger Risiko spielen: Innenverteidiger Mats Hummels

(Foto: dpa)

Innenverteidiger Mats Hummels darf in der Nationalmannschaft keine langen Pässe spielen - eigentlich. Im Interview spricht er darüber, warum das Verbot nicht mehr gilt und inwiefern der neue Spielstil dem von Borussia Dortmund ähnelt.

Von Christof Kneer und Philipp Selldorf, Santo André

Es gab eine Zeit, da mochte Joachim Löw lange hohe Bälle so sehr wie kalten Espresso. Der Bundestrainer begründete das damals damit, dass es zu viel Zeit kosten würde, bis ein Spieler den hohen Ball angenommen und ihn sich zum Weiterspielen zurechtgelegt hat.

Bei flachen Pässen ginge das sehr viel schneller, sagte Löw damals. Unter dieser Vorgabe litt vor allem einer: Mats Hummels. Der Verteidiger des BVB operiert in Dortmund sehr oft mit einem langen Pass auf die Stürmer, in der Nationalmannschaft durfte er das nicht. Das könnte sich bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft ändern. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagt er: "Es gibt ja die Option, mit dem langen Ball schnell umzuschalten." Sein Gefühl sage ihm, dass es das bei der WM ein bisschen öfter geben werde.

Dass er in den beiden Testspielen jeweils über 90 Minuten gespielt hat, sieht er als Fingerzeig. Hummels findet den möglichen Einsatz von allen drei Innenverteidigern (er selbst, Mertesacker und Boateng) mit Boateng als Außenverteidiger gut. "Es wäre sicher sehr schwierig geworden, einen von uns dreien auf die Bank zu setzen", so der 25-Jährige.

Hummels gibt sich selbstkritisch

Sein Spiel habe er seit seiner Verletzungspause umgestellt, er versuche bewusst, mit Risikopässen vorsichtiger zu sein. "So viele einfache Gegentore nach einem Fehler von mir darf es nicht mehr geben." Bei solchen Pässen würden "Risiko und Ertrag nicht im richtigen Verhältnis" stehen. Es komme ihm entgegen, dass die Nationalmannschaft ihren Spielstil ändere, weniger Dominanz und mehr Umschaltspiel. "Ball erobern und dann den Angriff einleiten, das ist ja eines meiner großen Ziele", sagt der Dortmunder: "Das Umschaltspiel ist sozusagen BVB-like." Dem Gegner mal ein bisschen die Chance geben, sich zu verausgaben, "das ist, glaube ich, nicht das Verkehrteste bei den Bedingungen hier".

Die atmosphärischen Störungen zwischen Bayern- und Dortmund-Spielern bei der EM 2012, für die ihn manche mitverantwortlich machen, gibt es laut Hummels nichts mehr. Die Bayern würden unter Pep Guardiola zwar eher Ballbesitz-Fußball spielen, aber "da ist jeder so verdammt gut - in der Liga leider, in der Nationalelf zum Glück -, dass sie das umsetzen können", sagt er.

Und auch die Münchner würde auf den langen Pass nicht verzichten. "Ich weiß auch von ein paar Spielzügen, die die Bayern einstudiert haben. Da ging es auch darum, hinter die letzte Linie zu kommen. Für mich ist es gut, wenn das in der Nationalmannschaft als wesentlicher Bestandteil gefragt ist."

Fest steht außerdem, dass Hummels während der WM nur Innenverteidiger spielen wird. "Mit 1,91 Meter und mehr als 90 Kilo funktioniert das nicht. Da würde ich eher dem Gegner als uns nutzen."

Das vollständige Interview lesen Sie in der Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung oder auf dem iPad.

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