Beißender Geruch an Bord:Flugzeug muss auf winziger Pazifikinsel landen

Midway Atoll im Pazifik mit Landebahn

Gerade mal genug Platz für die Landebahn: das Midway-Atoll im Pazifik.

(Foto: AP)

Auf den Midwayinseln mitten im Pazifik findet man Vögel, ein paar Wissenschaftler und eine Landebahn - ein Glück für 335 Passagiere, denen es wegen eines üblen Geruchs an Bord schlecht erging.

Etwa auf der Hälfte der Strecke von Kalifornien nach Japan taucht im Norden des Pazifiks ein winziges Atoll auf, das passenderweise Midway heißt: Es ist nur ein wenig größer als sechs Quadratkilometer. Doch entscheidend für die Passagiere eines Fluges von Honolulu auf die Insel Guam war (welche wie auch das Midway Atoll zum weit entfernten Außengebiet der USA gehört): Auf diesen sechs Quadratkilometern gibt es eine Landebahn.

Denn eine Boeing 777 der United Airlines legte dort mit 348 Menschen an Bord einen außerplanmäßigen Stopp ein, an Bord war es für die Passagiere nicht mehr auszuhalten. Auf einer der kleinsten und abgelegensten Inseln des Pazifiks mussten die 335 Passagiere und 13 Besatzungsmitglieder sieben Stunden ausharren, bevor ein anderes Flugzeug sie zum Ausgangsflughafen Honolulu zurückbrachte.

United-Airlines-Sprecherin Mary Clark sagte dem Sender CNN, dass es einen Geruch in der Kabine gegeben habe, ohne weitere Details zu nennen. Die Untersuchungen dauerten noch an. Passagiere hingegen schilderten den Vorfall etwas drastischer.

"Der Kapitän sagte, dass es Rauch im Cockpit gebe, und dass der Radar sowie andere elektronische Systeme ausgefallen seien, so dass sie landen müssten", sagte Karen von Merveldt-Guevara CNN. Die Passagierin habe wegen des Gestanks würgen müssen. "Nach einer Turbulenz wurde es ganz still. Wir alle beteten", berichtete sie.

Ein Sprecher der Luftfahrtbehörde FAA erklärte CNN, es sei ein "elektrischer Geruch" in der Kabine oder im Cockpit wahrgenommen worden. Merveldt-Guevara sagte, dass die Passagiere schon vor dem Start in Honolulu auf einen Geruch im Cockpit hingewiesen wurden und einige daraufhin ausgestiegen seien.

Sie habe sich entschieden, an Bord zu bleiben, weil sie mit 25 Verwandten zu einem Familientreffen in Guam unterwegs war. Sie habe das Ticket als Geschenk in letzter Minute eine Woche vor dem Abflug erhalten. "Ich dachte, das war gottgesandt, da kann nichts schiefgehen", sagte sie.

Mehr als nur Geruchsbelästigung

Auf Flügen kommt es immer wieder zu solchen sogenannten "fume events", bei denen ein seltsamer oder beißender Geruch an Bord wahrgenommen wird, manchmal ist sogar Rauch sichtbar. Eine Ursache dafür sind schadhafte Dichtungen in den Turbinen, aus denen die Luft für die Kabine angesaugt wird - bei einem fume event eben auch giftige Dämpfe. Betroffene und Gewerkschaften machen diese für Folgekrankheiten bei der Besatzung verantwortlich, bis hin zu Nervenschäden (aerotoxisches Syndrom).

"Wenn die Atemluft mit Rückständen von heißem Öl verunreinigt ist, gelangt ein bunter Mix aus Stoffen in die Bordluft - und keiner weiß, wie sich dieser Cocktail auswirkt", sagte Jörg Handwerg, Sprecher der Pilotenvereinigung Cokpit, in einem Interview zu Süddeutsche.de.

Die Midwayinseln liegen nordwestlich von Hawaii und haben nur gut sechs Quadratkilometer Landfläche. Sie zählen zu den Außengebieten der USA. Heute leben dort meist nur Wissenschaftler. Die Schlacht um Midway zwischen den USA und Japan im Juni 1942 gilt als einer der Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg. Ein halbes Jahr nach dem Überfall der Japaner auf Pearl Harbor siegten dort die USA.

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