Abhörskandal um "News of the World":18 Monate Haft für Camerons Ex-Regierungssprecher Coulson

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Im Prozess um die Abhörpraktiken des Boulevardblatts "News of the World" ist der frühere Chefredakteur Andy Coulson zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Coulson, ehemaliger Kommunikationsberater des britischen Premiers Cameron, soll das massenhafte Abhören von Handys gebilligt haben.

Im Prozess um die Abhörpraktiken des eingestellten britischen Boulevardblatts News of the World ist der frühere Chefredakteur Andy Coulson zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Dies verkündete das zuständige Gericht in London. Coulson war ein enger Vertrauter von Regierungschef David Cameron, weshalb der Prozess um die Praktiken des Boulevardblattes auch politisch hohe Wellen geschlagen hatte.

Schuldig gesprochen wurde Coulson schon vergangene Woche. Nach einem monatelangen Verfahren - der Urteilsspruch fiel nach mehrtägigen Beratungen, der Prozess ging über 130 Verhandlungstage - am Londoner Strafgerichtshof Old Bailey befand die elfköpfige Jury, Coulson habe von den illegalen Abhörmaßnahmen bei News of the World gewusst und sie toleriert.

Coulson war von 2003 bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2007 Chefredakteur der Skandalzeitung News of the World. Im April dieses Jahres hatte er zugegeben, die Bestechung eines Polizisten gebilligt zu haben. Der Vorfall liegt elf Jahre zurück: Damals bat der damalige Palastreporter Clive Goodman um Zustimmung, einem Polizisten ein Telefonbuch der Königsfamilie für tausend Pfund (heute etwa 1250 Euro) abkaufen zu dürfen. Trotz der Warnung, dies könne die Betroffenen auf die Anklagebank bringen, gab Coulson nach eigenen Angaben sein Okay.

Neuer Job bei Cameron

Der 46-Jährige verließ die News of the World schließlich, nachdem Goodman wegen des Abhörens von Promi-Telefonaten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Er fand im Kommunikationsteam von Cameron einen neuen Job. Da der Skandal und die Praktiken der Zeitung die Öffentlichkeit weiter beschäftigten, sah sich Coulson im Jahr 2011 zum Rücktritt als Camerons Kommunikationschef gezwungen.

Die Verurteilung Coulsons könnte dazu führen, dass nun auch Rupert Murdochs britisches Zeitungsunternehmen, zu dem News of the World gehörte, vor Gericht muss. Scotland Yard hat angekündigt, Murdoch vernehmen zu wollen. Zudem hat das FBI in New York Zehntausende E-Mails von Murdochs News Corp sichergestellt. Diese waren im Prozess nicht benutzt worden und werden noch ausgewertet. Die Angelegenheit ist für Murdoch also längst nicht ausgestanden.

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