Landesamt für Gesundheit:Bayerns Seen sind sauber

Badegewässerkarte 2014 wird vorgestellt

Einen schlechteren Tag für eine Wasserprobe kann es kaum geben: strömender Regen, Gänsescharen. Melanie Huml machte sich in Starnberg trotzdem ans Werk.

(Foto: P. Kneffel/dpa)

Vor Darm-Bakterien und Blaualgen müssen sich Bayerns Badegäste nicht fürchten. Das Wasser in den Seen des Freistaats ist sauber. 379 Badestellen kontrolliert das Landesamt für Gesundheit regelmäßig. Aber das sind längst nicht alle Stellen, an denen gebadet wird.

Von Anne Kratzer

Auf dunkelroten Lackpumps und in knallroter Hose stakst Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml einen Steg entlang. Auf ihren durchsichtigen Schirm prasselt der Regen. Sie hängt eine an einem Stab befestigte Flasche in den Starnberger See - Huml testet, ob ihre Bevölkerung hier baden kann.

Später freut die CSU-Politikerin sich, "dass die Wasserqualität in Bayern fast überall hervorragend ist". 99 Prozent der Wasserstellen besitzen laut Gesundheitsministerium eine "ausgezeichnete Qualität". Neun Proben wurden mit "gut" bewertet, lediglich eine erhielt die Note "ausreichend" (Baggersee Ingolstadt) und ebenfalls eine "mangelhaft" (Autobahnsee Augsburg).

Hinter dieser Bewertung steckt mehr als die Starnberger Probe der Ministerin. Die Badesee-Qualitätskontrolle ist ein langer Prozess: Von Mai bis September wird an den Badestellen monatlich eine Probe entnommen. Aus insgesamt 16 Messungen aus dem aktuellen und den vergangenen Jahren wird dann ermittelt, wie sauber ein See ist.

"Das Wasser muss 30 Zentimeter unter der Oberfläche abgefüllt werden und das an einer Stelle, die mindestens einen Meter tief ist", sagt Christiane Höller, die Hygiene-Verantwortliche im Bayerischen Landesamt für Gesundheit. Ihre Kollegen untersuchen die Proben dann auf die Darm-Bakterien Escherichia coli und intestinale Enterokokken. Bei starker Hitze werden außerdem Blaualgen in den Seen beobachtet. So schreibt es die EU-Richtlinie vor.

Proben nach strengen Regeln

Die Prüfer entnehmen an 379 Badestellen an 297 Seen im Freistaat ihre Proben. Das sind aber längst nicht alle Stellen, an denen Bayern baden geht. Wie werden die Strände für die Kontrollen ausgesucht? Eine bestimmte Zahl an Menschen muss dort planschen, außerdem darf es in den vergangenen Jahren kein Badeverbot gegeben haben.

Humls Wasserprobe am Montag fiel auf einen Risikotag: Scharen von Wildgänsen schwammen im Wasser oder watschelten am Ufer auf und ab, dazu goss es in Strömen. Genau das, Wildvögel und ihre Fäkalien sowie starke Regenschauer, sind die Hauptrisikofaktoren für die Sauberkeit eines Gewässers, sagt Höller. Wobei es schon extrem starker Regen sein müsse, damit die Seen dreckig werden.

"Dann kann es zum Beispiel über Felder zu Verschmutzungen kommen, wenn nämlich Dünger oder Gülle abgeschwemmt werden." Regen und Vögel sind laut Gesundheitsministerium für das mangelhafte Messergebnis am Autobahnsee Augsburg verantwortlich. Bei der nächsten Kontrollmessung war die Qualität dort aber wieder "ausgezeichnet". Es sind also kurze Einflüsse der Natur, die eine Messung verzerren können.

Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren jedoch Messungen, die, anders als die des Gesundheitsministeriums, auf dauerhaft schlechte Werte kamen. Sie stammten vom ADAC, der dieses Jahr ohne Angabe von Gründen keine mehr machen wird. Seine Wasserproben entnahm der Automobilclub direkt am Ufer, wo sich mehr Schmutz befindet. "Diese Erhebung im Flachwasser ist nicht repräsentativ, da kriegt man keine Aussage über die Wasserqualität", sagt Höller. Ob die Gesundheitsministerin die Wasserprobe denn an der richtigen Stelle genommen hat? Ein Hygienekontrolleur des Landratsamts sagt: "Basst scho".

Die Übersichtskarte aller getesteten bayerischen Seen gibt es im Internet: www.gesundheitsministerium.bayern.de; aktuelle Badewarnungen bei den jeweiligen Landratsämtern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: