Randalierende Franzosen:Polizeieinsatz endet mit Verletztem und Festnahmen

French soccer fans watch the 2014 World Cup soccer match between France and Nigeria on a large screen at Copacabana beach in Rio de Janeiro

Französische Fans sorgten während des Viertelfinals für Unruhe.

(Foto: REUTERS)

Während des Viertefinalspiels zwischen Deutschland und Frankreich müssen im Stadion Sicherheitskräfte eingreifen. Nigeria droht eine Strafe von der Fifa. Costa Rica fürchtet Schwalben von Arjen Robben, Landon Donovan kritisiert Jürgen Klinsmann.

Frankreich, Festnahmen: Ein kurzer Polizeieinsatz auf der Tribüne des Maracanã-Stadions endete mit einem verletzten französischen Fan und zwei Festnahmen. Bei der 0:1-Niederlage im WM-Viertelfinale gegen Deutschland hatte der private Sicherheitsdienst die Polizeibeamten herbeigerufen, weil die Franzosen ihre Sitzplätze nicht einnehmen wollten und handgreiflich wurden. Ein Franzose wurde mit einem Schlagstock von einem der sechs herbeigeeilten Militärpolizisten am Kopf verletzt. Der Vorfall spielte sich im ersten Durchgang ab. Die abgeführten Franzosen wurden von brasilianischen Fans im Tribünenblock höhnisch beklatscht.

Nigeria, Strafe: Wegen der unerlaubten Einmischung der Politik in die Arbeit des nationalen Verbandes droht Nigeria eine Suspendierung durch die Fifa. Mit der Ankündigung der Strafe reagierte die Fifa auf die Festnahme des nigerianischen Verbandspräsidenten Aminu Maigari unmittelbar nach der WM-Rückkehr des Teams in die Heimat nach dem Achtelfinal-Aus. Zudem seien Mitglieder der NFF-Exekutive unerlaubterweise von ihren Aufgaben entbunden worden. Nigerias Sportminister habe für diesen Samstag einen außerordentlichen Verbands-Kongress mit Neuwahlen angesetzt, teilte die Fifa weiter mit.

Der Weltverband stellte klar, er würde nur den für 26. August angesetzten Kongress des nigerianischen Verbandes NFF anerkennen, auf dem auch Neuwahlen vorgesehen sind. Nigeria hat nun bis zum kommenden Dienstag Zeit, den gewählten Präsidenten Maigari und die anderen Funktionäre wieder einzusetzen. "Die Fifa hat den nigerianischen Verband daran erinnert, dass alle Fifa-Mitgliedsverbände ihre Dinge unabhängig und ohne Einfluss von Dritten regeln müssen", erklärte Fifa-Sprecherin Delia Fischer. Eine Verletzung der Fifa-Statuten könne sogar den Ausschluss der NFF nach sich ziehen.

Costa Rica, Viertelfinale: Trainer Jorge Luis Pinto vom Überraschungsteam Costa Rica fürchtet im Viertelfinale gegen die Niederlande vor allem die "Schwalben" von Arjen Robben. "Darüber sind wir sehr besorgt", sagte der Kolumbianer vor dem Duell mit dem Bayern-Star am Samstag (22.00 Uhr Liveticker auf SZ.de): "Ich bitte die Fifa und den Schiedsrichter, sehr vorsichtig zu sein und genau hinzuschauen." Robben hatte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Mexiko mit einer spektakulären Flugeinlage den Elfmeter zum Siegtreffer von Klaas-Jan Huntelaar in der Nachspielzeit herausgeholt. Nachher entschuldigte er sich für eine andere "Schwalbe" während des Spiels. "Er ist einer der drei, vier besten Spieler der Welt", sagte Pinto, "aber wir sind sehr besorgt wegen seiner Schwalben." Der Coach des krassen Außenseiters, der erstmals in der WM-Geschichte in der Runde der letzten Acht steht, forderte von den Referees ein klares Zeichen. "Vielleicht muss er das Feld verlassen, weil er zwei Gelbe Karten wegen Schwalben bekommt", sagte Pinto, "das kann passieren."

USA, Kritk: Der von Jürgen Klinsmann ausgemusterte Landon Donovan hat nach dem Achtelfinal-Aus der USA gegen Belgien den ehemaligen Bundestrainer scharf attackiert. Der 32 Jahre alte Rekordtorschütze der Nationalmannschaft warf dem US-Chefcoach vor, eine zu defensive Taktik gewählt zu haben. "Ich glaube, das Team war nicht auf Erfolg eingestellt", sagte Donovan nach dem 1:2 gegen die Belgier und ergänzte: "Es hatte den Anschein, als hätten wir vom taktischen Standpunkt her nicht alles gegeben." Wäre es nach ihm gegangen, betonte Donovan, hätte die Mannschaft "auf Sieg" gespielt. Seine Teamkollegen nahm Donovan in Schutz. "Die Jungs haben alles getan, was sie konnten, was von ihnen verlangt wurde." Eine Rückkehr in die Nationalmannschaft dürfte sich für Donovan damit erledigt haben. Klinsmann hatte den Fan-Liebling, der mit 57 Länderspieltoren und 57 Assists die Rekordlisten anführt, vor der Endrunde aussortiert.

