Test für angehende Lehrer:"Den weniger Geeigneten vermitteln: Zieht die Notbremse!"

Mit einem sicheren Job und viel Urlaub wird um Junglehrer geworben. Doch angehende Pädagogen sollten wissen, ob sie die Persönlichkeit für diesen herausfordernden Beruf mitbringen. Ein Bildungsforscher erklärt, wie man seine Eignung testet.

Von Jeannette Goddar

Der Klagenfurter Psychologe Johannes Mayr hat das von den deutschen Bundesländern empfohlene Portal zur Laufbahnberatung CCT mitentwickelt. Es bietet Informationen zum Berufseinstieg und einen Fragebogen zur Selbsterkundung - auch für Quereinsteiger.

SZ: Mit Ihrem Fragebogen habe ich versucht herauszufinden, ob ich eine gute Lehrerin wäre. Meine psychische Stabilität und meine Fähigkeit zur Selbstkontrolle sprechen dafür, aber es mangelt mir offenbar an Kontaktfreude . . .

Johannes Mayr: Und? Wechseln Sie nun den Beruf?

Es scheint mir gewagt, das anhand von zwölf Fragen zu entscheiden.

Das wäre auch zu gewagt. Aber immerhin wissen Sie bereits, dass Sie einige wichtige Voraussetzungen mitbringen. Über einen anderen Punkt sollten Sie sich Gedanken machen. Tatsächlich ist der Fragebogen trotz seiner Kürze erstaunlich prognosefähig und sagt viel darüber aus, ob sich jemand im Lehrerberuf bewähren wird.

Über meine didaktischen Kompetenzen und die Fähigkeit, pädagogisch herausfordernde Situationen durchzustehen, habe ich aber nichts gelernt.

Ihr Durchhaltewillen und Ihre Resilienz sind in Ihrer Persönlichkeit begründet, darüber haben Sie durchaus etwas erfahren. Um Ihre Eignung zu überprüfen, sollten Sie aber noch einige Schritte mehr gehen: Sie können sich beispielsweise bei der "Geführten Tour für Quereinsteiger" auf unserer Website mit Ihren bisherigen pädagogischen Erfahrungen auseinandersetzen. Aber natürlich müssen pädagogisch-didaktische Kompetenzen auch später in der Aus- und Fortbildung vermittelt werden. In einem ersten Schritt wollen wir vor allem jene ermutigen, für die der Beruf passt: Probiert es! Den weniger Geeigneten wollen wir vermitteln: Zieht die Notbremse! Und diejenigen, die es probieren, sollten weiterhin immer wieder Bilanz ziehen, ob das Lehrerdasein etwas für sie ist.

Sorgen denn nicht die Kultusministerien dafür, dass nur geeignete Bewerber den Dienst an den Schülern antreten?

Einige schon. Zuweilen wird aber auch mit einem "sicheren Beruf" und "viel Urlaub" geworben. Das führt zur Verstärkung des Problems, dass sich einerseits interessante Menschen mit wertvoller Praxiserfahrung bewerben, und andererseits solche, die in anderen Berufen nicht Fuß fassen konnten - vom weltfremden Philosophen bis zum Physiker, dem stets nach kurzer Zeit gekündigt wurde. Berufswechsel sind ja nichts Schlimmes. Nur: Wer immer aus denselben Gründen gescheitert ist, wird das mit einiger Wahrscheinlichkeit auch an der Schule tun.

Sollten Interessierte sich vorab einem Praxistest unterziehen?

Das wäre eine gute Möglichkeit. Nordrhein-Westfalen verlangt zum Beispiel von angehenden Lehramtsstudierenden ein Eignungspraktikum. Seiteneinsteiger durchlaufen dort eine pädagogische Einführung in den Schuldienst, bei der sie zwölf Monate lang begleitet werden, speziell in den ersten Wochen. Ein Jahr ist allerdings eine lange Zeit, um festzustellen: Ich habe mich geirrt. Insofern sage ich Bewerbern: Überprüfen Sie Ihren Berufswunsch vorab! Geben Sie Nachhilfe oder arbeiten in einem Ferienlager mit! Holen Sie dabei auch Rückmeldungen von den Jugendlichen ein! Online-Angebote können nur ein Mosaikstein sein. Aber sie sind ein wichtiger.

Kontakt: Portal zur Laufbahnberatung CCT (Career Counselling für Teachers), www.cct-germany.de

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