Online-Journalismus:Im Lesernetz

"Washington Post" und "New York Times" kooperieren mit der Mozilla Foundation. Auf einer Internetplattform sollen Leser ihre Texte und Fotos veröffentlichen können. Was zunächst trivial klingt, birgt gewaltiges Potenzial für den Qualitätsjournalismus im Netz.

Von Johannes Boie

Eine gute Idee und eine Menge Geld führen zu einem weiteren Versuch, Journalismus im Netz profitabler, interaktiver und qualitativ hochwertiger zu machen. Die New York Times und die Washington Post, zwei der berühmtesten Medienmarken, verbünden sich mit der Mozilla Foundation - jener Non-Profit-Organisation, die man bislang vor allem als Hersteller des Internetbrowsers Firefox kennt. Die Softwareprofis und die Journalisten wollen nun gemeinsam eine Plattform entwickeln, auf der Leser eigene Texte verfassen, Bilder und Videos hochladen können.

Was zunächst trivial klingt, birgt gewaltiges Potenzial. Inhalte, die von Nutzern erstellt werden, sind für Nachrichtenseiten längst ein wichtiger Teil ihres Angebots. Gleichzeitig sind Leserkommentare im Netz oft juristisch problematisch oder auch nur niveaulos. Die New York Times zum Beispiel prüft jeden Kommentar, bevor er veröffentlicht wird, auf sz.de kümmern sich Mitarbeiter andauernd um die Moderation der Nutzerbeiträge.

Andererseits leisten viele Leser exzellente Arbeit und können die Veröffentlichungen der Journalisten bereichern, wie an vielen Blogs und privaten Initiativen im Netz deutlich wird. Webseiten wie Reddit.com leben ausschließlich von solchen Inhalten und sind oft journalistisch extrem ansprechend.

Marken für Zeitungen nicht beschädigen

Von diesem Potenzial möchten künftig auch New York Times und Washington Post profitieren. Die Softwareprofis von Mozilla können - anders als es Redaktionen leisten können - technische Voraussetzungen für eine möglichst anspruchsvolle Plattform schaffen, auf der sich Leser und Beitragende wohlfühlen, aber die Marken der Zeitungen nicht beschädigt werden. Damit könnte das Team einen neuen Weg finden, wie Kommunikation zwischen Redaktionen und Lesern zu einem besseren journalistischen Produkt im Netz reift, indem die Redaktionen vom Wissen ihrer Leser profitieren.

Finanziert wird das alles von der John S. and James L. Knight Foundation, einer Organisation, die in der Branche vor allem für ihre herausragenden Weiterbildungsprogramme für Journalisten bekannt ist. Sie stellt 3,9 Millionen Dollar zur Verfügung. Die Software soll langfristig auch anderen Nachrichtenseiten zur Verfügung gestellt werden - so, wie man das von Mozilla bereits gewohnt ist.

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