Trulia-Gründer Sami Inkinen:Abenteurer der Immobilienwelt

Trulia.com Co-Founder Sami Inkinen At The Mount Diablo Challenge Bicycle Race

Nicht nur beim Rudern sportlich unterwegs: Trulia.com-Gründer Sami Inkinen beim Radrennen Mount Diablo Challenge 2012 in Kalifornien

(Foto: Bloomberg)

Sami Inkinen liebt Herausforderungen, zum Beispiel Radrennen. Den Verkauf seiner Immobilienfirma managt er vom Meer aus, im Ruderboot, auf einer 4300-Kilometer-Reise. Per Satellit lässt er sich über den Deal informieren, der Offline-Makler nervös macht.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Sami Inkinen hat in den vergangenen Tagen ein paar wunderbare Sätze geschrieben, sie handeln vom Durchhalten trotz widriger Umstände, von Grenzerfahrungen, dem Kampf gegen schlechte Laune und auch davon, dass er noch weiß, um welchen Tag es sich handelt.

Der Gründer der Immobilienplattform Trulia kommentiert in seinem Internet-Tagebuch jedoch nicht den Verkauf seines Unternehmens an den Konkurrenten Zillow, er berichtet über das Abenteuer, das für Inkinen offenbar wichtiger ist als dieser 3,5-Milliarden-Dollar-Deal: Inkinen rudert gerade mit seiner Ehefrau Meredith Loring über den Pazifischen Ozean.

Am 18. Juni starteten die beiden im kalifornischen Monterey, sie wollen in ein paar Tagen in Honolulu ankommen und damit das erste gemischte Doppel sein, das ohne fremde Hilfe die mehr als 4300 Kilometer von Kalifornien nach Hawaii rudern.

Der Trulia-Gründer war bei den Verhandlungen nicht dabei

Inkinen und Loring sind Sport-Fanatiker. Der Finne schwitzt unter anderem beim Radrennen Mount Diablo Challenge in Kalifornien. Diesmal dokumentieren sie ihre Reise auf Twitter und einem Weblog, die Einträge der beiden sind manchmal pessimistisch ("meine Laune wird immer schlechter"), manchmal auch lustig ("wir werden schneller sein als unser 60-Tage-und-keine-Scheidung-Ziel"). Sie wollen trotz Müdigkeit und Schmerzen auch die letzten 500 Kilometer noch schaffen und haben gar beschlossen, die Ruderzeit von 14 auf 18 Stunden pro Tag zu erhöhen.

Seit mehr als 40 Tagen befindet sich Inkinen, 38, also auf einem Ruderboot im Pazifischen Ozean. Das bedeutet jedoch auch: Der Mann, der Trulia 2005 gründete, 2012 an die Börse brachte und noch immer im Vorstand sitzt, war weder bei Verhandlungen mit Zillow noch Gesprächen mit Banken dabei.

Er sei vor seiner Reise über das Interesse von Zillow informiert worden, habe einem möglichen Verkauf zugestimmt und sei seitdem per Satellitentelefon über die Verhandlungen auf dem Laufenden gehalten worden. Noch müssen Aktionäre und das Kartellamt den Deal genehmigen, der im kommenden Jahr abgeschlossen sein soll. Zudem wollen einige Investoren überprüfen, ob sich Trulia da nicht unter Wert verkauft hat.

Offline-Makler fürchten den entstehenden Riesen bereits

Durch den Zusammenschluss der defizitär agierenden Firmen Zillow und Trulia soll ein Internet-Immobilien-Moloch entstehen, über den nicht weniger als 70 Prozent aller Internet-Immobiliensuchen in den Vereinigten Staaten durchgeführt werden und der bis 2016 etwa 100 Millionen allein dadurch sparen will, nicht mehr mit einem ebenbürtigen Gegner konkurrieren zu müssen. Das sorgt für Nervosität bei Offline-Maklern, die nun fürchten, auf dem sich gerade erholenden US-Markt weiter an Bedeutung zu verlieren, weil die Algorithmen ihre Kernkompetenzen angreifen.

Bei Trulia gibt es eine Analyse der Gegend, in der sich die Wunschimmobilie befindet - über Anzahl und Art der Verbrechen, Qualität der Schulen, die Zeit bis zum Arbeitsplatz. Zillow erteilt Kunden Ratschläge beim Hauskauf und berechnet mit der Applikation "Zestimate" den ungefähren Wert oder Mietpreis eines Hauses oder einer Wohnung. Es gibt jedoch immer wieder Kritik an der Genauigkeit der Analysen und Berechnungen.

"Pustet ein bisschen nach Südwesten für uns"

Inkinen übrigens hat kurz vor dem Start seines Abenteuers Trulia-Aktien im Wert von knapp 1,5 Millionen Dollar verkauft, während der Extrem-Ruderei veräußerte er nochmals Anteile im Wert von 330 000 Dollar. Der Verkauf an Zillow wurde erst danach bekannt, die Aktien seines Unternehmens stiegen seitdem um mehr als 30 Prozent.

Er muss sich jedoch nicht grämen: Durch den Deal dürften die Anteile, die er noch besitzt, etwa 39 Millionen Dollar wert sein. Es geht ihm also gut, diesem Sami Inkinen, laut Tagebuch hat er nur zwei Bitten: "Genießt euren Tag und pustet ein bisschen nach Südwesten für uns!"

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