Polizeieinsätze bei Risikospielen:Bremer Solo im Strafraum

Fußball, Bundesliga, Risikospiele

Polizisten bei einem Bundesliga-Spiel in Frankfurt (Archivbild)

(Foto: dpa)

Der Plan des Bremer Innensenators, die Deutsche Fußball Liga an den Polizeikosten für Risikospiele zu beteiligen, ist ungeschickt. Die Debatte darüber aber ist notwendig. Wie kann der reich gewordene Fußball sich besser an Kosten beteiligen, die er selbst provoziert?

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Bremens Innensenator Ulrich Mäurer von der SPD hat einen Alleingang gewagt - und er ist abgeprallt wie Gonzalo Higuain. Der Stürmer der Argentinier hatte in jener denkwürdigen Szene im Finale von Rio versucht, in den Strafraum der deutschen Nationalelf einzudringen. Dort stieß er mit Torwart Neuer zusammen, nicht mit dessen Knie zum Glück, sondern nur mit dem Oberschenkel. Schiedsrichter Rizzoli entschied: Weiterspielen! Doch selbst die deutschen Unparteiischen stellten gerade erst auf ihrer WM-Klausur fest: Strafstoß für Argentinien und Gelb gegen Manuel Neuer wäre auch okay gewesen.

Mit ähnlicher argumentativer Spannbreite wird nun der Vorstoß von Ulrich Mäurer von der SPD diskutiert. Mit seinem Solo, nicht den lokalen Verein, also Werder Bremen, sondern die Deutsche Fußball Liga (DFL) an Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Risiko-Spielen beteiligen zu wollen, ist er in eine Tabuzone eingedrungen, in den Strafraum einer gesellschaftlichen Debatte.

Und dort wird er nun ignoriert wie Higuain von Neuer. Der Widerstand gegen Mäurers Solo geht quer durch die Parteien, quer durch die Bundesländer. Und ein Entzug des Länderspiels im November gegen Gibraltar würde die Bremer weit mehr an steuerlichen Erlösen kosten, als für den klammen Stadtstaat durch einen DFL-Risiko-Bonus hereinzuholen wäre.

Gefahr eines Flickenteppichs

Aber so geht die Rechnung nicht, sie ist allerdings auch nicht im Alleingang zu stellen. Denn im Hintergrund steht immer die generelle Frage, welche Veranstaltungen eine Gesellschaft haben will. Welche sie über das Gewaltmonopol des Staates garantieren kann. Und da wäre sofort "ein Flickenteppich" geknüpft, wie es DFL-Präsident Reinhard Rauball nennt, wenn jedes Bundesland eine eigene Rechnung für seine Polizeikräfte aufmacht. Wenn Bremen fordern würde, was Berlin nicht fordern will. Weil Berlin offiziell betont, Sport-Veranstaltungen seien ein Markenzeichen ihrer Stadt.

Trotzdem schreibt Mäurers Vorstoß nur eine wichtige Debatte fort. Nämlich die, wie der nicht erst durch den WM-Gewinn reich gewordene Fußball sich besser an jenen Kosten beteiligen kann, die er selbst provoziert. Mit den Innenministern war jüngst vereinbart worden, dass sich Klubs und Verbände stärker bei Präventivmaßnahmen und Fanprojekten engagieren. Ein zweiter Weg wäre es, eine Sicherheits-Umlage (ein Euro?) auf jedes verkaufte Ticket oder jedes Pay-TV-Abo zu erheben. Das ist mit einem Bremer Solo kaum zu erreichen. Aber in diese Richtung muss gedacht werden: Denn wer so viel hat wie der Volkssport Fußball, der darf ruhig teilen wollen.

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