Verdacht wegen Geldwäsche:Ex-Espírito-Chef festgenommen

Espirito-Santo-Patriarch Ricardo Salgado

Ein Bild aus besseren Zeiten: Ricardo Salgado während eines Interviews im November 2010

(Foto: AP)

Es geht um Millionen Euro, die in die Schweiz geschleust wurden: Der Ex-Chef der portugiesischen Großbank Espírito-Santo wurde festgenommen. Ricardo Salgado soll in den Skandal um Geldwäsche und Steuerhinterziehung verwickelt sein.

  • Ricardo Espírito Santo Salgado, der frühere Chef der portugiesischen Großbank Espírito Santo, ist festgenommen worden.
  • Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm vor, in einen Skandal um Geldwäsche und Steuerhinterziehung verwickelt zu sein.

30 Millionen Euro an den Steuerbehörden vorbei geschleust

Der portugiesische Bankier Ricardo Salgado ist zehn Tage nach seinem Rücktritt als Chef der angeschlagenen Großbank Banco Espírito Santo (BES) festgenommen worden. Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Lissabon mitteilte, wurde der 70-Jährige wegen des Verdachts der Verwicklung in einen Skandal um Geldwäsche und Steuerhinterziehung von einem Ermittlungsrichter verhört.

Die Festnahme steht nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der "Operação Monte Branco" (Operation Weißer Berg). Dabei handelt es sich um Ermittlungen gegen eine Organisation, die von 2006 bis 2012 an den Steuerbehörden vorbei mehr als 30 Millionen Euro in die Schweiz geschleust haben soll. Salgado war wegen dieser Affäre schon einmal vernommen, aber nicht zu einem Beschuldigten erklärt worden.

Nach Informationen der Zeitung Público hatten Ermittler am Mittwoch zudem die Geschäftsräume der Espírito-Santo-Gruppe (GES) und einzelner Unternehmen durchsucht, die mit dem Firmengeflecht in Verbindung stehen.

Patriarch einer Unternehmer-Dynastie

Salgado gilt als der Patriarch der Espírito-Santo-Dynastie, die um die Bank BES herum ein Imperium von Firmen aufgebaut hat. Er stand 22 Jahre lang an der Spitze der wichtigsten privaten Geschäftsbank Portugals.

Der Name der 150 Jahre alten Bank sowie der Holding geht auf den Familiennamen des Gründers José María do Espírito Santo Silva zurück; seine Nachkommen kontrollieren ein weit verzweigtes Firmenkonglomerat, darunter Versicherungen, eine Kette von Reisebüros sowie Privatkliniken. Konzernmutter ist die Espírito Santo International (ESI).

Das Imperium war in den vergangenen Wochen ins Wanken geraten. Zwei Gesellschaften mussten Insolvenz anmelden. Die portugiesische Zentralbank ist bemüht, die Großbank von den Turbulenzen abzuschirmen. Anfang voriger Woche erklärten Salgado und zwei andere Mitglieder der BES-Führung auf Druck der Notenbank ihren Rücktritt, der Aktienkurs des Geldhauses war dramatisch eingebrochen.

Linktipp: SZ-Korrespondent Thomas Urban erklärt, wie das Familienimperium Espírito Santo die BES an den Rand des Ruins geführt hat.

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