25 Jahre Microsoft Office:Geburtstag im Büro

25 Jahre Microsoft Office

Microsoft Office wird 25 Jahre alt. Noch heute wird die Sofware des US-Konzerns von einem Großteil der Computernutzer verwendet.

(Foto: dpa)

Verschwundene Abschlussarbeiten, Begegnungen der drahtigen Art mit Karl Klammer: Microsoft Office kostet Nutzer seit 25 Jahren Nerven. Der Konzern verdient nach wie vor viel Geld mit der Programmsammlung. Aber wie lange noch?

Von Helmut Martin-Jung

Ami Pro? Erinnert sich noch jemand? WordStar, Wordperfect? Klingelt da was? Quattro Pro, Lotus 1-2-3? Nein? Macht nichts. Dass es auch andere Programme gab und gibt, mit denen man Texte schreiben, Präsentationen erstellen oder Zahlenkolonnen berechnen kann, es fällt nach Ansicht vieler mittlerweile eher in die Kategorie "Unnützes Wissen". Denn die Menschheit, oder immerhin ein gewaltiger Teil von ihr - Schätzungen zufolge sind es eine Milliarde Computernutzer - verwendet die Programme der Sammlung mit dem schlichten Titel "Office" von Microsoft. Das war aber nicht immer so und Einiges deutet darauf hin, dass es auch nicht ewig so bleiben muss.

An diesem Freitag vor 25 Jahren lag in den einschlägigen Läden zum ersten Mal ein Schachtel mit dem Aufdruck "The Microsoft Office". Genutzt werden konnten die Programme allerdings nur für die Macintosh-Computer von Apple. Denn die hatten damals schon eine grafische Oberfläche, die sich wunderbar mit der Maus bedienen ließ. Das funktionierte zwar auch auf Rechnern mit einem Microsoft-System, aber bei Weitem nicht so komfortabel und nicht über alle Programme hinweg.

Für den Gegenwert von damals satten 849 Dollar würde man heute neben der Software gleich noch ein hübsches MacBook dazu bekommen, aber das gab es noch nicht und Laptops waren zu jener Zeit weder hübsch noch für normale Nutzer erschwinglich.

Windows und Office verkaufen sich immer noch gut

Inzwischen aber laufen junge Milliardäre mit Smartphones und Tablets herum und verkünden, um ein Unternehmen zu lenken, brauche man nichts als eben ein solches Mobilgerät - den Rest erledigten schlaue Programme in der Cloud, in Rechenzentren also, mit denen sich vor allem iPhones, Android-Mobilgeräte über das Internet verbinden. Die Börse liebt die Benioffs (Salesforce) und die Zuckerbergs (Facebook), aber wo ist Microsoft?

Nun, Microsoft ist noch immer da, und zwar ganz gewaltig. Im Jahr 2013 etwa machte der Konzern einen Nettogewinn von knapp 22 Milliarden Dollar. Salesforce, das völlig zu Recht hoch gehandelte Cloud-Unternehmen, kam auf knapp 5,1 Milliarden Dollar - Umsatz. Und der Gewinn? Minus 270 Millionen Dollar. Noch also ist das rasend wachsende Unternehmen eher ein Versprechen auf die Zukunft, aber was für eines! Schnell, schneller, noch schneller - das ist das unausgesprochene Motto der Firma. SAP will man überholen und man traut es Salesforce auch zu, das zu schaffen.

Das Betriebssystem Windows und die Büroprogrammsammlung Office spülen noch immer eine enorme Menge Geld in die Kassen, und doch weiß der neue Chef Satya Nadella, dass er nicht in dieser Komfortzone verharren darf. Denn an anderer Stelle des Großkonzerns sieht es weniger komfortabel aus:In der Welt der mobilen Geräte, einem wichtigen Zukunftsmarkt, hat Microsoft es nicht geschafft, Fuß zu fassen. Handys mit Windows-System erobern nur sehr langsam Marktanteile, das Geschäft mit den Surface genannten Tablets kommt noch schlechter in Schwung.

