Dachau:Heimat auf Zeit

Die Brasilianerin Izer Campos ist neue Wohnstipendiatin der Ruckteschell-Villa. Die Künstlerin beteiligt sich am Projekt "Treffpunkt Dachau - Ursprung und Gegenwart".

Von Katharina Müller

Dass OB Florian Hartmann sie schon so früh in Dachau begrüßte, freute Izer Campos und überraschte sie zugleich: "Bei uns in Brasilien kommen erst einmal viele andere Leute, bis der Oberbürgermeister endlich erscheint." Zur Ruckteschell-Villa war Dachaus Rathauschef sogar mit dem Fahrrad gefahren. Hier stellten Claudia Flach von der Künstlervereinigung Dachau (KVD) und Kulturamtsleiter Tobias Schneider Izer Campos als neue Stipendiatin im Ruckteschell-Haus vor, wo sie bis Ende September wohnen wird.

Für das Wohnstipendium wurde die Brasilianerin von der KVD vorgeschlagen. Die Künstlerin kann damit während ihres Aufenthaltes in Dachau bis Ende September kostenlos in der historischen Künstlervilla wohnen. Campos entwirft Installationen aus verschiedenen Materialien; für ihre Zeit in Dachau hat sie etwa geplant, Bilder von Schülern, die in den Schulen liegen geblieben sind, künstlerisch neu zu bearbeiten. In ihren Kunstwerken beschäftigt sie sich hauptsächlich mit dem Zyklus und Ursprung des Lebens.

Nun heißt es in der Ausschreibung zum Stipendium, dass die Stadt Dachau insbesondere junge Künstler fördere, um ihnen den Einstieg in das Berufsleben als freischaffender Künstler zu ermöglichen. Izer Campos ist 58 und als bildende Künstlerin bereits etabliert. Wieso war sie die optimale Kandidatin für das Wohnstipendium? Kulturamtsleiter Tobias Schneider erklärt, dass die Stadt Dachau die Kriterien für eine Förderung bewusst flexibel angelegt habe. "Uns kommt es primär darauf an, dass die Künstler zu Dachau passen und sie mit heimischen Künstlern in regem Austausch stehen. Das Alter spielt dann keine Rolle." Da Campos schon langjährige Erfahrungen in Dachau gesammelt hat und gerne in der Stadt lebt, sei sie für das Stipendium besonders geeignet. Vier Mal hat die Brasilianerin hier schon ausgestellt; das erste Mal arbeitete sie 1998 am brasilianisch-deutschen Kunstprojekt Ampazonas mit. Ihre Entscheidung, auch beim Kunstprojekt Treffpunkt Dachau - Ursprung und Gegenwart, das für die Kunst-Sommerakademie der KVD im Juli und August geplant ist, mitwirken zu wollen, zeigt ihr Engagement in der Dachauer Kunstszene; sie wird einen Workshop zur Komposition anbieten und zusammen mit brasilianischen und Dachauer Künstlern ausstellen.

Wie Tobias Schneider sagt, sei es im Kulturausschuss bisher nie zu Kampfabstimmungen zwischen zwei oder mehr Kandidaten für das Stipendium gekommen, weil Eigenbewerbungen nicht möglich seien. Nur die Fraktionen im Stadtrat sowie eingetragene Künstler- oder Musikvereine könnten Kandidaten vorschlagen. Außerdem sei es im Bereich der bildenden Kunst schwieriger, geeignete Leute zu finden als im Musikbereich, weil sich an die Wohnung in der Ruckteschell-Villa kein Atelier anschließt, was die meisten Künstler nicht entbehren können.

Izer Campos freut sich darauf, in Dachau künstlerisch aktiv zu werden, wo sie sich sehr wohl fühlt. "Mein Ursprung ist zwar in Brasilien", sagt sie, "in Dachau habe ich aber auch ein Stück Heimat gefunden. Ich mag die Stadt sehr, weil hier viel Aufmerksamkeit auf Kunst und Kultur gelegt wird." Claudia Flach glaubt, dass die Brasilianerin das künstlerische Leben in Dachau bereichern wird. Auch Florian Hartmann freut sich, dass Izer Campos für eine Weile in Dachau arbeiten wird: "Ich bin sehr gespannt, welche Projekte sie bei der Sommerakademie vorstellen wird."

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