Sparkurs:Stellenabbau bei der Commerzbank

Commerzbank

Die Manager sollen stärker auf die Kosten achten und künftig mehr sparen: Der Commerzbank-Tower in Frankfurt am Main.

(Foto: dpa)

Das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut verschärft seinen Sparkurs: Die Commerzbank will 450 Stellen in der Finanzbuchhaltung streichen - und es nicht dabei belassen. Die Gewerkschaft Verdi kündigt schon Widerstand an.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Der Wind, der durch die deutschen Banken weht, wird rauer. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Deutsche Bank ihren Sparkurs verschärft. Nun trifft es auch das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut, die Commerzbank. "Wir werden dahin kommen müssen, Kostendisziplin als dauernde Management-Aufgabe zu betrachten", kündigte Personalvorstand Frank Annuscheit am Montag im Intranet an; die Stellungnahme liegt der SZ vor. Die Vergangenheit habe schmerzhaft gezeigt, dass ein stetiger Wechsel zwischen Sparprogrammen und Normalmodus nicht funktioniere. Das verlange "das regulatorische und das ökonomische Umfeld von uns" - er meint die Anforderungen aus der Regulierung, die Banken viel Geld kosten, und die Niedrigzinsphase, die an den Einnahmen zehrt. "Die ,guten alten Zeiten' werden nicht wieder zurückkommen", sagt Annuscheit. "Also stellen wir uns besser darauf ein."

Erstes zusätzliches Sparfeld: Finanzabteilung

Ein erstes zusätzliches Sparfeld hat die Commerzbank schon ausgemacht: die Finanzabteilung. Vor allem in der Finanzbuchhaltung sollen Aufgaben ausgelagert werden. Die Tochterfirmen ComTS in Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Ceri in Polen zahlen ihren Mitarbeitern deutlich niedrigere Löhne. Durch die Auslagerung würden bei der Mutter in Frankfurt, Duisburg und Berlin 450 Stellen wegfallen.

"Im Rahmen der regelmäßigen Überprüfung der Geschäftsprozesse plant die Commerzbank Umstrukturierungen im Bereich Finance", bestätigte eine Sprecherin. Hierzu seien Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen worden. Sie werden Mitte September fortgesetzt. Die 450 zu streichenden Stellen sind die Forderung des Arbeitgebers. Nach den Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite könnten es weniger werden.

Beim Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi sorgen die Pläne für Aufregung. "Wenn die Commerzbank Tarifflucht betreibt, hat sie mit unserem Widerstand zu rechnen", sagte Gewerkschaftssekretär Mark Roach, der im Aufsichtsrat der Bank sitzt. Die Arbeitnehmervertreter sammeln derzeit Unterschriften gegen die Pläne zur Auslagerung und zum Stellenabbau.

Die Sparwelle kommt zusätzlich zum laufenden Programm, das die Commerzbank vor etwa einem Jahr ankündigte. Danach sollen bis Ende 2016 etwa 5200 Arbeitsplätze wegfallen, die meisten in der Privatkunden-Sparte. Das entspricht etwa einem Zehntel aller Beschäftigten. "Das Projekt 'Strategie 2016' ist noch nicht beendet, und schon stehen weitere drastische Sparmaßnahmen an", kritisieren die Arbeitnehmervertreter in einer Resolution. "Verlagerungen und Personalabbau sollen in der Bank kein Ende nehmen. Wir vermissen seit Jahren ein überzeugendes Konzept, das wieder für Wachstum sorgt."

"Die Führungsetage schaut sich alle Bereiche an"

Dabei müssen sich die Beschäftigten auf weitere Hiobsbotschaften gefasst machen. Die Auslagerung der Finanzbuchhaltung sei nur die Spitze des Eisbergs, heißt es in Konzernkreisen. "Die Führungsetage schaut sich alle Bereiche an, wo sie noch an der Kostenschraube drehen kann", sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters.

Beschlossen ist bereits, dass die Abwicklung der Immobilientochter Hypothekenbank Frankfurt, der früheren Eurohypo, beschleunigt wird. Ursprünglich war geplant, alle sechs Niederlassungen in Deutschland bis Ende 2015 zu schließen. Nun sollen sie bereits drei Monate früher dichtmachen. Möglich ist das, weil der Verkauf von Immobilien schneller vonstatten ging als vorgesehen. Davon betroffen sind rund 100 Mitarbeiter.

"So sozialverträglich wie möglich"

Der Abbau solle "so sozialverträglich wie möglich erfolgen", sagte eine Sprecherin. Die Instrumente dafür seien bereits in einem Sozialplan festgelegt. Ausländische Standorte in den USA, Spanien und Großbritannien hat die Hypothekenbank bereits geschlossen. In der Zentrale in Eschborn arbeiten noch etwa 400 Beschäftigte. Sie sollen über kurz oder lang ebenfalls ihren Job verlieren oder in die Zentrale integriert werden. Die Commerzbank muss ihre kriselnde Immobilientochter auf Geheiß der EU-Kommission abwickeln.

Erst am Freitag war bekannt geworden, dass die Deutsche Bank ihren Sparkurs verschärft. Die Kosten sollen bis 2018 um bis 2,5 Milliarden Euro sinken - zusätzlich zum bereits laufenden Sparprogramm, mit dem Deutschlands größte Bank die Kosten um 4,5 Milliarden Euro drücken will. Auch sie gibt die höheren Regulierungskosten und die geringeren Erträge wegen der niedrigen Zinsen als Gründe für den verschärften Sparkurs an.

Die Commerzbank hat darüber hinaus auch noch Ärger mit der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Die Behörde erteilte ihr in einer Sonderprüfung gleich in drei Fällen schwere Rügen wegen Sicherheitslücken im Berichtswesen. Dabei ging es vor allem um die Frage, wer intern Zugriff auf Daten und Prozesse hat.

"Kundendaten sind nicht gefährdet", sagte Annuscheit. Wesentliche Kritikpunkte seien mittlerweile abgestellt.

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