Kämpfe in Libyen:USA evakuieren Botschaft in Tripolis

Tripolis Flughafen Libyen Kämpfe Milizen

Rauch über dem Flughafen von Tripolis - die US-Botschaft liegt ganz in der Nähe.

(Foto: AP)

Die Kämpfe um den Flughäfen werden heftiger: Die USA ziehen ihr Botschaftspersonal aus der libyschen Hauptstadt ab. Auch deutsche Bürger sollen umgehend das Land verlassen.

  • USA ziehen Botschaftspersonal aus Tripolis ab.
  • Rund 150 Mitarbeiter, darunter 80 Marines, reisen Richtung Tunesien aus.
  • Auswärtiges Amt ruft erneut zur sofortigen Ausreise auf.

Nicht mehr "sicher operieren"

Aufgrund der anhaltenden Kämpfe zwischen rivalisierenden Milizen haben die USA ihre Botschaft in der libyschen Hauptstadt evakuiert. Das teilte das Außenministerium in Washington mit. Nach einem Bericht des Senders CNN verließen etwa 150 Angehörige der diplomatischen Vertretung die Stadt am Samstag in einem Autokonvoi in Richtung Tunesien. Die Botschaft habe einfach nicht mehr "sicher operieren" können, werden US-Beamte zitiert. "Die USA haben zusammen mit anderen Staaten beschlossen, dass die ausufernde Gewalt, besonders um die Botschaft, eine echte Bedrohung für unser Personal bedeutet", sagte US-Außenminister John Kerry auf einer Frankreichreise.

Kampf um Flughafen von Tripolis

Das Botschaftsgebäude liegt in der Nähe des internationalen Flughafens von Libyen. Um dessen Kontrolle liefern sich die Milizen heftige Kämpfe. Seit Beginn der Auseinandersetzungen am 13. Juli wurde der Flughafen stark beschädigt, der Flugbetrieb eingestellt. Mehr als 40 Menschen wurden getötet. Auch das Leben in der Stadt ist zunehmend betroffen: Immer wieder fällt der Strom aus, Tankstellen und Banken bleiben geschlossen.

Worum geht es bei dem Konflikt?

Der Flughafen von Tripolis war nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi vor drei Jahren in die Hände der sogenannten Sintan-Brigaden gefallen. Rivalisierende islamistische Milizen versuchen nun, die Brigaden zu vertreiben. Bei den Milizen handelt es sich um ehemalige Revolutionsbrigaden, die sich bis heute weigern, ihre Waffen abzugeben. Nach den Parlamentswahlen vom 25. Juni rechnen Experten mit einer Schwächung der Islamisten und dem Erstarken der Liberalen. Die Islamisten versuchen daher offenbar, ihre Niederlage militärisch zu kompensieren.

Erinnerung an Bengasi

US-Diplomaten in Libyen waren 2012 Ziel eines Angriff radikaler Islamisten auf das Konsulat in Bengasi. US-Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Diplomaten waren bei einem Überfall auf das Konsulat in der libyschen Hafenstadt getötet worden. Der mutmaßliche Drahtzieher, Ahmed Abu Chattalah, wurde im Juni von einem US-Kommando nahe der östlichen Stadt gefasst und in die USA gebracht.

Reisewarnung für US-Bürger

Die libysche Regierung hatte angesichts der Kämpfe um den Flughafen jüngst vor dem "Zerfall des Staates" gewarnt. Das US-Außenministerium rief in einer aktualisierten Reisewarnung zudem alle US-Bürger zum "sofortigen Verlassen" des Landes auf. Auch das Auswärtige Amt in Berlin ruft dazu auf, das Land zu verlassen.

Linktipps:

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: