Streit um Dauerkarten:Bayern-Fans protestieren gegen Ticket-Entzug

FC Bayern Muenchen v Manchester United - UEFA Champions League Quarter Final

Begehrte Plätze: Die Arena ist bei Spielen des FC Bayern fast immer ausverkauft.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mehr als 400 Briefe von 211 Personen: Der FC Bayern hat Ärger mit Anhängern, denen er die Dauerkarten entzogen hat, weil sie nicht oft genug in der Arena waren. Ihre Karten sind bereits wieder vergeben.

Von Markus Schäflein

In der bemitleidenswerten Ticketing-Abteilung des FC Bayern München ist in den vergangenen Wochen noch mehr Post eingegangen als ohnehin üblich. 211 Dauerkartenbesitzern aus dem besonders begehrten Stehplatzbereich Süd hatte der Rekordmeister ja zum Ende der vergangenen Spielzeit das Abonnement gekündigt, weil sie zu selten in der Arena anwesend waren - nämlich bei weniger als acht Bundesligaspielen der Saison 2013/14.

Den Entzug der Karten empfinden die Betroffenen nun als Willkür, sie verweisen auf jahrzehntelange Treue, Vereinsmitgliedschaft von Kindesbeinen an, solche Sachen, und das in bereits über 400 Anschreiben, zum Teil mit anwaltlichem Beistand. Auf die Frage, wie viele der Gekündigten das Vorgehen des FC Bayern überhaupt ohne Widerspruch akzeptiert hätten, antwortet Ticketing-Leiter Oliver Meßthaler: "Keiner hat es akzeptiert. Kein Einziger."

Dabei hatte der FC Bayern nach eigenen Angaben alle 5200 Karteninhaber dieses Bereichs am 9. Dezember 2013 schriftlich über die neue Regelung informiert, die in Abstimmung mit dem Arbeitskreis Fandialog getroffen wurde. Und sie hätten ahnen können, dass sie leicht zu überwachen waren, dank Strichcode und Drehkreuzen. Allerdings ohne Gesichtserkennung, weshalb der FCB-Fanbeauftragte Raimond Aumann sagt: "Wir können ja nur feststellen, ob die Karte da war, aber nicht, ob die Person da war."

Der Klub bewarb die Kooperation mit Viagogo zeitweise massiv

Dieser Umstand führte zu einer recht paradoxen Situation: Personen, die ihre Karte privat, auch gegen Geld, weitergegeben hatten, waren im Vorteil gegenüber denen, die eine nicht genutzte Dauerkarte beim offiziellen Partnerportal Viagogo eingestellt hatten. Dort wurden für den Käufer neue Karten erstellt, die Dauerkarte dann gesperrt. Meßthaler findet, es sei ersichtlich gewesen, dass ein Verkauf des Platzes übers Internet von einer privaten Weitergabe zu unterscheiden war: "Natürlich war das eine neue Karte", sagt er, "die andere blieb ja im Besitz des Inhabers."

Diese Pointe kann man originell finden, weil der FC Bayern die mittlerweile beendete Kooperation mit dem umstrittenen Portal ja zeitweise massiv beworben hatte. Juristisch wird es aber ohnehin nicht darauf ankommen, ob die Regelung bezüglich der Viagogo-Verkäufe sinnvoll ist oder nicht. Dass Prozesse eröffnet werden, ist angesichts des geringen Streitwerts von 140 Euro nicht zu erwarten, vermutlich wird im Büroweg entschieden.

Und Meßthaler glaubt ohnehin nicht daran, dass das Vorgehen des FC Bayern zu beanstanden ist. "Das kann es ja nicht geben", meint er, "wir haben das Recht zu kündigen, ohne Angabe von Gründen, und wir beziehen uns dabei rein auf unsere AGBs." Von einer Anwesenheitsregel ist in den Dauerkartenverträgen allerdings nicht die Rede; Meßthaler betont daher ausdrücklich, dass in den Kündigungsschreiben kein Grund genannt wurde.

Die freigewordenen Plätze sind übrigens, unabhängig von juristischen Vorgängen, schon wieder vergeben. Der FC Bayern bot sie regelmäßigen Nutzern der vier Sonder-Bezugsprogramme für Tageskarten der Südkurve an. Dazu gehörten die Fans, die Tickets über den Arbeitskreis Fandialog, den Schalter an der Säbener Straße für junge Mitglieder, im Online-Ticketing für Mitglieder und den Check-in-Schalter der Arena geordert hatten.

Ausgewählt wurden die Fans, die am häufigsten eines dieser Programme in Anspruch genommen hatten. Sie wurden vom Verein bereits kontaktiert und bekamen eine Jahreskarte angeboten. Man darf davon ausgehen, dass sie regelmäßig erscheinen werden.

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