Kämpfe in Libyen:Großbrand in Tripolis außer Kontrolle

Oil tankers catch fire near Tripoli airport

Am Rande der libyschen Hauptstadt Tripolis ist am Montag ein Großfeuer in einem Treibstoffdepot völlig außer Kontrolle geraten

(Foto: dpa)

Libyen stürzt ins Chaos: Milizen bekämpfen sich ohne Rücksicht auf Verluste. Zwei Raketen lösen in einem Benzinlager in Tripolis einen Großbrand aus. Anwohner fliehen. Viele Diplomaten verlassen das Land.

  • In Libyens Hauptstadt Tripolis setze Raketen riesige Treibstofftanks in Brand.
  • Deutschland bringt nach den USA und Großbritannien sein Botschaftspersonal in Sicherheit.

Libysche Regierung: Zweiter Treibstofftank in Tripolis in Brand

Bei dem Großfeuer in der libyschen Hauptstadt Tripolis hat ein zweiter Treibstofftank Feuer gefangen. Die Lage sei "sehr gefährlich", teilte die libysche Regierung mit. Die Feuerwehr versucht seit Sonntag vergeblich, das Feuer in dem Treibstofflager zu löschen, nachdem dieses bei Kämpfen von Milizen von einer Rakete getroffen worden war. Libyens Behörden haben um internationale Hilfe bei der Bekämpfung des Großbrandes gebeten. Einer von mehreren großen Tanks fing Feuer. Die Brände seien außer Kontrolle berichtet die BBC unter Berufung auf die Nationale libysche Ölgesellschaft. Lokalen Feuerwehren seien angesichts des Flammeninfernos machtlos und hätten sich aus Angst vor weiteren Explosionen zurückgezogen, berichtete weiter die Zeitung Libya Herald. Bereits zuvor hatte der staatliche Ölkonzern NOC vor einer "Katastrophe für Mensch und Umwelt" gewarnt. Allein der eine brennende Tank enthalte sechs Millionen Liter Benzin und befinde sich neben weiteren Tanks für Gas und Diesel.

Anwohner sollen das Gebiet umgehend verlassen

Da die angrenzenden Tanks mit insgesamt mehr als 90 Millionen Litern Fassungsvermögen sowie ein Erdgasspeicher ebenfalls Feuer fangen könnten, drohe eine gewaltige Explosion, hieß es. Diese könne in einem Umkreis von bis zu fünf Kilometern schwere Schäden anrichten. Nach Angaben des Sprechers versuchten Einsatzkräfte der Betreiberfirma Brega und des Zivilschutzes, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Die Mitarbeiter der Anlage hätten diese aus Angst vor weiteren Raketeneinschlägen bereits verlassen. Das Energieministerium rief alle Anwohner dazu auf, sofort zu flüchten.

Gefechte um Flughafen von Tripolis halten an

Die Treibstoffbehälter befinden sich entlang der Straße zum internationalen Flughafen von Tripolis, die im Kampfgebiet rivalisierender Milizen liegt. Diese liefern sich seit zwei Wochen Gefechte um den Flughafen. Der Flugbetrieb in Tripolis ist seit Beginn der Kämpfe am 13. Juli eingestellt. Bei den Gefechten wurden bisher knapp 160 Menschen getötet. Der internationale Flughafen der Hauptstadt ist schwer beschädigt. Angesichts der Flugzeugwracks, Granatenkrater auf den Landebahnen und einer zerschossenen Flugleitzentrale ist der Airport auf absehbare Zeit nicht mehr nutzbar.

Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 versinkt Libyen zunehmend in Gewalt. Die Milizen kämpfen um die Kontrolle verschiedener Städte und Landesregionen. Wegen der anhaltenden Gewalt haben Deutschland, die USA, Frankreich und andere Länder ihre Staatsbürger zum Verlassen des nordafrikanischen Landes aufgerufen.

Deutschland evakuiert Botschaft in Tripolis

Tripolis Libyen Flughafen

Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Milizen wurden die meisten Flugzeuge auf dem Flughafen von Libyens Hauptstadt Tripolis zerstört.

(Foto: dpa)

Nach den USA und Großbritannien brachte auch Deutschland sein Botschaftspersonal in Sicherheit. "Das Auswärtige Amt hat das entsandte Personal der Botschaft Tripolis aus Sicherheitsgründen vorübergehend evakuiert", sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin. Die Botschaft sei aber nicht geschlossen und werde ihre Arbeit in der Region fortsetzen. Sobald die Sicherheitslage es erlaube, werde das Personal nach Libyen zurückgeschickt. Die USA und Großbritannien hatten wegen der Kämpfe der Milizen ihr Botschaftspersonal am Wochenende nach Tunesien gebracht.

Die Niederlande und Österreich bereiteten am Montag ähnliche Aktionen vor. Da die Ausländer nicht über den umkämpften internationalen Flughafen von Tripolis ausreisen können, versuchen sie es auf dem Landweg oder über den Militärflugplatz Mitiga.

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