Zehn Zylinder der Formel 1:Fall für den Paartherapeuten

In der Beziehung zwischen Lewis Hamilton und Mercedes kriselt es gewaltig. Niki Lauda gibt den Friedensrichter - und muss sich um seine Figur sorgen. Daniel Ricciardo hat einen eindeutigen Plan. Die Höhepunkte vom Hungaroring in der Formel-1-Kolumne.

Von René Hofmann

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Zehn Zylinder der Formel 1:Daniel Ricciardo

Hungarian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

In der Beziehung zwischen Lewis Hamilton und Mercedes kriselt es gewaltig. Niki Lauda gibt den Friedensrichter - und muss sich um seine Figur sorgen. Daniel Ricciardo hat einen eindeutigen Plan. Die Höhepunkte vom Hungaroring in der Formel-1-Kolumne.

Daniel Ricciardo will es in der Formel-1-Sommerpause richtig krachen lassen. "Jetzt gibt es ein paar Tage lang Party", kündigte der 25 Jahre alte Australier nach dem Großen Preis von Ungarn an. Wer hätte zum Saisonstart schon geglaubt, dass Red Bull in den ersten elf Rennen 2014 nur zweimal jubeln würde - und dass beide Male der Rennstall-Neuling der Grund dafür sein würde? Wohl noch nicht einmal Ricciardo und die Red-Bull-Gewaltigen selbst. Und so bedankte sich der Mann aus Perth auf dem Siegerpodest in Budapest vor aller Welt auch erst einmal in aller Form für die tolle Unterstützung, die er in den vergangenen sieben Monaten erfahren habe. Teamchef Christian Horner wiederum lobte Ricciardo ebenfalls überschwänglich: "Phänomenal!"

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Hungary

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel hätte nach dem Formel-1-Rennen eigentlich gar nichts zu sagen gebraucht. Seine Körpersprache verriet sowieso alles. Nach Platz sieben auf dem Hungaroring sagte Vettel: "Ein Platz mehr wäre vielleicht drin gewesen." Hängende Schultern, müder Blick, Erschöpfung in der Stimme - wer es noch nicht wusste, konnte deutlich sehen: Die enttäuschenden Rennen haben Spuren hinterlassen beim Titelverteidiger. Pokal Nummer fünf in Serie kann Vettel abschreiben. In Budapest hatte er Pech (das Safety Car kam für ihn ihm falschen Moment), erneut Probleme (die Batterien seines Renault-Motors funktionierten wieder einmal nicht zuverlässig), zudem leistete sich Vettel einen spektakulären Dreher auf der Start-und-Zielgeraden, bei dem er seinen Dienstwagen nur Zentimeter vor einem kräftigen Einschlag in die Boxenmauer abfing. "Da war ich froh, dass ich noch weiterfahren konnte", sagte er. Seine Körpersprache verriet: Gar so schlimm hätte er einen Ausfall auch nicht gefunden.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Lewis Hamilton

Lewis Hamilton, Formel 1, Mercedes

Quelle: REUTERS

Lewis Hamilton: "Schockiert", "seltsam", "nichts mehr mit Pech zu tun": Wenn solche Worte in einer Beziehung fallen, dann ist es um diese meistens nicht mehr besonders gut bestellt. Therapeuten hätten mit dem Miteinander von Lewis Hamilton und seiner Mercedes-Mannschaft gerade reichlich zu tun. Der Brite raste aus der Boxengasse bis auf Platz drei, doch statt Freude über den Husarenritt verbreitete er ausschließlich Schlechte-Laune-Botschaften: "Da wäre mehr drin gewesen." Das Benzinleck, das ihn in der Qualifikation um jede Chance gebracht habe, sei zu ergründen, ließ Hamilton wissen. Und die Anweisungen vom Kommandostand, seinen Teamkollegen Nico Rosberg 18 Runden vor dem Ziel gefälligst passieren zu lassen, seien ihm völlig unergründlich gewesen. Es gibt Gesprächsbedarf.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

F1 Grand Prix of Hungary

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Nico Rosberg: Vierter: Das ist nicht mehr der Anspruch, den Nico Rosberg (im Bild rechts) an sich selbst stellt. Schon gar nicht, wenn er von der Pole Position aus losziehen darf. Und wenn der Teamkollege aus der Boxengasse heraus Dritter wird. Vierter: Das bedeutet Rosbergs schlechtestes herausgefahrenes Resultat in der Fahrerwertung in diesem Jahr und nur noch elf Punkte Vorsprung auf Lewis Hamilton. Vierter: So recht konnte Rosberg nicht erklären, wie das gekommen war. Er wusste nur: Dass Hamilton ihn auf dem Spurt zum letzten Reifenwechsel nicht vorbeigelassen hatte, war nicht hilfreich gewesen. Dass er den Teamrivalen bei der letzten Gelegenheit auf der letzten Runde nicht niedergerungen hatte, lastete Rosberg aber sich selbst an. "Das nervt mich extrem."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Toto Wolff

F1 Grand Prix of Hungary

Quelle: Getty Images

Toto Wolff: Es hätte zum Teambuilding beitragen sollen, doch es brachte nur Schmerzen: In der Woche vor dem Ungarn-Grand-Prix hatte Mercedes-Sportchef Toto Wolff mit etlichen Ingenieuren eine Radtour in Wien unternommen. Aus der Tour wurde ein Rennen. Und das endete mit einem Massensturz. Wolff brach sich unter anderem den rechten Arm, den er nun einige Wochen lang in einer Schlinge tragen muss. Unmittelbar vor dem Start inspizierte noch einmal ein Arzt die Verletzung. Danach erhielt er unaufgefordert eine starke Medizin: Dank des turbulenten Rennens hatte Wolff so viel Adrenalin im Blut, dass er den Arm nicht mehr als kaputt wahrnahm. Aus dem geplanten Strandurlaub in der Sommerpause wird trotzdem nichts. Wolff muss die Wunde sauber halten.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Niki Lauda

