Modellbau-Affäre:Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen gegen Haderthauer ein

Christine Haderthauer

Nach ihrer Referendarzeit als Rechtsanwältin stieg Christine Haderthauer in die Firma Sapor Modelltechnik ein.

(Foto: dpa)

Nun ist es offiziell: Die Staatsanwaltschaft München II leitet das Verfahren gegen Christine Haderthauer ein. Die Ermittlungen in der Sache Sapor Modelltechnik laufen wohl schon länger - und wurden jetzt um die bayerische Staatskanzleichefin erweitert.

Von Dietrich Mittler

Gegen Christine Haderthauer, die Leiterin der bayerischen Staatskanzlei, läuft seit Freitag ein formelles Ermittlungsverfahren - wegen des Verdachts auf Betrug. Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich bestätigte auf Anfrage: "Nachdem die Präsidentin des bayerischen Landtags der beabsichtigten Einleitung der Ermittlungen nicht widersprochen hat, hat die Staatsanwaltschaft München II am 1. August ein Ermittlungsverfahren gegen die Abgeordnete des bayerischen Landtags, Christine Haderthauer, eingeleitet." Damit werden nun die Vorwürfe geprüft, die ein ehemaliger Geschäftspartner erhebt.

Dieser - es handelt sich um den im Elsass lebenden Geschäftsmann Roger Ponton - fühlt sich von dem Ehepaar Haderthauer "arglistig getäuscht", was die Einnahmen aus der einst gemeinsam geführten Firma "Sapor Modelltechnik" betrifft. Die bis heute existierende Firma mit Sitz in Ingolstadt vertreibt exklusive Oldtimer-Modelle, die seit gut 25 Jahren von psychisch kranken Straftätern im Rahmen ihrer Arbeitstherapie hergestellt werden.

Das Aktenzeichen 68 Js 41610/13, unter dem nun das formelle Ermittlungsverfahren gegen Staatsministerin Haderthauer läuft, ist nach Ansicht von Pontons Anwalt, Malte Magold aus Nürnberg, "sehr interessant, als hier offenbar doch schon seit letztem Jahr in der Sache Sapor Modelltechnik ermittelt wird" - und das nicht nur in Vorermittlungen, sondern in einem formellen Verfahren.

Christine Haderthauer äußerte sich dazu bis Redaktionsschluss nicht. Sie vertritt den Standpunkt, dass sie "nicht parallel zu laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf Fragen der Medien in dieser Sache antworten" wird. Es ist jedoch zu vermuten, dass ein bereits laufendes Ermittlungsverfahren nun um ihre Person erweitert wurde, neben der Person ihres Ehemannes.

Hubert Haderthauer hatte als von 1986 bis 1991 im Bezirksklinikum Ansbach tätiger Arzt einen nicht unbeträchtlichen Anteil daran, dass das Modellbau-Projekt in die Gänge kam. Doch daraus Kapital zu schlagen, habe er nicht im Sinn gehabt, sagte er im Mai 2013 in einem Gespräch mit der SZ. "Das Talent des Patienten wirtschaftlich zu nutzen, das war nicht meine Idee." Es habe bereits eine Vorgängerfirma existiert. Im Juli 1990 stieg Hubert Haderthauers Frau Christine, die gerade ihre Referendarzeit als Rechtsanwältin hinter sich hatte, in die Firma Sapor Modelltechnik ein.

Ermittler finden Firmenunterlagen im Arbeitszimmer

"Sie ist eingestiegen mit einem Darlehen für die Firma, meine Schwiegermutter hat damals eine Summe von 50 000 Mark gegeben", so Haderthauer seinerzeit im Gespräch mit der SZ. 2003, also in dem Jahr, in dem Christine Haderthauer in den Landtag gewählt wurde, übertrug sie ihren Anteil als geschäftsführende Gesellschafterin auf ihren Mann.

Seitdem sei sie "nicht mehr Teilhaberin an Sapor Modelltechnik" gewesen. Hubert Haderthauer wiederum betonte, sie habe in ihrer Zeit als Gesellschafterin "niemals über irgendetwas verhandelt". Sie habe ihm "sofort, weil sie mit Modellautos nicht viel am Hut hatte, eine Vollmacht gegeben".

Nach Erkenntnissen der SZ werten die Ermittler seit einer Durchsuchung des Anwesens von Christine und Hubert Haderthauer ihre Rolle bei Sapor Modelltechnik ganz anders. Im Arbeitszimmer, das offenbar vor allem von Christine Haderthauer in Anspruch genommen wurde, seien Firmenunterlagen gefunden worden. Auch habe sie den Schriftverkehr mit dem Steuerberater geführt.

Roland S. weiß nichts von einer Strafanzeige

Noch 2007 und 2008 war sie, wie Haderthauer in einer Landtagsanfrage bestätigte, Inhaberin eines Treuhandkontos der Firma. Allerdings seien ihrer Kenntnis nach 2008 keine Geschäftsvorfälle mehr für die Firma Sapor Modelltechnik getätigt worden. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft dürften die bisherigen Hinweise dennoch darauf hindeuten, dass Christine Haderthauer auch nach 2003 von den Geschäftsvorgängen Kenntnis hatte.

Für Unruhe hatte am Freitag ein Medienbericht gesorgt, in dem es hieß, den Haderthauers drohe nun eine neue Strafanzeige - nämlich von dem psychisch kranken Straftäter Robert S., der beim Bau der Modellautos in den Bezirkskrankenhäusern Ansbach und Straubing eine tragende Rolle gespielt hat.

Der Münchner Anwalt Adam Ahmed, der Roland S. als Strafverteidiger vertritt, wurde zitiert mit: "Mein Mandant fühlt sich von dem Ehepaar Haderthauer ausgenutzt." Ahmed stellte umgehend klar: "Ich habe nie behauptet, dass eine Strafanzeige erstattet worden wäre." Roland S. betonte ebenfalls, er als Betroffener wisse nichts von einer Strafanzeige seinerseits. Er sei froh gewesen, in der Arbeitstherapie einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen zu können.

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