Mercedes C-Klasse T im Fahrbericht:Wenig Arbeit im Stau

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Die Mercedes C-Klasse ist der Liebling aller Dienstwagenberechtigten.

Der neue C-Klasse-Kombi sieht sportlich aus, bewegt sich aber lieber gediegen. Dem Fahrer helfen viele elektronische Schutzengel.

Von Jörg Reichle

Es hat ganz den Anschein, als habe Mercedes derzeit das, was man einen Lauf nennt. Ein attraktives Modell nach dem anderen präsentiert man in Stuttgart, zuletzt das traumhaft schöne S-Klasse Coupé, davor den GLA. Und die Zahlen stimmen auch. Der Gewinn im zweiten Quartal stieg gerade um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal - auf satte 2,5 Milliarden Euro.

Trotzdem hängt so viel von diesem einen Modell ab, denn die C-Klasse, Liebling aller Dienstwagenberechtigten, schafft Volumen und bringt entsprechend Geld in die Kasse. Oder eben nicht, im schlimmsten Fall. Das Risiko, das man in Stuttgart mit dem neuen T-Modell eingeht, ist aber denkbar klein. Was nicht zuletzt am Design liegt. "Das Auto ist chic und sportlich geschnitten, den Nutzwert soll man ihm von außen nicht ansehen", erläutert Robert Lesnik. Der Leiter des Exterieur Designs kündigt nebenbei an, dass auch für die bislang riesige E-Klasse das Stündlein des Nutzlasters geschlagen hat. "Dann verzichten wir beim Nachfolger lieber auf 50 Liter Laderaum und betonen stattdessen mehr die Familienähnlichkeit mit der S-Klasse." Schöne Kombis sollen nicht mehr nur aus Ingolstadt kommen.

Auf Laderaum verzichten muss man beim neuen C-Klasse T-Modell nicht, allenfalls relativ. Obwohl die Karosserie um knapp zehn Zentimeter länger und vier Zentimeter breiter wurde, passen trotzdem nur zehn Liter mehr ins Gepäckabteil. Das liegt jetzt mit 490 bis 1510 Liter ziemlich exakt auf dem Niveau des BMW Dreier Touring. Den meisten wird's reichen, zumal man in Stuttgart mit Hirnschmalz und Liebe zum Detail die Nutzbarkeit verbessert hat. So lässt sich die nun dreigeteilte Rücksitzlehne per Tastendruck spielend leicht umlegen und die gegen Aufpreis elektrisch betätigte Heckklappe kann man mit einem angedeuteten Fußtritt öffnen. Eine verschiebbare Rückbank und auch das praktische, separat zu öffnende Heckfenster bleiben aber auch in der neuesten T-Modell-Ausgabe Wunschdenken.

Das T-Modell bewegt sich lieber gediegen

Mit den größten Sprung hat die neue C-Klasse im Innenraum gemacht, das ist im Kombi nicht anders als in der Limousine. Gutes Raumgefühl, schöne Materialien, bestens verarbeitet, bis hin zu echten Alublenden - Ähnlichkeiten mit der S-Klasse sind auch hier weder zufällig noch unerwünscht. Das Wohlbefinden steigern sie jedenfalls enorm, graduell abhängig natürlich von der gewählten der drei Ausstattungslinien, in deren Tiefen man sich gut und gerne einige Tage versenken kann und die neben vielen anderen Details auch die inzwischen Mercedes-typische Wahl zwischen der klassischen Kühlermaske und der SL-verwandten Flachversion ermöglicht. Neu im T-Modell sind das eigens entwickelte Touchpad und ein Head-up-Display für ablenkungsfreie Information.

Die Frage, für welche Motorisierung man sich entscheidet, ist natürlich subjektiv und hängt auch vom verfügbaren Etat ab. Derzeit kann man unter fünf Vierzylinder-Alternativen wählen: Basis-Benziner ist der C180 (115 kW/156 PS; Verbrauch: 5,4 l/ 100 km; ab 35 224 Euro), darüber rangieren der C200 (135 kW/184 PS; 5,5 l/100 km; ab 38 080 Euro) und der C250 (155 kW/211 PS; 5,6 l/100 km; ab 42 602 Euro). Ein C350 Plug-in-Hybrid mit 231 PS Systemleistung kommt zum Jahresende, ebenso wie der einzige Sechszylinder im Programm, der C400 mit Allradantrieb.

Weil man bei Mercedes offenbar das schlechte Image von Diesel fürchtet, ist das D aus den Modellbezeichnungen verschwunden. Stattdessen tragen die Selbstzündermodelle jetzt den vielsagend-nichtssagenden Namenszusatz Bluetec. Nun ja. Jedenfalls stehen zwei Bluetec-Modelle zur Wahl, der C220 (125 kW/170 PS; 4,3 l/100 km; ab 40 341 Euro) und der C250 (150 kW/204 PS; 4,5 l/100 km; ab 45 696 Euro). Hinzu kommt der C300 Hybrid mit 231 PS Systemleistung, ein munterer Antrieb mit günstigem Verbrauch.

Trotzdem: Die Vierzylinder machen das T-Modell allesamt nicht zum Sportwagen. Seine Stärke ist die gediegene Fortbewegung, leise, kultiviert, unaufgeregt, aufs Beste assistiert von der superben Luftfederung mit stufenloser Dämpfungsregelung (1416 Euro). Und weil das nie besser in die Zeit passte als heute, weiß sich der C-Klasse-Fahrer aufmerksam unterstützt von einer Vielzahl elektronischer Schutzengel. Sie helfen ihm unter anderem, Auffahrunfälle zu vermeiden, halten auch im Stop-and-go-Verkehr den Sicherheitsabstand ein, achten auf Querverkehr und Fußgänger und bremsen selbständig, wenn nötig. Auch im Stau hat der Fahrer immer weniger zu tun: Das System folgt selbständig dem Vordermann und ist man zu Hause angekommen, parkt es die C-Klasse auch noch ein. Und dabei hat man das ganze Infotainment noch gar nicht mal erwähnt.

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