Freising:Macht, Magie und verzweifelte Liebe

Die Premiere des ersten "Freisinger Musicalsommers" ist geglückt. Regisseur Maximilian Widmann hat eine dynamische Inszenierung rund um Reinmarus und die Kräutersammlerin Rosa geschaffen

Von Philipp Weigl, Freising

Viel wurde über die Vorbereitung des ersten Freisinger Musicalsommer berichtet. Am Mittwoch endlich begann das Spektakel mit der ersten von fünf Aufführungen der "Feuerhex", dem mittelalterlichen Singspiel, komponiert von Musikschulleiter Martin Keeser. Bis zuletzt blickten vermutlich alle Verantwortlichen mit bangem Blick zum Himmel (oder auf entsprechende Wetter-Apps), ob es für das Großprojekt trocken bliebe - die Gebete wurden erhört.

Erwartungsvoll strömten alle glücklichen Kartenbesitzer in einen abgetrennten Bereich des in einen Mittelaltermarkt verwandelten Marienplatzes, um vor der prächtigen Bühne Platz zu nehmen. Diejenigen, die keine Eintrittskarte mehr ergattern konnten, erhaschten den einen oder anderen neugierigen Blick durch die Absperrung. Die spielerisch und tontechnisch auf höchstem Niveau wiedergegebene Musik war in jedem Falle gut zu hören.

Die Gesamtleitung der Aufführung lag in den versierten Händen von Norbert Huber. Regisseur Maximilian Widmann gestaltete das Spiel sehr dynamisch und kurzweilig, während der Chor der "freysing larks" dazu die volle Gesangspower beisteuerte. Das Orchester, bestehend aus Schülern und Lehrern der Freisinger Musikschule, lieferte einen eindrucksvollen Sound von knackiger Rockmusik über sanfte Streicher-Arrangements bis hin zu pulsierenden elektronischen Klängen. Die Musiker mussten aus Platzgründen in einen Anbau neben der Bühne ausweichen, da ein Orchestergraben wie in der Oper verständlicherweise nicht zu realisieren war.

Dunkle Zeiten

Im Jahr 1714, also vor 300 Jahren, wurde unter dem barocken Fürstbischof Eckher in Freising das Gefängnis, die "Fronfeste", neu erbaut. Nur ein Jahr später begannen dort die letzten großen Hexenprozesse im Deutschen Reich, die mit dem Tod von 16 meist jugendlichen Menschen endeten. Einblick in die damalige Zeit, aber auch in die historische Weiterentwicklung des Gefängnisses, können im Gefängnismuseum an der Unteren Domberggasse 16 gewonnen werden. Beim Freisinger Musicalsommer werden Führungen durch das Alte Gefängnis angeboten, die täglich um 16 und um 17 Uhr beginnen. Anmelden kann man sich dafür bei Gernot Anders, 0 81 61/8 55 85. Um 18 Uhr öffnet auf dem Marienplatz der kleine Mittelaltermarkt. Am Freitag, 25. Juli, werden dort um 18.20 Uhr Mittelaltertänze von Berufsfachschülern unter der Leitung von Manuela Richter gezeigt. Um 19.15 singt der Unterstufenchor des Dom-Gymnasiums unter der Leitung von Roland März. bt

Pünktlich mit dem Glockenschlag begann die Premiere der "Feuerhex". Die Geschichte spielt um das Jahr 1156. Der Freisinger Steinmetz Reinmarus, von Thomas Hofstetter kraftvoll-überzeugend interpretiert, soll im Auftrag von Bischof Otto am Neubau des Freisinger Doms mitarbeiten. Durch einen Freund erfährt Reinmarus von der gotischen Baukunst in Frankreich, was in ihm den sehnlichsten Wunsch weckt, diese selbst kennenzulernen. Gegenwind erhält er dabei allerdings von seiner Geliebten, der Kräuterheilerin Rosa, denn sie will auf keinen Fall die Heimat verlassen und ihre Tätigkeit aufgeben. Domenica Radlmaier verkörperte die Rosa in ihrer Zerrissenheit und Anmut äußerst eindringlich und berührend. In diesen Konflikt tritt nun der Teufel, mit maliziöser Energie von Robert Weithenauer dargestellt: Er verspricht Reinmarus, dass er diesen in die Lage versetzen werde, großartige Kunstwerke zu erschaffen, wenn er ihm dafür seine Sehnsucht - jenes Gefühl, das der Teufel nicht kennt - überlässt. Zugleich würde dies aber auch die Trennung von Rosa bedeuten. Der Steinmetz willigt ein und es entwickelt sich in der Folge ein dramatisches Geschehen um Macht, Magie und verzweifelte Liebe.

In weiteren Rollen führte Julia Pfleger als Gauklerin mit charmanter Anmut erzählerisch durch das Programm. Eine sehr reizvolle Choreografie bot zudem die Gruppe der Dämonen, die den Teufel bei seinen Auftritten umgaben. Die Hauptrollen sind jeweils doppelt besetzt: so werden in den kommenden Tagen Marina Ferdinand (Rosa), Christian Nowak (Reinmarus) und Thomas Hiermeier (Teufel) abwechselnd mit der Premierenbesetzung spielen.

Am Ende dankten die vielen Zuschauer allen Akteuren mit langem Applaus. Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher würdigte Martin Keeser für dessen Engagement. Der hatte zuvor schon gesagt, mit der Aufführung sei für ihn ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Kulturreferent Hubert Hierl dankte Norbert Huber sowie allen Organisatoren und Helfern für die geleistete Arbeit und den immensen freiwilligen Einsatz. Nach dem großen Zuspruch des Publikums hoffen die Verantwortlichen nun, dass der Musicalsommer zur festen Institution im Freisinger Kulturleben wird.

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