Attacke auf israelische Fußballer in Österreich:"Absolut nicht zu tolerieren"

Testspiel OSC Lille vs Maccabi Haifa türkische und palästinensische Fans stürmen das Spielfeld un

Eklat in Bischofshofen: Chaoten stürmen das Spielfeld und attackieren die Spieler des israelischen Klubs Maccabi Haifa.

(Foto: imago sportfotodienst)

Politiker in Österreich reagieren entsetzt auf die antisemitischen Übergriffe von Randalierern beim Freundschaftsspiel zwischen Maccabi Haifa und dem OSC Lille am Mittwochabend in Bischofshofen. Der Vorfall wirkt sich auch auf einige deutsche Fußballfans aus.

Nach der Attacke gegen israelische Fußballspieler am Mittwochabend in Bischofshofen (Salzburg) zeigen sich österreichische Politiker bestürzt über den Vorfall. Bei einem Testspiel zwischen den Vereinen Maccabi Haifa aus Israel und OSC Lille aus Frankreich waren in der 85. Minute etwa 20 laut Polizei großteils türkischstämmige Österreicher, von denen einige palästinensische Fahnen trugen, auf die israelischen Sportler losgegangen.

Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sagte, der Übergriff sei "absolut nicht zu tolerieren". Österreich stehe "für ein friedliches Miteinander aller Religionen. Das soll auch in Zukunft so sein." Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) forderte eine vollständige Aufklärung des Vorfalls. "Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden, denn in Österreich darf es gegenüber religiös oder antisemitisch motivierter Gewalt absolut null Toleranz geben."

Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sagte, es sei "absolut inakzeptabel", Konflikte aus anderen Ländern nach Österreich zu tragen. "Ich habe immer betont, dass die Grenze zwischen der Gewalt der Worte und körperlicher Gewalt fließend ist. In Bischofshofen wurde diese Grenze mehr als überschritten."

Nach dem Vorfall erklärte der betroffene Verein Maccabi Haifa der Jerusalem Post, der Club glaube an "Koexistenz und Toleranz": "Wir verurteilen die Gewalt, die gegen uns eingesetzt wurde. Dies geschah nicht wegen Sport oder Fußball, sondern weil wir ein Team sind, das Israel repräsentiert." Der Österreichische Fußballbund (ÖFB) nannte es "inakzeptabel", dass "der Fußball als politische Bühne missbraucht wurde".

Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs ist es in den vergangenen Tagen auch in Deutschland zu teils massiven Protesten gegen Israel gekommen, in deren Zuge mehrfach antisemitische Parolen skandiert wurden. Wie das Internetportal Ruhrbarone berichtet, hetzten 14 Neonazis gegen die israelischen U19-Spieler des Vereins Maccabi Netanya, die zu einem Freundschaftsspiel gegen eine Auswahl von Spielern aus Dortmund angetreten waren.

Folgen für deutsche Fans

Als eine "unfassbare Eskalation" verurteilte der Sportmanager des deutschen Bundesligisten SC Paderborn, Michael Born, die jüngsten Übergriffe in Österreich. Am kommenden Samstag tritt der Verein in Wörgl (Tirol) ebenfalls zu einem Freundschaftsspiel gegen Maccabi Haifa an.

Die Partie soll nun unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Unter anderem sind die Paderborner Fans aufgerufen, ihre Personalausweise mit ins Stadion zu bringen, sagte ein Sprecher des Bundesligaclubs der Neuen Westfälischen. Die österreichische Polizei wird nach Angaben eines Sprechers die Vorkehrungen für die Spiele des mehrfachen israelischen Meisters nun "laufend beurteilen."

Etwaige Maßnahmen in Wörgl werden sich wohl nicht nur auf das Spielfeld und die 500 Menschen fassende Tribüne beschränken, sondern auch Kontrollen der Zufahrtsstraßen umfassen. Eine Absage der Begegnung zwischen Paderborn und Haifa sei kein Thema. "Wir wollen dieses Testspiel, weil es einfach ein guter Gegner ist", sagte der Sprecher des SC Paderborn, Matthias Hack.

Es gab keine Festnahmen

Am Mittwochabend musste das Spiel zwischen Haifa und Lille nach dem Zwischenfall abgebrochen werden. Zuvor war es auf dem Platz zu einem Gerangel gekommen, bei dem nach Angaben von Maccabi Haifa der israelische Innenverteidiger Dekel Keinan, 28, und der israelisch-rumänische Rechtsaußen Idan Vered, 24, tätlich angegriffen wurden. Auf einem Youtube-Video ist ein Ausschnitt der Szene zu sehen. Die Angreifer sollen sich nach Polizeiangaben unter die Zuschauer gemischt und zunächst kleinere Plakate mit der Aufschrift "Fuck Israel" hochgehalten haben. Nachdem sie auf die israelischen Spieler losgegangen sind, stürmten Helfer und Ordnungskräfte das Spielfeld. Nach dem Abbruch der Partie sollen weiterhin Gegenstände auf die Spieler des israelischen Teams geworfen worden sein. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand.

Nach Angaben der zuständigen Polizeibehörde gab es keine Festnahmen, die Identitäten der Angreifer seien der Polizei aber bekannt, sagte ein Sprecher.Das Landesamt für Verfassungsschutz habe die Ermittlungen übernommen, heißt es. Detaillierter wollte sich die österreichische Polizei nicht äußern - sie verweist auf die laufenden Ermittlungen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: