Streit über Preis von E-Books:Amazon rechnet mit den Verlagen ab

Lesen ohne Druck - E-Book-Trends auf der Buchmesse

Wenn es nach Amazon geht, soll die digitale Ausgabe eines Buches deutlich günstiger sein als die gedruckte.

(Foto: dpa-tmn)

Der Online-Händler Amazon schlüsselt den Preis eines E-Books auf und behauptet: Wenn Verlage sie wesentlich günstiger anbieten, könnten sie mehr verdienen. Amazon verhandelt mit ihnen über einen neuen Deal - angeblich mit rabiaten Mitteln.

  • Amazon fordert die Verlage auf, E-Books zu günstigeren Preisen anzubieten.
  • Wer E-Books zu günstigeren Preisen verkaufe, verdiene trotzdem mehr, weil dann deutlich mehr Exemplare verkauft würden, rechnet der Versandhändler vor.

Preise "ungerechtfertigt hoch"

Der weltgrößte Online-Händler Amazon will bei den Verlagen niedrigere Preise für digitale Bücher durchsetzen. E-Books können und sollten wesentlich günstiger als gedruckte Bücher sein, erklärte Amazon in einer Stellungnahme zum aktuellen Streit mit dem Verlag Hachette. E-Book-Preise von knapp 15 oder 20 Dollar seien angesichts geringerer Kosten als bei gedruckten Büchern "ungerechtfertigt hoch".

Amazon rechnet vor: Von einem E-Book für etwa zehn Dollar würden 1,74-mal mehr Exemplare verkauft, als wenn es knapp 15 Dollar koste. Die Verlage könnten mit günstigeren Büchern am Ende mehr einnehmen, weil dadurch mehr Exemplare verkauft würden und dadurch der Umsatz steige. Für die Autoren bedeute das 74 Prozent mehr Leser und bessere Aussichten, in Bestseller-Listen aufgenommen zu werden.

Verzögerte Lieferzeiten - angeblich rabiate Mittel

Seit Wochen verhandeln Amazon und Hachette über einen neuen E-Book-Deal. Während dieser Zeit waren gedruckte Titel von Hachette bei Amazon zeitweise nur mit langen Lieferzeiten bestellbar oder gar nicht mehr verfügbar. Kritiker warfen dem Internet-Riesen eine rabiate Verhandlungstaktik vor. Einen ähnlichen Streit um die Preise für E-Books gibt es in Deutschland. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels beschwerte sich beim Bundeskartellamt über den Online-Händler. Amazon wies den Vorwurf zurück, im Zuge von Verhandlungen die Auslieferung gedruckter Bücher der Verlagsgruppe Bonnier, zu der die Verlage Ullstein, Piper, und Carlsen gehören, zu verzögern.

Konkurrenz zu den Verlagen

Schriftsteller umgarnt Amazon mit dem Angebot, sie könnten bei der Veröffentlichung direkt auf der Plattform des Online-Händlers 70 Prozent vom Verkaufserlös behalten. Jetzt legte Amazon noch einmal nach: "Wir glauben, dass Hachette den Autoren zu wenig abgibt." Aus Sicht von Amazon sollten Schriftsteller und Verlag jeweils 35 Prozent des Kaufpreises erhalten.

Amazon hat früh auf digitale Bücher gesetzt und mit einem Preis von 9,99 Dollar das Geschäft in den USA zunächst dominiert. US-Verlage nutzten den Start von Apples E-Book-Store auf dem iPad, um ein Modell nach dem Muster der deutschen Buchpreisbindung durchzusetzen, bei dem sie selbst und nicht der Händler den Preis bestimmen können. Nach Einschreiten von US-Behörden wurden dieses Verfahren jedoch gekippt. Amazon kann nun wieder die Bücher bei Verlagen zum Großhandelspreis beziehen.

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