Aufschlagrekord von Sabine Lisicki:"Das ist nicht dein Ernst! Wie!"

Mit 211 Stundenkilometern gelingt Sabine Lisicki in Stanford der härteste Aufschlag, den je eine Frau auf der Tennistour geschafft hat. Von den Kolleginnen wird sie gefeiert - doch das Spiel verliert sie. Wie so oft in dieser Saison.

Von Lisa Sonnabend

Sabine Lisicki lässt den Ball zweimal auftippen, dann wirft sie ihn hoch in die Luft. Als er sich senkt, schlägt sie zu: knallhart, durch die Mitte. Gegnerin Ana Ivanović retourniert mit der Vorhand, trifft die Filzkugel, doch Lisickis Service hat eine derartige Wucht, dass der Ball unkontrolliert im Aus landet. 6:5 geht Lisicki bei ihrer Erstrundenpartie im kalifornischen Stanford in Führung, die Zuschauer klatschen, wenn auch verhalten.

Doch plötzlich ist ein Raunen zu hören. Die Kamera blendet die Geschwindigkeit des Aufschlags ein: 131 Meilen pro Stunde, das sind 210,82 Stundenkilometer - ein neuer Rekord. Noch nie hat eine Tennisspielerin so hart aufgeschlagen wie Sabine Lisicki in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch.

Den bisherigen Rekord von Venus Williams übertraf Lisicki dabei um mehr als drei Stundenkilometer. Die US-Amerikanerin hatte 2007 bei den US-Open mit 207,6 Stundenkilometern serviert. Der härteste Aufschläger auf der ATP-Tour ist Ivo Karlović, der Kroate bugsierte den Ball 2011 mit 251 Stundenkilometern über das Netz.

Beim Commonwealth Cup 2009 auf Bali hatte Lisicki schon einmal mit 210 Stundenkilometern aufgeschlagen, doch der Rekord zählte nicht - bei der Messung gab es einen technischen Fehler. Diesmal erkannte die Frauen-Tour WTA die neue Bestmarke an. Die Weltranglisten-29. mit Spitznamen "Bum Bum Bine" ist bekannt für ihr kraftvolles Tennis, für ihre wuchtigen Schläge. "Es ist unmöglich, dass eine Frau so hart aufschlägt", sagte Konkurrentin Na Li vor ein paar Jahren einmal.

"131 Meilen pro Stunde! Das ist nicht dein Ernst! Wie!", gratulierte die deutsche Spielerin Andrea Petkovic nach dem Match bei Twitter. Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner sagte dem Sport-Informations-Dienst: "Dass sie gute und schnelle Aufschläge kann, wissen wir. Es ist ein schöner, aber nicht wichtiger Rekord."

Es läuft nicht im Jahr 2014

Das Bittere für Lisicki: Trotz des härtesten Aufschlags der Welt verlor sie die Partie. Der Tie-Break im ersten Satz ging 2:7 verloren, im zweiten Satz war die Berlinerin dann ohne Chance, ging 1:6 unter. Ein wenig resigniert erklärte Lisicki nach der Partie: "Na ja ... wenigstens habe ich den Weltrekord für den schnellsten Aufschlag auf der Tour gebrochen." Gegnerin Ivanović, die frühere Weltranglistenerste, sagte: "Ich bin im zweiten Satz gut mit ihren Aufschlägen klargekommen, das war der Schlüssel zum Sieg."

Die Partie in Stanford steht symptomatisch für die Form von Lisicki in diesem Jahr. Mal gelingen ihr gute Matches, doch insgesamt ist ihr Spiel zu unkonstant. Sie spielt ängstlich, unnötig viele Bälle landen im Netz oder Aus, zu oft kommt sie aus dem Rhythmus. Insgesamt 36 unerzwungene Fehler zählten die Statistiker gegen Ivanovic - viel zu viele.

Die Saison verläuft alles andere als optimal für die 24-Jährige: zwölf Partien gewann Lisicki, neun verlor sie. Vor kurzem beendete sie die Zusammenarbeit mit ihrer Trainerin Martina Hingis nach nur wenigen Monaten, in Wimbledon, wo sie es 2013 bis ins Endspiel geschafft hatte, erreichte Lisicki zwar immerhin das Viertelfinale. Sonst gelang ihr nicht viel. Den härtesten Aufschlag der Welt geschafft zu haben, ist da noch ihr größter Erfolg.

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