Mieten in der Stadt:Die wichtigsten Tipps für die Wohnungssuche

Mietpreisbremse; Hamburg

Hamburger Wohnungen: Nicht immer ist es leicht, etwas Schönes zu finden.

(Foto: Marcus Brandt/dpa)

Es gilt zu lächeln und ein bisschen zu schwindeln. Wer in Deutschlands Großstädten eine Bleibe sucht, braucht gute Nerven und ein paar Tricks. Die wichtigsten im Überblick.

Von Angelika Slavik

Man könnte mit einer Zahl beginnen. Es sind ja eine Menge Zahlen im Spiel, und jede einzelne davon soll eigentlich nur illustrieren, wie schlecht die Lage ist. Da ist also zum Beispiel der Mieterbund: Die Lieblingszahl des Mieterbunds lautet 250 000. So viele Wohnungen nämlich, hat der Verband berechnet, fehlen, um der Nachfrage wenigstens annähernd gerecht zu werden. Klingt nach einem Albtraum für Wohnungssuchende, ist es auch. Aber auch die Makler kokettieren gerne mit Zahlen, ihre liebste lautet 200. So viele Interessenten meldeten sich in den Ballungsräumen bisweilen für eine einzige Mietwohnung, sagen sie. Und dass es auch kein Spaß sei, da dann den besten Kandidaten rausfiltern zu müssen. Das ist der deutsche Mietwohnungsmarkt im Jahr 2014: Er treibt alle Beteiligten in den Wahnsinn.

Aber weil Rumjammern ja noch keine neue Bleibe macht, hat die SZ die wichtigsten Tipps zusammengestellt, die die Chancen potenzieller Mieter verbessern.

Anfragen, nicht stalken

Schon klar, das Inserat war wirklich verlockend. Mit Balkon! Und Badewanne! Wer vor lauter Begeisterung nun aber aus allen Kommunikationskanälen gleichzeitig losballert, vergibt womöglich seine Chancen, bevor der Auswahlprozess richtig losgeht. Wenn also in der Anzeige steht, man möge Anfragen bitte nur per E-Mail stellen, sollten sich Interessenten daran halten. Und wenn ein privater Vermieter schreibt, Anrufe wären von acht Uhr an möglich, empfiehlt es sich nicht, ihn schon um 7.30 Uhr aus dem Bett zu klingeln. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance, heißt es - und der erste Eindruck ist in diesem Fall eben die Kontaktaufnahme.

Bitte lächeln

Wer einen Einzeltermin zur Besichtigung ergattert hat, darf sich glücklich schätzen - das ist, im Wortsinn, schon mal die halbe Miete. Wichtigste Aufgabe jetzt: sympathisch wirken. Großkotzige Besserwisser haben bei Vermietern schlechte Chancen. In einer Umfrage des Wohnungsvermittlers Immobilienscout24 unter deutschen Vermietern war sympathisches Auftreten der zweitwichtigste Faktor bei der Entscheidung über die Wohnungsvergabe, geschlagen nur von einem nachweisbaren Einkommen. Auf Platz drei: Der künftige Mieter soll "zur Hausgemeinschaft passen". Dahinter folgen Festanstellung und eine positive Schufa-Auskunft. "Man muss nicht im schwarzen Anzug erscheinen", sagt Ulrich Ropertz, Geschäftsführer beim Deutschen Mieterbund. "Aber mit Löchern in den Jeans und Bierflasche in der Hand zur Besichtigung zu erscheinen, wird die Chancen auf einen Mietvertrag nicht unbedingt erhöhen."

Den Streber spielen

Immer öfter veranstalten Makler Massentermine zur Wohnungsbesichtigung. Wer sich schließlich mit Dutzenden Mitbewerbern durch Diele, Bad und Abstellkammer gequetscht hat, sollte schnell entscheiden, ob die Wohnung interessant ist oder nicht. Denn natürlich ist es auch möglich, den Bewerbungsbogen mitzunehmen und dem Vermieter später zukommen zu lassen - aber wenn 20 andere Kandidaten ihre Bewerbung gleich vor Ort abgegeben haben, stehen die Chancen für Spätentschlossene denkbar schlecht. Makler wollen es so einfach wie möglich haben. Hilfreich also: den Streber spielen. Wer Einkommensnachweise, Schufa-Auskunft und eine Kopie des Personalausweises schon dabei-hat, verbessert seine Chancen deutlich. Wer dann auch noch nett lächelt und einen kleinen Hauch Spießigkeit ausstrahlt auch.

Ehrlich sein, meistens

Klar ist: Auf einem angespannten Wohnungsmarkt ist es mit der Privatsphäre nicht weit her. Die Einkommenssituation muss also offengelegt werden, da gibt es kein Entkommen. Außerdem haben die Vermieter ein Recht darauf zu erfahren, wer genau denn eigentlich in die Wohnung einziehen soll - und bei diesen beiden Fragen darf auch nicht geflunkert werden, sonst könnte es später noch Ärger geben. "Alle anderen Fragen gehen den Vermieter rechtlich gesehen nichts an", sagt Mieterbund-Chef Ropertz. Auch eine Schufa-Auskunft dürfe eigentlich erst verlangt werden, wenn grundsätzlich beide Parteien vorhätten, einen Mietvertrag abzuschließen. "Schufa-Auskünfte massenweise schon bei der Besichtigung einzusammeln, ist eigentlich nicht vorgesehen", sagt Ropertz, "aber natürlich ist die Situation in der Realität eine andere." Wer mit einer ungünstigen Schufa-Bewertung kämpft, sollte dafür zumindest eine Erklärung parat haben - und auf Nachsicht des Vermieters hoffen.

Schwindeln, manchmal

Manche Vermieter stellen aber auch gerne Fragen, die mitunter gar keinen Bezug zur Sache haben, etwa die nach der Mitgliedschaft in Vereinen oder nach politischen oder persönlichen Vorlieben. In solchen Fällen könnte man die Auskunft verweigern, doch das schmälert wohl die Chancen. Aber: Hier ist das Schwindeln erlaubt. Und vielleicht die charmanteste Lösung. Anders ist die Situation allerdings, wenn es um Haustiere und um laute Musikinstrumente geht: Der süße kleine Dobermann muss zwar nicht beim ersten Gespräch erwähnt werden - aber spätestens dann, wenn die Unterschrift unter einen Mietvertrag gesetzt werden soll, demzufolge Haustierhaltung vom Vermieter genehmigt werden muss. Hobby-Pianisten tun ebenfalls gut daran, mit offenen Karten zu spielen, sonst ist Stress programmiert.

Alternative Kanäle suchen

Abseits von Wohnungsanzeigen in Zeitungen und Online-Portalen gibt es vor allem in den Großstädten immer wieder private Initiativen, die Wohnungen ohne die etablierten Portale vermitteln - oft kann man sich etwa auf einen E-Mail-Verteiler setzen lassen, der nicht öffentliche Wohnungsangebote auflistet. Ebenfalls hilfreich: die eigenen Kontakte nutzen. Ein Aufruf an die Facebook-Freunde oder eine Mail an die Kollegen sind oft ein effizienter Weg zu einer neuen Bleibe.

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