Erding:Zu viel Wasser

Um mit Hochwasser und Grundwasser fertig zu werden, muss Erding die Zusammenarbeit mit Kommunen und Landwirten suchen. Aber auch die Kanäle sind nicht unbegrenzt aufnahmefähig

Von Antonia Steiger

Es ist noch unklar, wie Erding mit den wachsenden Wassermengen umgehen soll. Die Lage der Stadt am Lauf der Sempt erfordert ein mit Landwirten und Kommunen abgestimmtes Handeln, damit Hochwasserschutzmaßnahmen an der einen Stelle sich nicht zum Nachteil an anderer Stelle auswirken. Ein ebenso bedeutsames Problem ist aber auch das steigende Grundwasser, wie am Sonntag beim Frühschoppen der CSU mit Hochwasserreferent Burkhard Köppen deutlich wurde: Erding steht auf einer Schicht Kies, die zu dünn ist, um größere Wassermengen eines anschwellenden Grundwasserstromes aufzunehmen. Die Folge: Das Grundwasser steigt und richtet Schäden an wie in der Sandgrubensiedlung in Klettham.

In wenigen Wochen wird der Erdinger OB Max Gotz (CSU) in einer Bürgerversammlung das Ergebnis eines Gutachtens zu der Problematik m vorstellen. Das Gutachten liegt bereits vor, wie Köppen sagte. Er sprach einige Fragestellungen an, die in der Folge zu klären sein werden: So muss das Flussgebiet Sempt in seiner Gesamtheit betrachtet werden. Um Erding vor Hochwasser zu schützen, seien Maßnahmen südlich von Erding erforderlich, das bestätigte auch Heinrich Förster, Leiter des Arbeitskreises Umweltschutz der CSU.

Ebenso dürften sich Maßnahmen in Erding aber auch nicht zum Nachteil der Menschen weiter im Norden am weiteren Verlauf der Sempt wie Berglern und Moosburg auswirken, wie der CSU-Stadtrat Hermann Schießl anfügte. Man braucht laut Köppen dafür die Unterstützung der Landwirte. Denn unausweichlich scheint es zu sein, dass im Uferbereich der Sempt Flächen geschaffen werden, die das Wasser aufnehmen können und von wo das Wasser dann erst wieder langsam dem Fluss zugeführt wird. Den Landwirten müsse wiederum verdeutlicht werden, dass sie nicht alleine gelassen werden mit der Last des Hochwasserschutzes. Dazu brauche man auch die Unterstützung der Städter, deren Hab und Gut und deren Wohlergehen auf diese Weise geschont wird.

Wohin mit dem Regenwasser in der Stadt - an Ort und Stelle versickern oder in den Kanal einleiten? Auch diese Frage harrt noch einer Beantwortung. Denn wie Köppen ausführte, sind der Kapazität des Kanalnetzes des Abwasserzweckverbandes Erdinger Moos (AZV) Grenzen gesetzt. Vor einigen Jahrzehnten sei der AZV wegen angeblicher Überdimensionierung des Ausbaus noch verhöhnt worden. Heute aber seien nur noch "einige 10 000 Einwohnergleichwerte" als Reserve verfügbar, wie Köppen sagte. Er findet das durchaus beunruhigend angesichts der zu erwartenden Entwicklung der Großen Kreisstadt Erding - unter anderem auf dem jetzigen Fliegerhorstareal.

Die Sandgruben-Bewohner Hans Ott und Wolfgang Doster nutzten den CSU-Frühschoppen dazu, um zu betonen, wie groß die Bedeutung des steigenden Grundwassers nicht nur für sie, sondern auch für Bürger in anderen Stadtteilen ist. Ott zeigte sich zufrieden damit, dass weitere Messstellen eingerichtet werden, die künftig vernetzt werden und deren Werte im Internet einsehbar sein sollen. Ausgelöst wurden die Probleme in der Sandgrubensiedlung durch die Bautätigkeit westlich der Siedlung entlang der Sigwolfstraße: Dort sind Wohnhäuser gebaut worden, wo sich früher Regenwasser sammeln konnte und wo es dann auch wieder verdunstet ist.

Heute gibt es die Lehmschicht nicht mehr, die das Wasser aufgehalten hat. Es fällt in die Grundwasser führende Schicht, fließt in Richtung der tiefer liegenden Sandgrubensiedlung ab und richtet an den Häusern Schäden an. Denn die Keller liegen nur knapp oberhalb des Grundwassers. Wie der CSU-Stadtrat Günther Adelsberger anfügte, steige das Grundwasser aber auch, wenn es nicht regnet. Das führt er auf schmelzende Gletscher infolge des Klimawandels zurück. "Und das haben wir überhaupt nicht im Griff."

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