VfL Wolfsburg auf Stürmersuche:Schluss mit Stangenware

Hamburger SV v VfL Wolfsburg - Telekom Cup 2014

Hoffnung in der Abwehr: Moritz Sprenger, 19.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wolfsburg propagiert den Kurswechsel: Der von VW alimentierte Bundesligist hält sich bislang auf dem Transfermarkt auffallend zurück. Für einen belgischen Stürmer allerdings könnten noch einige Millionen fließen.

Von Carsten Eberts

Der VfL Wolfsburg soll sympathischer werden, das ist das Ziel von Klaus Allofs - und sei es mit einem Witz. Am Sonntag, nach dem 0:3 im Finale des Telekom-Cups gegen den FC Bayern, gab sich der Wolfsburger Geschäftsführer locker. Kein Problem, diese Niederlage. So schön sei der Pokal wirklich nicht, als dass er diesem hinterher trauern müsste.

Allofs und Trainer Dieter Hecking wollten das Ergebnis schnell abhaken. Es gab ja auch positive Dinge, die sie gesehen hatten. Die Mannschaft sei "viel weiter als gedacht", sagte Hecking, hätte im vergangenen Jahr "drei Schritte auf einmal gemacht". Gegen die Bayern seien den jungen Spielern eben zu viele Fehler unterlaufen.

Es sei ohnehin zu früh, den Rekordmeister anzugreifen, erklärte Allofs. Langfristig will Wolfsburg zu den Top drei der Bundesliga gehören. Doch in gesundem Tempo, nicht mit aller Gewalt. Seit seinem Amtsantritt versucht Allofs, dem Klub ein seriöseres Image zu verpassen. Mittlerweile finden viele, dass der VfL auf einem guten Weg ist.

Diego von der Gehaltsliste verbannt

Früher, unter Felix Magath, verfolgte der Klub eine Transferpolitik nach dem Motto "trial and error". Holte der damalige Geschäftsführer-Trainer-Manager 20 Spieler, machte es nichts, wenn sich 15 davon als zu teuer und überschätzt erwiesen. Das hat dem VfL viel Spott eingebracht - und einen aufgeblähten Kader, der teilweise mehr als 40 Spieler umfasste.

In diesem Sommer wirkt vieles anders. Der Kader ist entschlackt, in Diego wurde ein Großverdiener von der Gehaltsliste verbannt. Nur zwei Spieler sind bislang dazu gekommen, Sebastian Jung (2,5 Millionen Euro) und Aaron Hunt (ablösefrei), bei beide sind keine Allüren oder Leistungslöcher zu erwarten. Sie sind fest eingeplant, Jung als Rechtsverteidiger, Hunt in der kreativen Zentrale.

Der VfL will bodenständiger sein, Mondpreise für mittelmäßige Spieler werden nicht mehr gezahlt. Der Klub verfügt durch den Konzern VW weiterhin über viel Geld, doch er sucht nun eher umschwärmte Einzelstücke als Ware von der Stange. Allofs' Königstransfers der vergangenen Saison waren nicht billig, haben aber eingeschlagen: Um den Brasilianer Luiz Gustavo und den Belgier Kevin De Bruyne soll das neue Team entwickelt werden. Gerade De Bruyne hatte auch einige andere Optionen.

28 Millionen für Lukaku?

Zudem soll die Profimannschaft verstärkt von der guten Jugendarbeit des Vereins profitieren. Die gehört zu den besten des Landes, 2011 und 2013 gewann der VfL die deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Spieler wie Innenverteidiger Moritz Sprenger, 19, bekommen in den Testspielen derzeit viel Einsatzzeit - und viel Lob von den leitenden Angestellten.

Doch nur mit Nachwuchsspielern lässt sich die Champions League nicht erreichen, und so halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass der VfL kurz davor ist, einen großen Namen nach Niedersachsen zu holen. Die 28 Millionen Euro, die der Klub laut Medienberichten für Stürmer Romelu Lukaku vom FC Chelsea geboten haben soll, seien zwar viel zu hoch, erklärt Allofs. Er sagt aber auch: "Wir wissen alle, dass er ein guter Spieler ist."

Vergangene Saison spielte Lukaku, 21, auf Leihbasis für den FC Everton, schoss dort 16 Tore. Nun ist Chelsea offenbar bereit, den Belgier abzugeben. Und Allofs ahnt, dass der VfL Chancen auf den Zuschlag hat. Für einen Spieler, der mit der Champions League liebäugelt und gleichzeitig ein gutes Gehalt beziehen will, ist Wolfsburg eine passable Adresse.

Trainer Hecking weicht Fragen nach Lukaku lieber aus. Er arbeite lieber mit Bas Dost, knurrt er, dem Stürmer aus den Niederlanden, der nicht so oft gute Leistungen zeigt, wie es sich die Wolfsburger erwarten. Dost wird von Feyenoord Rotterdam umworben, doch noch ist er Angestellter des VfL Wolfsburg. Lukaku ist noch nicht da - und Hecking träumt nicht so gerne.

Perisic fällt verletzt aus

Auch wenn es nur ein Testturnier war, zeigte der Auftritt beim Telekom-Cup, wo es noch hakt. Im Halbfinale gegen den Hamburger SV überboten sich die Stürmer im Auslassen bester Gelegenheiten, der Sieg gelang erst im Elfmeterschießen - ein neuer Angreifer könnte hier Abhilfe schaffen. Zumal sich Ivan Perisic beim Testturnier die Schulter brach und operiert werden muss.

Auch ein Innenverteidiger könnte noch kommen. Drei Gegentore in den ersten 20 Minuten gegen die Bayern waren eine Warnung. Hätten die Münchner mit ihrer weltmeisterlosen B-Truppe ernsthaft weiter gedrängt, die Niederlage wäre wohl deutlicher höher ausgefallen. Und der VfL hätte mitten in der Vorbereitung eine unangenehme Qualitätsdebatte am Hals.

Um jeden Preis will Wolfsburg seine Wunschspieler jedoch nicht verpflichten, das hat Allofs klargestellt. "Wir machen keine verrückten Dinge", findet er. Ein Spieler müsse passen, eine echte Verstärkung sein - dann darf er auch eine markante Summe kosten.

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