18 Bundesligisten, 18 Geschichten:Bayern holt den nächsten Götze

Hertha BSC v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Auch seine beiden Brüder kicken nun in München: Mario Götze.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Fußball-WM ist vorbei, und nun? Der FC Bayern sichert sich die Dienste des jüngsten Götze-Bruders, der SC Freiburg trauert einem Weltmeister nach - und Wolfsburg schießt in drei Spielen 46 Tore. Was bei den 18 Bundesligisten los ist.

  • SC Paderborn

Mit den Tests gegen Unterklassige ist es so eine Sache: Entweder man gewinnt hoch und tut etwas für die Teammoral oder man verliert und beschädigt sie nachhaltig. Beim SC Paderborn hat ebenjene Moral nach den ersten Spielen zumindest einen Knacks erlitten. Gegen die Drittligisten Bielefeld und Osnabrück gab's eine 0:2-Niederlage und ein 1:1. Jetzt fährt der Aufsteiger erst einmal ins Trainingslager nach Achenkirch in Österreich. Dort warten drei "hochkarätige Gegner", wie die hauseigene Website wirbt. Nämlich Athletic Bilbao, Maccabi Haifa und Trabzonspor. Na ja. Immerhin müssen sich die Paderborner da nicht mit der Favoritenrolle herumschlagen.

  • 1. FC Köln

Am Dienstag um 10:08 Uhrlandete Lukas Podolski in Berlin und band sich eine Kölner Stadtflagge um die Schultern. Fünf Stunden und 20 Minuten später setzte der Nippon Airways-Flug NH 941 in Düsseldorf auf. Mit an Bord: Yuya Osako, einer der prominentesten Neuzugänge des Aufsteigers 1. FC Köln. WM-Teilnehmer Osako, der vom Zweitligisten TSV 1860 München kommt, stößt nun zu seinen neuen Teamkollegen. Insgesamt sieben Spieler verpflichtete der Aufsteiger - er will schließlich nicht gleich wieder eine Spielklasse tiefer rutschen. Um sich besser kennenzulernen, wird die Mannschaft in den kommenden Tagen sicherlich das ein oder andere Kölsch zischen gehen. Nicht auszuschließen, dass auch Lukas Podolski mitkommt.

  • Hamburger SV

Bald schon, bald wird beim Hamburger SV aus der Führungsmannschaft kaum einer mehr im Amt sein, der den Klub in der vergangenen Saison millimeternah an den Abstieg herangeführt hat. Karl Gernandt ist neuer Aufsichtsratschef, in Dietmar Beiersdorfer wurde ein neuer Vorstandsboss installiert. Dessen erste Amtshandlung war die Verpflichtung von Bernhard Peters als neuem Nachwuchschef. Ein Sportdirektor soll noch folgen, womöglich auch ein Trainer. Bleibt zu hoffen, dass der HSV unter all den Umwälzungen in der Führungsetage nicht vergisst, auch seinen Kader umzuwälzen. In Pierre-Michel Lasogga und Zoltán Stieber sind erst zwei Zugänge fix. Dabei war Lasogga in der Rückrunde auch schon da.

  • VfB Stuttgart

Armin Veh hat's schon einmal gemacht: Mit dem VfB Stuttgart die Meisterschaft gewonnen. Sieben Jahre nach dem Triumph darf er nochmal ans Werk, entsprechend erwartungsvoll wird der neue Trainer in Stuttgart beäugt. Das erste Trainingslager des Sommers hat der VfB schon hinter sich, allerdings mit unschönem Effekt: Mohammed Abdellaoue erlitt einen Knorpelschaden und muss monatelang pausieren. Ob Veh noch einen Stürmer nachformen kann? Eine Woche geht es nochmal ins Trainingslager im Zillertal - dieses Mal hoffentlich mit besserem Ergebnis. Muss ja nicht gleich für die Meisterschaft reichen.

  • SC Freiburg

Der SC Freiburg hatte einen Weltmeister im Kader. Unglaublich. Wie lange sie den halten können, das war die andere Frage. Jetzt ist klar: Nicht lange. Matthias Ginter wechselt zu Borussia Dortmund, zehn Millionen Euro soll der BVB bezahlt haben. Damit ist auch fix, dass der 20-jährige Verteidiger nicht mit ins Trainingslager nach Schruns fahren wird. Doch sein Platz im Bus bleibt nicht leer: In Erwartung von Ginters Weggang hat Freiburg den serbischen Defensivspieler Stefan Mitrovic von Benefica Lissabon verpflichtet. Der ist kein Weltmeister. In dieser Hinsicht bleibt den Freiburgern nur Ehrenspielführer Joachim Löw. Immerhin.