Nicht so schlimm? Wird schon noch? Von wegen. Dass inzwischen nur noch auf zwölf bis 15 Prozent aller computerähnlichen Geräte ein Microsoft-Betriebssystem läuft, lässt in Redmond, dem Hauptsitz des Konzerns, alle Alarmglocken schrillen. Den Vorstandschef Steve Ballmer hat man zum Rückzug genötigt, dafür im Februar nach langer, quälender Suche den Insider Nadella berufen. Doch ob es ihm in diesem Geschäftsbereich gelingt, einen Sprung nach vorne zu schaffen, ist eher unwahrscheinlich. Der selbstbewusste Stephen Elop, der von Microsoft als Chef zu Nokia wechselte, und nun mit dem Kauf der Nokia-Handysparte als oberster Herr über die Mobilgeräte wieder nach Redmond zurückkehrt, er steht unter Druck.

Lieber Office fürs iPad als ein eigenes Tablet

Immerhin ein zukunftsweisender Geschäftsbereich läuft gut bei Microsoft: Es ist der Bereich Cloud, den - das war mit ein Grund für seine Berufung zum Chef - bis zum Februar Satya Nadella verantwortete. Es sind gewaltige Schritte, große Veränderungen, denen sich Microsoft, das riesige, von interner Bürokratie, von unklaren Verantwortlichkeiten geprägte Unternehmen stellen muss. Und es muss schnell gehen, fordert Nadella zu Recht.

Einiges ist schon auf dem Weg. Office, das Paradepferd, kann man inzwischen im Browser kostenlos nutzen - wenn man bereit ist, Werbung zu akzeptieren. Man muss auch längst keine bunten Schachteln mit Datenträgern mehr kaufen, die Software lässt sich einfach mieten. Sie läuft in hochverfügbaren Rechenzentren, neue Versionen einzuspielen, ist nicht mehr Sache des Administrators bei den Kunden, das macht Microsoft automatisch im Hintergrund. Und weil in vielen Firmen die Mitarbeiter ihre eigenen Geräte mitbringen - bring your own device oder kurz Byod lautet das Stichwort - dürfen bis zu fünf Personen eine Lizenz nutzen. Nicht dass sich am Ende noch jemand an eine Alternative gewöhnt, an Libre Office etwa, das es kostenlos gibt und das ähnlich viel kann wie Microsofts Büroprogramme.

Auch eine Version von Office für Apples iPad gibt es inzwischen. Der Konzern hat endlich eingesehen, dass die alte Masche - Microsoft dominiert alles - nicht mehr funktioniert, sondern dass man sich anpassen muss. Es ist besser, Office fürs iPad zu verkaufen, als Verluste mit dem eigenen Tablet zu machen. Sollten Nutzer in größerer Zahl aber zu dem Schluss kommen, dass sie die umfangreichen und leistungsstarken Office-Programme nicht mehr brauchen, wird es düster für Microsoft. Anzeichen dafür gibt es genug. Googles kostenlose Büroprogramme sind erfolgreich, aber auch ein kleinerer Cloudanbieter wie etwa Prezi feiert mit seinem gleichnamigen Präsentationsprogramm Erfolge. Es läuft über den Browser auf allen Geräten.

25 Jahre Office, das ist eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Aber keine Garantie für die Ewigkeit.

Was Nutzer aus der SZ-Redaktion Nervenaufreibendes in den 25 Jahren mit Microsoft Office erlebt haben, lesen Sie auf den nächsten Seiten.

Karl Klammer ist egal, ob er stört

Fataler Klick

Mit dem Layout einer Abschlussarbeit ist nicht zu spaßen: Das Format ist von der Uni klar vorgegeben, wer abweicht, riskiert Abzug - also Schriftgröße 12.0, Times oder Arial, Seitenränder 2,5 Zentimeter. So weit, so kompliziert. Zumindest mit Word. Ein einziger Klick drei Tage vor Abgabe der Magisterarbeit hätte beinahe die wochenlange Arbeit zerstört: In der Seitenansicht stand das Symbol "Größe anpassen". Hörte sich gut an, so nach "Wir verbessern deinen Ausdruck". Erst beim Korrekturlesen zeigte sich, was tatsächlich passiert war: Word hatte jede Überschrift, jedes kursive Zitat, jede Fußnote und auch den Fließtext um eine Schriftgröße verkleinert. Die Formatierung dient eigentlich dazu, einen Text, bei dem zwei Zeilen auf die nächste Seite umlaufen, auf eine Seite zu bringen. In diesem Fall ein fataler Fehler, für den sich auch in Internetforen keine Lösung fand. Manuell ging es also von Zitat zu Zitat, von Überschrift zu Überschrift und von Fließtextblock zu Fließtextblock, um alles um eine Größe zu strecken. Immerhin: Formatierungen, die über Auto-Befehle schon vorher festgelegt waren, konnten im Block rückgängig gemacht werden. Es dauerte dennoch einen ganzen Tag.

