Umstrittene Kampfdrohnen:Angriff oder Verteidigung

Verteidigungsministerin von der Leyen will die Bundeswehr mit Kampfdrohnen ausstatten. Dafür kommen zum Beispiel die US-Drohnen "Reaper" oder die israelische "Heron TP" in Frage. Wo waren unbemannten Flugzeuge im Einsatz? Und welche nutzen deutsche Soldaten bereits?

Von Markus C. Schulte von Drach

Es ist auf den ersten Blick leicht nachvollziehbar, wieso eine Armee über Kampfdrohen verfügen möchte. Und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen muss die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr und das Wohl der Soldaten zugleich am Herzen liegen. Es ist deshalb keine Überraschung, dass die CDU-Politikerin sich die Forderung der Soldaten nach solchen Fluggeräten zu eigen gemacht hat.

Seit den 90er Jahren benutzt die Bundeswehr Drohnen nur zur Aufklärung, fern und nah. Wenn ein solches unbemanntes Flugzeug feindliche Truppen identifiziert und beobachtet, dann müssen die vom Gegner bedrohten Soldaten Kampfflugzeuge oder Artillerieunterstützung anfordern.

Im Kampfeinsatz wäre es für die Soldaten ein großer Vorteil, wenn die unbemannten Fluggeräte selbst angreifen könnten. Diese sollten in der Lage sein, nahe genug an Gegner heranzukommen, um diese zu identifizieren und dann gleich anzugreifen - ohne das Leben eines einzigen deutschen Soldaten zu riskieren. Zu diesem Zweck könnte die Bundeswehr zum Beispiel israelische Drohnen wie die Heron TP oder US-Drohnen wie die Reaper anschaffen.

Drohnen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft in Bildern

Der Schutz der Soldaten ist somit auch das wichtigste Argument der Ministerin. Ähnlich sieht es SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold. Und sollte der Bundestag eines Tages ein Mandat beschließen, das den Einsatz von Kampfflugzeugen und Kampfhubschraubern legitimiere, dann wäre es auch legitimiert, eine bewaffnete Drohne zu haben, sagte Arnold der Nachrichtenagentur AFP. Alle diese Geräte können zum gleichen Zweck eingesetzt werden: Den Gegner beobachten, aber auch angreifen.

Die Drohnen wären aber "keinesfalls autonome, automatisierte Roboter". Maschinen, die selbst entscheiden können sollen, ob sie einen mutmaßlichen Gegner angreifen, sollen dem Koalitionsvertrag zufolge sogar völkerrechtlich geächtet werden, meint der Sozialdemokrat.

Die Entwicklung entsprechender Maschinen ist allerdings nur eine der Befürchtungen der Kritiker. Gregor Gysi, Chef der Linken im Bundestag, reagierte empört auf die Ankündigung der Verteidigungsministerin. "Kampfdrohnen erleichtern Kriege, es kommt aber darauf an, sie zu erschweren", sagte er der Nachrichtenagentur dpa zufolge. "Deshalb hoffe ich auf breiten Widerstand gegen die Anschaffung waffenfähiger Drohnen."

Darüber hinaus wird befürchtet, dass Kampfdrohnen, wenn sie erst einmal zur Verfügung stehen, auch zu anderen Zwecken als dem Schutz der Soldaten eingesetzt würden. So verwenden die USA Kampfdrohnen schon seit Jahren dazu, Terroristen oder Terrorverdächtige aufzuspüren und zu töten - was einer Hinrichtung ohne Prozess entspricht. Ein solches Vorgehen hält auch Arnold für völkerrechtswidrig.

Schon lange im Einsatz

Drohnen werden bereits seit langer Zeit militärisch genutzt. Anfänglich wurden sie zum Beispiel als fliegende Zielscheiben verwendet. Während des Vietnamkriegs rüsteten die USA solche Zieldrohnen dann mit Kameras aus und nutzten sie zu Aufklärungsflügen.

1973 täuschte Israel während des Jom-Kippur-Kriegs mit unbemannten Flugzeugen Angriffe auf die Ägypter vor. Deren Flugabwehr verschwendete ihre Raketen an die harmlosen Drohnen. Danach konnten die Piloten israelischer Kampfflugzeuge ohne großes Risiko angreifen.

Iran setzte Drohnen in den 80er Jahren im Krieg gegen den Irak ein. Unbemannte Fluggeräte wurden mit Kameras ausgerüstet, angeblich manchmal aber auch mit Raketen ausgestattet.

Doch seit Anfang der 90er Jahre entwickelten insbesondere die USA moderne Drohnen für Aufklärungs- und Kampfeinsätze: Die Predator und ihre größere Variante, die Reaper, die etwa mit Hellfire-Raketen ausgestattet werden konnten. Seitdem schreitet die Entwicklung von Drohnen mit immer größerer Reichweite, Flugdauer und mit immer stärkerer Bewaffnung voran.

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