F1 Grand Prix of Germany - Qualifying

Quelle: Getty Images

Niki Lauda ist nicht nur dreimaliger Formel-1-Weltmeister, ehemaliger Fluglinien-Besitzer und RTL-Experte. Der 65-Jährige ist auch Chef des Aufsichtsrats des Formel-1-Teams von Mercedes und in dieser Funktion so etwas wie der oberste Friedensrichter des Rennstalls. Ein Amt, das Lauda bisher mit viel Eifer und auch mit viel Erfolg ausübt. Vor dem Kanada-Rennen bat er die Streithähne Lewis Hamilton und Nico Rosberg zu einem Versöhnungsessen, vor dem Auftritt in der Puszta wurde das Ritual in Wien wiederholt. In Budapest selbst ging Lauda am Samstagabend mit dem nach der Qualifikation völlig enttäuschten Lewis Hamilton essen. Wenn das so weitergeht, wird Lauda in diesem Jahr noch ein paar Kilogramm zulegen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

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Quelle: AFP

Fernando Alonso: "Super, super, super, super, super, super." Fernando Alonso bekam nach seinem zweiten Platz auf dem Hungaroring tatsächlich sechsmal von Renningenieur Andrea Stella gesagt, wie toll er sei. Das Sechsfach-Lob kam überraschend, auch weil Alonso zuletzt nicht unbedingt mit Komplimenten für die Seinen um sich geworfen hatte. In Budapest aber demonstrierten die Scuderia und ihr Anführer, was ihr Miteinander an guten Tagen auszeichnet: Wenn der Regen den Asphalt nässt, fällt die Schwäche des diesjährigen Ferrari-Motors nicht auf. Und Alonso nutzt eben jede Chance - gelegentlich auch eine, die sich gar nicht bietet. Kein anderer Fahrer hat in diesem Jahr in jedem Rennen Punkte gesammelt.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

Kimi Raikkonen

Quelle: AP

Kimi Räikkönen war gleich misstrauisch gewesen. Mehrmals hatte der Finne sich am Samstag in der Qualifikation erkundigt, ob das Team sich wirklich sicher sei. Ob die Zeit, die er im ersten Qualifikationsdurchgang mit einem frühen Versuch gesetzt hatte, zum Weiterkommen reichen würde. Jedes Mal hatte die Antwort geheißen: Ja, mach' dir keine Sorgen. In letzter Sekunde hatte Marussia-Fahrer Jules Bianchi den Finnen dann doch noch vom begehrten 16. Platz verdrängt. Am Start stand Räikkönen deshalb so weit hinten, dass er die Ampel kaum sehen konnte. Er grummelte: "Als Formel-1-Team sollten uns diese Dinge nicht passieren. Keiner von uns macht das hier das erste Jahr. Das ist nicht gut für mich, nicht gut für das Team." Die italienischen Zeitung La Repubblica spottete: "Die havarierte Costa Concordia kommt schneller am Verschrottungshafen in Genua an als Ferrari in Budapest ins Ziel." Unter diesen Umständen war Platz sechs dann eine Versöhnung. Besser ist Räikkönen in seiner zweiten Ferrari-Zeit noch nie gewesen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Hülkenberg

Hungarian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Auf Nico Hülkenberg ist eigentlich Verlass. In den ersten zehn Rennen der Saison hatte der Rheinländer für das Team Force India zuverlässig gepunktet: 8-10-10-8-1-10-10-2-4-6 - mit dieser Referenz kam er nach Budapest. Dort dachte Hülkenberg, dass auf seinen Teamkollegen Sergio Perez vielleicht genauso Verlass wäre. In der 15. Runde schaute er sich genau an, welche Linie der vor ihm fahrende Mexikaner in jeder Kurve wählte. Im Umlauf darauf startete Hülkenberg dann seine Attacke - und musste registrieren, dass auf Perez eben doch nicht recht Verlass ist. Der zweite Force-India-Fahrer lenkte seinen Rennwagen dorthin, wo er eine Runde zuvor noch eine Lücke gelassen hatte. Hülkenberg rutschte ihm ins Heck und beschädigte sein eigenes Auto so, dass an eine Weiterfahrt nicht mehr zu denken war. Wer auffährt, ist schuld: Dieser Grundsatz gilt auch in der Formel 1. Hülkenberg wusste: "Da muss ich mir an die eigene Nase packen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sergio Perez

F1 Grand Prix of Hungary

Quelle: Getty Images

Sergio Perez: Die Aufregung nach dem Kontakt mit seinem Teamkollegen Nico Hülkenberg reichte Sergio Perez nicht. Ein paar Runden weiter jagte er seinen Force India so wild durch die Kurve, die auf die Start- und Zielgerade führt, dass die Fahrbahn nicht ausreichte. Das Heck geriet auf den rutschigen Randstein - und flugs ging es dahin. Mit Karacho kreiselte Perez in die Mauer, die die Strecke von der Boxengasse trennt. Das Resultat: ein weitläufiges Karbonsplitterfeld. Marcus Ericsson (Caterham), Romain Grosjean (Lotus) - es gab einige spektakuläre Unfälle bei diesem Ungarn-Grand-Prix. Der Unfall von Perez aber war der spektakulärste. Dass der 24-Jährige die Unglücksstelle ohne nennenswerte Blessuren verlassen konnte, belegt, wie sicher die Autos inzwischen geworden sind.

© SZ.de/hof/jkn/leja
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