Sky-Abos in Sportsbars:Nur über meine Kneipe

Fußballfans in einer Kneipe München

Fußball schauen in einer Münchner Kneipe: Gibt es einen ortsansässigen Bundesligisten wie den FC Bayern und verdienen die Einwohner überdurchschnittlich, steigen auch die Abo-Preise für Gastronomen.

(Foto: dpa)

30 Prozent mehr sollen Besitzer von Sportsbars plötzlich im Durchschnitt für ihr Sky-Abo bezahlen. Viele Wirte protestieren heftig gegen die geplante Preiserhöhung - dabei steigen die Preise nicht überall.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Beim Bier hört der Spaß auf. Bier darf nicht teurer werden, das verzeiht die Stammkundschaft nicht. Dann lieber eine Ruhrpott-Kneipe ohne Bundesliga und Champions League, ohne Alt-Herren-Gejohle, ohne Tränen. Moment? Eine Ruhrpott-Kneipe ohne Live-Fußball - ist das überhaupt noch eine Kneipe?

Der Wirt Christian Krause hat das Live-Gejohle erst einmal verbannt aus dem "Früher oder Später", so heißt seine 75-Quadratmeter-Kneipe in Essen, Stadtteil Rüttenscheid. Im September erhöht der Bezahlsender Sky Deutschland die Preise der Gastronomie-Abos, das betrifft auch die Übertragung von Bundesliga und Champions League, es ist die zweite Preiserhöhung binnen eines Jahres.

Im Schnitt müssen Sportsbar-Besitzer dann 30 Prozent mehr bezahlen. Krause startete vor zwei Jahren mit einem Monatsbeitrag von 269 Euro, in der kommenden Saison wären es 650 Euro. Um die Mehrausgaben reinzuholen, müsste er sehr viel Bier verkaufen. "Wenn man das Bier teuer macht, bestraft man auch die, die nicht zum Fußball kommen."

Seine Konsequenz ist eine andere: die Kündigung. Damit das zumindest ein bisschen wehtut, hat sich der Wirt mit rund 30 anderen Sky-Sportsbar-Betreibern aus Essen, Bochum und Gelsenkirchen zusammengetan. Bei einer geschlossenen Gesellschaft in seiner Kneipe habe man diskutiert, unter anderem über die Frage, ob Sky mit der erneuten Preiserhöhung versuche, mehr Privat-Abonnenten zu gewinnen.

Letztlich habe man entschieden, das Sky-Abonnement geschlossen zu kündigen, sagt Krause am Telefon. Ihm sei bewusst, dass man bei Sky nun nicht in Tränen ausbreche, doch man wolle ein Zeichen setzen. Auf der Facebook-Seite "Gastronomen vs Sky" rufen sie zum Boykott auf, insgesamt hat die Gruppe 69 Mitglieder, gepostet werden Kündigungs-Landkarten und Neues zum Thema. Das Mantra: "Bye Bye Sky".

"Vielleicht waren wir eine Zeit lang zu billig"

Wie viele Gastronomen ihre Abos gekündigt haben, sagt Sky-Kommunikationschef Wolfram Winter nicht. Nur so viel: Die Gastronomie-Abos seien ein "Wachstumsgeschäft". Er spricht nicht von Preiserhöhungen, sondern von Preisanpassungen, unter anderem wegen erhöhter Lizenzgebühren. "Vielleicht waren wir eine Zeit lang zu billig." Dass Sky eigentlich versuche, wie Kritiker unterstellen, das Kneipenmodell unattraktiv zu machen, um stattdessen mehr Privatabos zu gewinnen, dementiert Winter.

Der monatliche Abo-Preis variiert von Gaststätte zu Gaststätte; er bemisst sich am Kaufkraftindex, der sogenannten Fußballaffinität einer Region sowie der Größe des Betriebs. Beispiel München: Gibt es einen ortsansässigen Bundesligisten wie den FC Bayern und verdienen die Einwohner überdurchschnittlich, steigen auch die Abo-Preise für Gastronomen. In ländlichen Gebieten in Schleswig-Holstein seien die Preise hingegen im Schnitt um zehn Prozent gesenkt worden, heißt es bei Sky.

Es sind aber eher die verärgerten Kiez-Kneipen-Wirte aus Berlin, die sich beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) melden, als die Dorfkneipenbesitzer aus dem niedersächsischen Rhaudermoor, die künftig weniger bezahlen müssen. "Der Ärger ist sehr groß", heißt es beim Dehoga-Bundesverband. Man habe diese erneute Preiserhöhung gegenüber Sky kritisiert und stelle die Kooperation grundsätzlich infrage.

Ob das Angebot an Live-Fußball in Gaststätten nun tatsächlich nachlässt, wie der Essener Wirt Krause befürchtet, darauf weiß auch der Verband keine Antwort. Nach der WM werde der Wunsch nach Public-Viewing sicher nicht nachlassen. Und: "Vermutlich ärgern sich viele Betriebe und bleiben dann doch Sky-Kunden."

Auch im "Früher oder Später" hat man sich noch nicht ganz vom Live-Gejohle verabschiedet: Wirt Krause hoffe darauf, dass Sky auf die Kneipenwirte zugeht. Damit der Spaß beim Bier nicht schon aufhört.

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