Von Sarah Kanning

Ungebetener Gast

Er klopft nicht an, er fragt nicht, ob er stört, er ist einfach da. Karl Klammer will hilfsbereit sein und zählt dennoch zu den unbeliebtesten Erfindungen in der Office-Welt. Der Hilfsassistent wurde von Microsoft im Jahr 1997 eingeführt, um den Menschen ein wenig Begleitung in den Untiefen von Serienbriefen und Formatierungsplatten zu bieten. Doch der in Form einer Büroklammer gestaltete Helfer ist den meisten Anwendern in so schlechter Erinnerung, dass es nicht mal für ein wenig digitale Retro-Verklärung reicht. Denn schon vor einer gefühlten Ewigkeit, nämlich zu seinem zehnten Geburtstag, wurden seine neunmalklugen Anmerkungen ("Anscheinend wollen Sie einen Brief schreiben, benötigen Sie Hilfe?") aus dem Office-Angebot gestrichen. Vermisst hat den eilfertigen Assistenten seitdem kaum jemand. Im Gegenteil: Zum aktuellen Office-Jubiläum könnte vielmehr eine Sorge aufkommen, die mancher von Familienfesten kennt. Dort trifft man auf längst vergessene Figuren aus der Vergangenheit, sie drängen sich mit merkwürdigen Fragen ins Gespräch und sind nur schwer abzuschütteln. Auf dem großen Office-Geburtstagsfest wäre genau das die Rolle von Karl Klammer.

Von Dirk von Gehlen

Versteckte Späße in Office-Programmen

Ewiger Verlierer

Es kann eine gar wunderbare Sache sein, mit einem lieben Freund an einem langfristigen Projekt zu arbeiten: Man kennt die Eigenheiten des anderen, feuert sich gegenseitig an, stressige Situationen werden mit einem Scherz aufgelockert. Problematisch wird es nur, wenn der eine ein Apple-Gerät benutzt und der andere vor einem PC mit Windows sitzt - die Textverarbeitungsprogramme der beiden Systeme mögen sich nämlich ungefähr so wie die Fans von Borussia Dortmund und Schalke 04. Zunächst einmal weigert sich Word trotzig, ein Dokument zu öffnen, das auf ".pages" endet, Korrekturen des Partners gehen verloren oder sind nicht nachvollziehbar, was bisweilen zu schrecklichen Schmähgesängen im Stadionjargon führt. Man will jedoch nicht aufgeben, kämpft weiter, speichert in anderen Programmen zwischen und stellt das Projekt irgendwann einmal tatsächlich fertig. Das ist ein wunderbares Gefühl - bis einem die Korrektorin mitteilt, dass sie nur auf ".doc" endende Dokumente öffnen könne und alle Änderungen bis zu diesem Zeitpunkt unnütz seien. Wer so eine Mail bekommt, der weiß, wie sich ein Schalke-Fan nach einer 0:4-Niederlage gegen Dortmund fühlen muss.

Von Jürgen Schmieder

Versteckter Spaß

Man musste sich auskennen, um in die künstliche Welt vorzudringen, die hinter dem Kalkulationsprogramm verborgen war. Also: Excel mit einer neuen Arbeitsmappe starten, dann F5 drücken, "X97:L97" einfügen, einmal auf die Tabulator-Taste tippen, bei gedrückter Tastenkombination von Steuerung und Shift auf den Diagramm-Assistenten klicken - und schon sauste man durch eine lila Bergwelt mit Regenbogen am Horizont. Diesen Flugsimulator hatten ein paar Programmierer versteckt, die wohl wussten, dass die Technik zu mehr taugt als nur dazu, die Steuererklärung zu erledigen. Easter Eggs heißen solche versteckten Späße. Die in Excel97 verborgene Bergwelt war nur einer davon. In einer späteren Version des Programms bauten die Entwickler bei Excel noch ein Autorennspiel ein. Bei Word97 konnte man eine Partie Flipper wagen. Und dem Büroassistenten Karl Klammer legten die pfiffigen Programmierer endlich ein paar hilfreiche Tipps in den Mund, zum Beispiel, dass es nie zu spät sei, Klavierspielen zu lernen. 2002 war Schluss mit lustig: Damals gab Gründer Bill Gates das Ziel aus, die Software sicherer zu machen und untersagte dazu auch die versteckten Scherze.

Von Varinia Bernau

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