Kolumbien, Sicherheit: Kolumbiens Hauptstadt Bogota hat für das WM-Viertelfinale gegen Brasilien am Freitag den Verkauf von Mehl und Rasierschaum verboten. Die Polizei will damit Ausschreitungen auf den Straßen verhindern. In dem fußballverrückten Land werden Fans bei Siegesfeiern häufig mit Schaum eingeseift und in "Mehl-Bomben" gehüllt. Beides führt nach Angaben der Behörden regelmäßig zu Schlägereien. Auch der Verkauf von Alkohol wird für die Begegnung zwischen den Südamerika-Rivalen am Freitag verboten, zudem soll ein erhöhtes Polizeiaufgebot für Sicherheit sorgen. Nach dem Sieg gegen Uruguay am vergangenen Samstag waren mehr als 3200 Schlägereien mit 34 Verletzten in Kolumbien gezählt worden.

Argentinien, Fans: Argentinische Fußballfans haben beim Achtelfinalsieg gegen die Schweiz (1:0 n.V.) am Dienstag 282 Sitzschalen in der WM-Arena in São Paulo zerstört. Dies bestätigte der brasilianische Erstligist SC Corinthians als Stadioneigentümer, der den Schaden vertragsgemäß vom Fußball-Weltverband Fifa ersetzt bekommt. Laut Klubangaben zeigen Videoaufnahmen argentinische Fans, die auf den Sitzen herumsprangen, dazu einige, die in schneller Reihenfolge die Schalen absichtlich zerstörten. Bei den anderen WM-Spielen zuvor waren nicht so viele Sitze beschädigt worden. Der Verein versprach, vor dem Halbfinale am kommenden Mittwoch für Ersatz zu sorgen.

Viertelfinale, Schiedsrichter: Der argentinische Schiedsrichter Nestor Pitana (39) pfeift das brisante WM-Viertelfinale der deutschen Nationalmannschaft am Freitag (18.00 Uhr MESZ/ARD) in Rio de Janeiro gegen Frankreich. Das gab der Weltverband Fifa am Mittwoch bekannt. Für das Viertelfinale des WM-Gastgebers Brasilien gegen Kolumbien am Freitag (22.00 Uhr MESZ) in Fortaleza hat die Fifa den Spanier Carlos Velasco angesetzt.

DFB-Elf, Abwehr: Mats Hummels und Lukas Podolski stehen Bundestrainer Joachim Löw am Freitag (18.00 Uhr MESZ/ARD) im WM-Viertelfinale in Rio de Janeiro gegen Frankreich wieder zur Verfügung. Der Dortmunder Abwehrspieler Hummels hat seinen fiebrigen Infekt auskuriert. Podolski vom FC Arsenal ist nach einer Zerrung im Oberschenkel wieder einsatzfähig. "So gut wie wieder hergestellt", twitterte Hummels (25) am Mittwoch. Er nahm genauso wie Podolski (29) auch am Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Mittwochvormittag Ortszeit in Santo André teil. Beide hatten im Achtelfinale gegen Algerien (2:1 n.V.) gefehlt. Auch Bastian Schweinsteiger, der mit Krämpfen ausgewechselt werden musste, sei wieder fit, berichtete Torwarttrainer Andreas Köpke. Dafür fehlte Christoph Kramer, der gegen Algerien sein WM-Debüt gefeiert hatte, beim Training. Er habe "leichten Schüttelfrost", sagte Köpke. Es würden am Mittwochabend aber alle Spieler nach Rio mitfliegen. Verzichten muss Löw gegen die Franzosen aber auf Shkodran Mustafi. Für den 22-Jährigen ist die WM wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel beendet. Laut Köpke werde der Profi von Sampdoria Genua jedoch bei der Mannschaft bleiben und behandelt werden.

Holland, Ausfälle: Die Niederlande müssen im Viertelfinale gegen Costa Rica am Samstag auf die beiden Mittelfeldspieler Nigel de Jong und Leroy Fer verzichten. De Jong fällt wegen eines kleinen Risses in der Leistengegend mindestens zwei Wochen aus und dürfte bei der WM in Brasilien nicht mehr zum Einsatz kommen. Fer absolvierte nach seinem kleinen Muskelfaserriss im Oberschenkel am Mittwoch in Rio de Janeiro zwar wieder Lauftraining, die Partie in Salvador kommt für ihn aber noch zu früh. Arjen Robben ließ es bei strahlendem Sonnenschein locker angehen und beendete die Übungseinheit vorzeitig. Sein Einsatz ist aber nicht gefährdet.

Argentinien, Diego Maradona: Trotz Argentiniens Einzug ins WM-Viertelfinale ist Fußball-Legende Diego Maradona unzufrieden mit der Leistung der "Albiceleste". Er fühle "Bitterkeit" und "Wut", sagte der Ex-Nationalspieler in seiner Sendung "De Zurda" im venezolanischen Sender Telesur. "Mir scheint, dass wir noch immer nicht gestartet sind." Nach Einschätzung des Ex-Trainers rufe das Team derzeit nur 40 Prozent seines Potenzials ab. "Es gibt Spieler, die noch nicht angefangen haben, die WM zu spielen", kritisierte Maradona. Dies könne zum Problem im Viertelfinale gegen Belgien werden: "Wenn Argentinien nicht aufwacht, sind wir in Schwierigkeiten." Die Mannschaft habe "keinen Rhythmuswechsel, keine Bewegung im Angriff", monierte der 53-Jährige weiter und fügte mit Blick auf Lionel Messi hinzu: "Der Junge ist ziemlich allein. Wenn ihm mal nichts gelingt, sollten wir ihn nicht für die argentinische Katastrophe verantwortlich machen."

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