Cannabis:Wenn Schwerkranke kriminalisiert werden

Schwerkranke dürfen künftig unter Umständen Cannabis anbauen. Eine rundum zufriedenstellende Entscheidung? Eher nicht. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen wäre wohl der bessere Weg.

Ein Kommentar von Christina Berndt

Schwer kranke Patienten, denen Cannabis bei der Bewältigung ihres Leids hilft, werden bis heute kriminalisiert. Immer wieder werden Wohnungen durchsucht, Pflanzen beschlagnahmt und Strafverfahren eingeleitet. Die meisten dieser Patienten haben eine Genehmigung, sich Medizinalhanf über eine Apotheke aus den Niederlanden kommen zu lassen. Weil die Krankenkassen die Droge aber nicht bezahlen, ist dieser Weg für viele Schwerkranke zu teuer. Wenn sie nicht beim Dealer kaufen wollen, bleibt ihnen kaum etwas anders übrig, als den illegalen Eigenanbau zu wagen.

Es ist gut, dass diese Situation jetzt durch eine mutige Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts beendet werden kann. Doch rundum zufriedenstellend ist das Ergebnis nicht. Immer noch können Behörden Anträge auf Anbau ablehnen. Im aktuellen Urteil ist die Klage eines Mannes abgewiesen worden, der den Hanf in seinem Schlafzimmer anbauen wollte. Das reicht den Richtern nicht. Das Schlafzimmer sei kein Raum, der vor Dritten gut genug geschützt sei. Gerade Schwerkranke aber haben oft kein Zimmer für die Hanfproduktion frei.

Eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen wäre wohl der bessere Weg; auch weil die Eigenproduktion von Medikamenten grundsätzlich kein wünschenswerter Schritt ist. Arzneimittelherstellung ist unter der Aufsicht von Fachleuten schlicht und ergreifend sicherer.

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