  • Eintracht Frankfurt

Schon seit längerem ist es in der Bundesliga Brauch, den Stadionnamen als Sponsorenplattform zu verwenden. Dumm ist nur, wenn man für den sperrigen Namenszusatz kein Geld bekommt. So passiert bei Eintracht Frankfurt, wo eine Bank sich für die WM in Deutschland die Namensrechte gesichert hat, ohne dass der Klub beteiligt gewesen wäre. Das soll sich jetzt ändern, der Vertrag wird in diesen Tagen neu verhandelt. Und Frankfurt könnte den Zuschuss gut gebrauchen. Die Abgänge lesen sich wie ein Who-is-Who der wichtigsten Spieler der vergangenen Saison. Zuzüge gab´s außer Timothy Chandler von Nürnberg noch keine nennenswerten.

Hoffenheim wird seriös

  • Werder Bremen

Still ist's geworden um Werder Bremen, den Bayern-Rivalen a.D. und Deutschen Meister von 2004. Der zweite Platz im deutschen Fußball ist außer Reichweite geraten, Trainer Robin Dutt muss sich mit einem schmalen Kader begnügen, der noch weiter schrumpfen könnte. "Niemand ist unverkäuflich", hat Geschäftsführer Thomas Eichin kürzlich gesagt und auf das liebe Geld verwiesen, das an der Weser derzeit fehlt. Die gute Nachricht in diesen grauen Bremer Tagen: Ex-Profi Tim Borowski hat seine Marketing-Ausbildung bei Werder erfolgreich abgeschlossen. Vielleicht kann er den Verantwortlichen bald beibringen, wie der Erfolg zurückzuholen ist - auch mit wenig Geld.

  • Hertha BSC Berlin

Wenn Hertha BSC Berlin so weiter macht, gerät der 19-Siege-am-Stück-Rekord des FC Bayern noch in Gefahr. Vier Testspiele hat die "Alte Dame" der Bundesliga bestritten, alle vier hat sie gewonnen. Die Gegner waren zwar höchstens Regionalligisten, aber wer weiß: Vielleicht sind die Erfolge Ausdruck eines neuen Berliner Selbstbewusstseins. Der jüngst vom AZ Alkmaar verpflichtete Belgier Roy Beerens scheint den Hauptstadtstolz schon angenommen zu haben, wenn er von seinen eigenen Vorzügen schwärmt. Sie lauten: "Dribblings, Schnelligkeit und meine Siegermentalität."

  • Hannover 96

Martin Kind, der Bigboss von Hannover 96, hat einen schönen Satz über seinen Mittelfeldspieler Szabolcs Huszti gesagt. "Das Einkommen hat bei Szabolcs einen besonderen Stellenwert", sagte Kind der HAZ, womit so ziemlich alles gesagt wäre: Huszti, der an guten Tagen einer der genialischsten Mittelfeldspieler der Liga sein kann, will mehr Geld verdienen. Egal bei wem, egal wo. Und sei es in China. Dorthin wird Huszti tatsächlich wechseln, wenn er den Medizincheck besteht, der Verein heißt Changchun Yatai. Wir wünschen viel Freude, und: ein prall gefülltes Bankkonto.

  • TSG Hoffenheim

Was ist von der TSG Hoffenheim in der vergangenen Saison geblieben? Ein kassiertes Phantomtor gegen Bayer Leverkusen - und die Komödie um Muskelpaket Tim Wiese. Ersteres wird auch in der kommenden Saison nicht auszuschließen sein (fehlende Technik), Zweiteres ist immerhin formal noch bis 2016 an den Klub gebunden (Transferpolitik). Doch der Verein will sich lösen von solchen Spirenzchen und wieder ein seriöseres Image erlangen. Ganz ernsthaft wurde also Adam Szalai von Schalke 04 verpflichtet, auch Oliver Baumann ist nun Hoffenheimer. Die Belohnung: Eine Woche Trainingslager in der Schweiz, danach ein Testspiel gegen den CFC Genua. Immerhin ein steinalter italienische Fußballklub - total seriös also.

  • FC Augsburg

Daniel Baier flankt von links, Tobias Werner nimmt den Ball mit der Brust an, dreht sich und schießt volley aufs Tor. Für das erste Training nach der WM hatte sich der FC Augsburg eine schöne Übung ausgedacht: das Siegtor von Mario Götze aus dem Finale nachzustellen. Dann prallte auch noch Nachwuchsspieler Raphael Framberger unglücklich gegen das Reservehäuschen. Die Folge: Platzwunde an der Stirn, Framberger musste genäht werden - wie zwei Tage vorher Schweinsteiger in Rio.

  • FSV Mainz 05

Jara nach Mainz? Nein, um Gottes Willen, die Macher des FSV Mainz 05 haben natürlich nicht Kurt Jara als neuen Trainer verpflichtet und dafür Tuchel-Nachfolger Kasper Hjulmand nach wenigen Wochen in die Einöde geschickt. Ein Jara kommt nach Mainz, aber nicht Kurt, sondern Gonzalo, ein defensivbegabter Chilene, der bei der WM in vier Spielen zum Einsatz kam. Jara ist schon eine Attraktion in Mainz und soll helfen, Jahr eins nach Thomas Tuchel gut zu bewältigen. Anfang kommender Woche steht dann auch fest, gegen wen die Nullfünfer in der dritten Runde der Europa-League-Qualifikation ranmüssen. Es drohen Kracher wie Hapoel Ironi Kirjat Schmona oder Kardemir Karabükspor.

