Waffenruhe im Gazastreifen:Formel für den Frieden

Palestinians take refuge at a UN school from Israeli airstrikes i

Eine junge Palästinenserin in einer UN-Schule im nördlichen Gazastreifen

(Foto: dpa)

Mehr Sicherheit für Israel, ein besseres Leben im Gazastreifen: Nur so kann der Nahe Osten zur Ruhe kommen. Israel, Hamas und die Vermittler müssen die langfristigen Probleme angehen - sonst bleibt jeder Waffenstillstand nur die Pause zwischen zwei Kriegen.

Kommentar von Peter Münch, Tel Aviv

72 Stunden sind eine lange Zeit - wenn vorher 600 Stunden gekämpft wurde, wenn fast 1400 Menschen ums Leben gekommen und 7000 verletzt worden sind. Die nun vereinbarte dreitägige Waffenruhe lässt die Menschen im Gazastreifen nach fast unvorstellbarem Leid endlich einmal wieder aufatmen. Sie öffnet ein Fenster für die dringend notwendige Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten. Und sie schafft die bislang aussichtsreichste Möglichkeit, nach fast vier Wochen des Kriegs zu einer diplomatischen Lösung zu kommen.

Wenn die Waffenruhe drei Tage hält und nur vereinzelt geschossen wird, muss es für die Kontrahenten auf beiden Seiten schon sehr schlagende Argumente geben, danach wieder damit anzufangen. Gute Gründe dafür gibt es ohnehin nicht. Aber die beiderseitige Zustimmung zur Feuerpause - und der dahinter stehende internationale Druck - deutet darauf hin, dass sowohl die Israelis wie auch die Hamas an einem gesichtswahrenden Ausweg interessiert sind.

Israel kann nach der Zerstörung der Tunnel erklären, die strategischen Ziele seien erreicht. Und die Hamas kann sich auf den Trümmern für einen fast vierwöchigen Widerstand loben lassen. Mehr ist für beide ohnehin nicht möglich - jedenfalls nicht zu einem abschätzbaren Preis.

Eine langfristige Lösung ist nötig - und möglich

Bei den Verhandlungen, die nun in Kairo beginnen sollen, dürfen sich die Vermittler jedoch nicht nur darauf beschränken, die aktuellen Flammen zu löschen. Es muss anders als nach den vorhergehenden Kriegen der Jahre 2008/09 gelingen, eine langfristige Lösung zu finden.

Die Formel dafür liegt längst auf dem Tisch: Israel bekommt mehr Sicherheit, die Menschen im Gazastreifen bekommen eine Verbesserung der Lebensbedingungen. Dazu muss die Blockade aufgehoben werden, die nach acht Jahren als furchtbar gescheitertes Experiment angesehen werden muss. Wenn Ruhe einkehrt und der Gazastreifen eine Perspektive erhält, dann kann ein Waffenstillstand endlich einmal auch mehr sein als die Pause zwischen zwei Kriegen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: