Münchner SPD:Neue Gesichter reichen nicht

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Das deprimierende Wahlergebnis der SPD hat Folgen: Der Münchner SPD-Chef hat hingeschmissen, weitere Vorstandskollegen werden folgen. Doch das wird nicht reichen. Die Partei muss endlich von ihrem hohen Ross steigen.

Ein Kommentar von Peter Fahrenholz

Als Erwin Huber noch CSU-Generalsekretär war, also vor sehr langer Zeit, hat er mal den Spruch geprägt, der Sündenbock sei kein Herdentier. Der am Montag zurückgetretene Münchner SPD-Chef Pfaffmann kann sich immerhin damit trösten, dass ihm auch andere Vorstandsmitglieder folgen werden. Eine Herde ist das zwar nicht, aber immerhin eine kleine Gruppe. Der Ruf nach personellen Konsequenzen gehört gewissermaßen zum Ritual nach Wahlniederlagen, und nach dem deprimierenden SPD-Ergebnis bei der Kommunalwahl müssen mit viermonatiger Verzögerung jetzt eben Pfaffmann und seine Vorstandskollegen als Sündenböcke herhalten.

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Vier Monate nach der Kommunalwahl steht die Münchner SPD ohne Vorstand da. Nach dem überraschenden Rücktritt von Hans-Ulrich Pfaffmann kursieren bereits Namen, doch bisher hat sich noch kein Kandidat aus der Deckung gewagt.

Von Dominik Hutter

Die Partei macht es sich damit allerdings zu leicht. Natürlich ist es bequem, den Vorsitzenden in die Wüste zu schicken, wenn es schlecht läuft. Aber die Probleme der SPD werden damit nicht gelöst. Denn so richtig der Befund ist, dass die SPD nicht mehr die München-Partei ist, so falsch ist es, die Schuld daran alleine dem Vorsitzenden und seinem Vorstand anzulasten. Dass die SPD den Kontakt zu ihren potenziellen Wählern verloren hat, muss sie sich als Ganze zuschreiben.

Viel zu lange schon schmoren die Genossen am liebsten im eigenen Saft und beschäftigen sich mit Themen, die außerhalb ihrer Hinterzimmer niemanden interessieren. Hauptsache, der theoretische Überbau stimmt und gendermäßig ist alles korrekt. Der absurde Vorstoß, Spielplätze für Mädchen zu schaffen, ist ein Beispiel dafür, wie sich eine Partei von der Lebenswirklichkeit ihrer Wähler entfernen kann.

Deshalb werden ein paar neue Gesichter an der Spitze auch nicht reichen. Die Partei muss von ihrem hohen Ross steigen und sich wieder mit den alltäglichen Sorgen der Menschen beschäftigen. Das kann die stinkende Schultoilette ebenso sein wie der ausgedünnte Takt der Buslinie. Der erfolgreiche Wahlkampf der Landtagsabgeordneten Ruth Waldmann hat gezeigt, wie es geht. Waldmann kümmert sich auch um die kleinen Probleme in ihrem Stimmkreis und ist dafür mit dem einzigen Direktmandat für die SPD in ganz Bayern belohnt worden.

© SZ vom 23.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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