Riesending-Höhle:Verletzter Forscher auf dem Weg nach oben

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Ein Hubschrauber auf einem provisorischen Landeplatz nahe dem Eingang zu Riesending-Höhle am Untersberg. (Foto: dpa)

Fünf Tage lang musste Höhlenforscher Johann W. in 1000 Metern Tiefe ausharren. Nun hat sein Transport aus der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands begonnen.

Für den verletzten Höhlenforscher Johann W. hat der lange Weg nach oben endlich begonnen. Wie die Bergwacht mitteilte, ging der Transport am späten Freitagnachmittag los. "Transport startet jetzt", hieß es demnach um Punkt 17.28 Uhr über das spezielle Textnachrichtenprogramm, das der Bergwacht die Kommunikation mit W. und seinem Arzt ermöglichen.

Der 52-jährige W., der am Institut für Angewandte Physik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) als Techniker arbeitet, hatte am Sonntag durch einen Steinschlag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten und ist seitdem in der Höhle in 1000 Metern Tiefe bei Berchtesgaden gefangen. Nach Angaben der Bergwacht und der zuständigen Mediziner ist sein Zustand unverändert stabil. Er sei ansprechbar und kommunikationsfähig.

Höhlen-Drama bei Berchtesgaden
:"Ein einmaliger Einsatz"

250 Helfer, tonnenweise Material: Die Rettung des verunglückten Forschers in der Riesending-Höhle ist eine logistische Herausforderung - und eine finanzielle. Schätzungen gehen bis hin zu Millionen. Doch an die Kosten der Aktion will am Untersberg noch niemand denken.

Von Sarah Kanning

Aber: "Der Patient ist noch lange nicht über den Berg, es können Komplikationen auftreten." Eigentlich müsste W. längst auf der Intensivstation liegen. Wie lange der beschwerliche Aufstieg dauern wird, ist nach Bergwacht-Angaben ebenfalls unklar. "Höhle heißt warten", sagte Schneider. "Die bisherige Kalkulation mit einer Woche bleibt bestehen, tendenziell eher länger."

Seit dem Aufbruch zur Reise zurück ans Tageslicht sei zunächst keine Kommunikation mehr mit den Rettern möglich, die sich direkt bei W. befingen. Die Helfer über der Erde hoffen jedoch, bald telefonisch Kontakt aufnehmen zu können. "Das Höhlentelefon wird bis zum Patienten runterverlegt", sagte Schneider. Die Retter sollen, während sie in die Riesending-Schachthöhle steigen, Kabel verlegen. Bislang gebe es von dem Verletzten und seinen Ärzten nur "wortweise SMS-Meldungen" über ein spezielles Textsystem. "Wir haben immer wieder Zeiten, Stunden ohne Meldung."

Am Donnerstag teilte der stellvertretende Chef der Bergwacht Bayern Stefan Schneider mit, dass der Höhlenforscher transportfähig sei. Erst am Mittwoch war es einem ersten Arzt gelungen, den verletzten Mann zu erreichen, um ihn medizinisch auf den Transport nach oben vorzubreiten.

Der verletzte Forscher müsse nach bisherigen Erkenntnissen nicht in der Höhle operiert werden. "Es kommt zu keiner Operation im Moment in der Höhle. Es ist auch nicht geplant", sagte Schneider. "Bei diesem Verletzungsmuster sind Schwellungen zu erwarten, wir sind aber heute in einem Bereich, in dem nicht mehr mit Schwellungen zu rechnen ist."

Zwei Ärzte waren zu dem Verletzten vorgedrungen, einer der beiden - ein italienischer Mediziner - sei aber bereits wieder auf dem Weg nach draußen. Dafür sei ein Spezialist aus München in die Höhle hinabgestiegen. Es sei wichtig, den Patienten möglichst gut abzuschirmen - auch vor Kälte und "vor allem, was einem so empfindlichen Gehirn jetzt noch geschehen könnte".

Auch wenn das Wetter mit Regen und Gewitter in Berchtesgaden nicht mehr angenehm sei, werde das die Rettungsarbeiten nicht behindern, betonte Schneider. "Sollten die Helikopter nicht fliegen können, werden die Sachen mit Maultieren nach oben getragen."

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