Weidenfeller auf der Gondel

  • Borussia Mönchengladbach

Nach 40 Jahren hat Borussia Mönchengladbach wieder einen Weltmeister in seinen Reihen. Doch wie die meisten glücklichen Begebenheiten des Lebens hat die Sache einen Haken: Christoph Kramer, der tapfere Sparringspartner der Argentinier aus dem WM-Finale, gehört Bayer 04 Leverkusen. Gladbach hat ihn bis 2015 ausgeliehen. Und weil jeder Klub gerne auf einen Weltmeister in seinem Kader verweisen möchte, wird Leverkusen (null Weltmeister) Kramer bald zurückfordern. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl gibt sich schon mal kämpferisch: "Chris fühlt sich sehr wohl bei uns. Wir werden mit aller Macht versuchen, ihn bei uns zu halten."

  • VfL Wolfsburg

Am Dienstagabend hat der VfL Wolfsburg viele Tore geschossen, elf an der Zahl. Aber es war auch nur ein Testspiel gegen eine Stadtauswahl, so dass zu fragen bleibt, wie es denn beim 11:1 um Himmels willen zu diesem Gegentor kommen konnte. Auffällig ist, dass Trainer Dieter Hecking zum Start in die Vorbereitung ausschließlich auf unterklassige Gegner setzt, was natürlich bombig fürs Torverhältnis ist. In drei Spielen kamen die Wolfsburger auf immerhin 46 Tore, wie damals in der D-Jugend. Eine schlechte Nachricht gibt es dann doch noch: Patrick Ochs hat sich das Kreuzband im linken Knie gerissen. Sechs Monate Pause.

  • Bayer 04 Leverkusen

Obacht vor Bayer 04 Leverkusen: Dort hat jetzt ein original Meistertrainer der österreichischen Bundesliga das Sagen. Roger Schmidt, der von Red Bull Salzburg kam, macht sich gerade ans Werk, eine Liste namhafter Zugänge (Hakan Calhanoglu aus Hamburg, Josip Drmic aus Nürnberg etc.) in den Werkself-Kader zu integrieren. Könnte gut funktionieren - man weiß ja seit der WM in Brasilien, wozu österreichische Meistertrainer fähig sind (siehe: Joachim Löw beim FC Tirol Innsbruck im Jahr 2002).

  • FC Schalke 04

Eben lag Julian Draxler in Rio noch Popsternchen Rihanna in den Armen ("Hatte ich 3 Promille oder ist sie das wirklich?"), nun steht bald wieder der harte Alltag in Gelsenkirchen an. Am Montag beginnt das Trainingslager des FC Schalke 04 in Grassau am Chiemsee, da wird sich zeigen, ob die Neuzugänge wie Eric Maxim Choupo-Moting oder Sidney Sam ins System passen. Draxler dagegen ist in Grassau nicht erwünscht. Trainer Jens Keller sagte: "Julian braucht Zeit, um den Kopf freizubekommen." Damit er nicht mehr nur an die Umarmung mit Rihanna denkt, sondern an schnöde Dinge wie den Bundesligaauftakt gegen Hannover 96.

  • Borussia Dortmund

Roman Weidenfeller kann sich schon mal aufs Gondelfahren freuen. Seinen Geburtstag wird der Torhüter von Borussia Dortmund in Bad Ragaz verbringen, Ende Juli startet der Klub dort ins Trainingslager. Das bedeutet: Neun Tage lang Schweiz, zehn Tage lang Berge, zehn Tage für Trips in die Höhe. Was der BVB sonst noch so macht bis zum Bundesligastart? Vermutlich mal herausfinden, wie es denn nun ohne Robert Lewandowski mit dem Toreschießen klappt. Etwa bei Testspiele gegen Rotweiß Essen, aber auch gegen den FC Liverpool, drei Tage vor der Supercup-Partie gegen den FC Bayern. Ein guter Mix an Aktivitäten also.

  • FC Bayern

Über die Personalie Toni Kroos muss sich nun beim FC Bayern niemand mehr den Kopf zerbrechen, sein Weg führt zu Real Madrid. Das bietet die Gelegenheit, sich dem restlichen Kader zu widmen, denn auch hier gibt es das ein oder andere spannende Personälchen. Da ist etwa Xherdan Shaqiri, der Dreifachtorschütze von der WM, den Matthias Sammer kürzlich als "wichtigen Spieler für die Zukunft" bezeichnet hatte. Via Twitter teilte Shaqiri nun mit: "Ich lebe in der Gegenwart ... und nicht in der Zukunft", was schon als kleines Kampfansägchen zu werten ist. Und dann noch das hier: Nach Mario Götze haben die Bayern nun auch dessen kleinen Bruder Felix, 16, nach München geholt. Er wird künftig unter Heiko Herrlich in der Jugend kicken. Der älteste Bruder, Fabian, spielt übrigens in Unterhaching. Damit sind die drei Brüder wieder (geografisch) vereint.

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