Gefahren-Atlas:Risiko Radfahren

Viele Straßen im Landkreis sind gefährlich, zugleich sind immer mehr Menschen mit weirädern unterwegs. Die SZ sammelt auf einer interaktiven Karte die neuralgischen Punkte

Von Sonja Seidl, Wolfratshausen/Bad Tölz

Radfahren ist grundsätzlich gesund, aber manchmal auch sehr gefährlich. Wo man im Straßenverkehr besonders aufpassen muss, zeigt der Gefahrenatlas auf sz.de/problemstrassen. Hier können Radler, Fußgänger und Skater in einer interaktiven Karte gefährliche Straßen in und um München melden. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es bisher erst wenige Einträge in den Gefahrenatlas.

Eine Gefahrenstelle steht aktuell in der Diskussion: An der Tattenkofener Straße in Geretsried kam Anfang des Jahres ein Radfahrer bei einem Unfall ums Leben, dort, wo der Zehnerhüttenweg auf die Straße trifft. Ein weiterer Radler wurde dort vor einigen Jahren verletzt. Beide Radler hätten die Straße trotz Hinweisen und Stoppschild überquert ohne abzusteigen, sagt Walter Siegmund, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Geretsried. Gefährlich ist auch die Kreuzung der Tattenkofener Straße mit der Johann-Sebastian-Bach-Straße. Siegmund ist überzeugt: "Unfälle können schon vermieden werden, wenn man sich an die Vorschriften hält."

So argumentiert die Polizei auch für andere Straßen, auf denen es eng wird, wie der Klosterberg in Schäftlarn oder die Starnberger Straße, die durch Hohenschäftlarn führt und eng, kurvig und steil ist. Außerdem gibt es dort reichlich Schwerlastverkehr. Wenn alle vorschriftsgemäß fahren, dann passiert auch nichts, heißt es. Tatsächlich haben die Polizeidienststellen die Unfälle mit Radlern nicht parat, sondern verweisen auf die jeweiligen Präsidien, wo die Zahlen aber erst aus der allgemeinen Statistik gefischt werden müssen.

Werner Grimmeiß dagegen hat eine ganze Liste an Gefahrenstellen parat. Der Tourenleiter des ADFC im Landkreis ist bei den jährlichen Rundfahrten dabei, bei denen der ADFC eine Art Bestandsaufnahme im Landkreis macht. In seiner Heimatstadt kennt sich der Wolfratshauser am besten aus. "Unser Hauptproblem ist die Königsdorfer Straße", sagt er. Zwischen der Straßeneinmündung Am Wasen und der Kreuzung mit der Schießstättstraße fehle ein Radweg - nicht ganz ungefährlich auf der viel befahrenen Bundesstraße.

An der Kreuzung der Königsdorfer mit der Schießstätt- und der Pfaffenriederstraße gebe es sogar "einen Sack voll Problempunkte". Hier seien die Radfahrer komplett allein gelassen, es fehlten Beschriftungen und Markierungen, moniert Grimmeiß. "Manchmal zwickt's schon in der Innenstadt", bestätigt Werner Resenberger, der Wolfratshauser Dienststellenleiter. Vor allem zu Schulwegzeiten und während des Berufsverkehrs. Unfälle passieren jedoch selten, dafür komme es immer wieder zum Streit zwischen Rad- und Autofahrern oder Radfahrern und Fußgängern.

Neuralgische Punkte gibt es auch anderswo. Durchaus gefährlich könne es etwa in Bad Tölz auf der Sachsenkamer Straße werden, sagt Stadtrat Franz Mayer-Schwendtner (Grüne). Gravierende Gefahr bestehe stadteinwärts auf der Kreuzung nach der Bahnunterführung. "Dort sind zwar breite Fußwege, doch darauf dürfen die Radler nicht fahren." Da die Sachsenkamer Straße viel befahren sei, hätten sich dort schon Unfälle mit Radlern ereignet.

Jedes Jahr meldet der ADFC das Ergebnis seiner Rundfahrten an die jeweilige Stadt. "Leider passiert nur wenig", bedauert Tourenleiter Werner Grimmeiß. Schutzstreifen, Beschilderungen - er hätte Ideen, wie man manche Gefahrensituation entschärfen könnte. Die Wolfratshauser Beauftragte für den Radverkehr, Susanne Leonhardt, könne das nicht alleine stemmen. Die Projektgruppe Radverkehr habe auch schon länger nicht mehr getagt. "Die Zusammenarbeit aller, die am Radfahren interessiert sind, ist noch verbesserungswürdig", fasst Werner Grimmeiß zusammen. Ende Juli steht die nächste Rundfahrt des ADFC in Wolfratshausen an.

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