Automobilkonzern: VW verordnet sich ein Sparprogramm

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Volkswagen unter Druck: Ein VW-Mitarbeiter hantiert mit Logos des Konzerns.

(Foto: AFP)

Golf, Polo, Passat: Ausgerechnet die Klassiker schwächeln und lassen bei Volkswagen Gewinn und Absatzzahlen einbrechen. VW-Chef Winterkorn will nun mit einem massiven Sparprogramm gegensteuern.

  • Nach Jahren des Höhenflugs verdüstert sich die Lage bei Volkswagen. Schlechte Ergebnisse der Kernmarke VW-Pkw belasten den Autokonzern.
  • Die Edelmarken Audi und Porsche machen satte Gewinne.
  • VW-Chef Winterkorn kündigt massiven Sparkurs an.

Volkswagen unter Druck

Das Produktportfolio von Volkswagen ist eindrucksvoll. Autos für den Alltag, Luxusschlitten, Laster, Motorräder; alle unter einem Dach. Als Vorstand hat Martin Winterkorn Volkswagen zu einem Zwölf-Marken-Imperium und zum größten deutschen Konzern ausgebaut. Der Absatz weltweit ist beeindruckend: Um mehr als die Hälfte ist er seit Winterkorns Antritt gestiegen, auf 9,7 Millionen Fahrzeuge im vergangenen Jahr.

Doch jetzt steckt der Konzern in einer Ertragskrise. Das Ergebnis der Kernmarke VW-Pkw sank im ersten Halbjahr 2014 um etwa ein Drittel auf knapp eine Milliarde Euro, wie VW auf seiner Halbjahresbilanz in Wolfsburg mitteilte. Und weil VW-Pkw für einen großen Teil des gesamten Konzernumsatzes steht, hat das dramatische Folgen. Im zweiten Quartal ging der Betriebsgewinn der Marke um drei Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zurück. Auch der Umsatz schrumpfte um gut zwei Prozent auf 50,1 Milliarden Euro.

Winterkorns Reaktion

Volkswagen will nun mit einem milliardenschweren Sparprogramm gegensteuern. Ziel für die schwächelnde Marke sei eine Rendite aus dem laufenden Geschäft von "mindestens sechs Prozent spätestens bis zum Jahr 2018".

Mit der Ankündigung des "Effizienzprogramms" machte der Konzern Pläne offiziell, die schon kürzlich durchgesickert waren. Demnach soll VW-Pkw spätestens 2017 pro Jahr fünf Milliarden Euro einsparen. Dieses Volumen bestätigte der Konzern zunächst nicht. Mit der Zielrendite sechs Prozent ist aber klar, dass Milliarden bewegt werden müssen, um den Status quo zu ändern.

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn ließ erklären: "Unser Konzern ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Das bietet uns über alle Marken hinweg viele Möglichkeiten, effizienter zu werden und Synergien zu heben - dieses Potenzial werden wir nun vordringlich ausschöpfen." Auch Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch mahnte zu "strikter Kosten- und Investitionsdisziplin". Ein Sparkurs sei wichtiger denn je, um die Rendite- und Strategieziele für das Jahr 2018 zu erreichen. Bis dahin will der Konzern am Weltmarktführer Toyota vorbeigezogen sein.

VW hat viele Probleme

Der Konzern erklärte die fast 500 Millionen Euro Ertragsrückgang unter anderem mit weniger Verkäufen: 2,3 Millionen abgesetzte VW-Pkw-Fahrzeuge in den ersten sechs Monaten sind eine Verschlechterung von etwa drei Prozent. Treiber der Entwicklung sei vor allem die problematische Verkaufsregion Südamerika. Dort brach der Umsatz des gesamten Konzerns um mehr als ein Viertel ein. Zudem belasteten der starke Euro und Vorleistungen für Neuentwicklungen das Ergebnis.

Erneut retteten die Edelmarken Audi und Porsche mit 2,7 Milliarden beziehungsweise 1,4 Milliarden Euro das Konzernergebnis - zusammen fuhren sie viermal so viel Gewinn ein wie die Kernmarke VW.

Der Konzernumsatz stagnierte im ersten Halbjahr bei knapp 99 Milliarden Euro. VW beschäftigt konzernweit etwa 576 000 Mitarbeiter.

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