Warnung der WHO:Globaler Notfall Ebola

Ebola breitet sich immer weiter aus und die WHO setzt ein starkes Signal: Sie stuft den Ebola-Ausbruch in Westafrika als internationalen Gesundheitsnotfall ein. Was dies für Deutschland und die Welt bedeutet.

  • WHO nennt Ebola-Ausbruch internationalen Gesundheitsnotfall. Deutschland sieht sich für den Ernstfall gerüstet.
  • Frankfurter Flughafen kontrolliert Passagiere, die aus Nigeria kommen.
  • Die am stärksten betroffenen Staaten Sierra Leone und Liberia riegeln inzwischen ganze Städte ab.
  • Zahl der Todesopfer steigt auf 961.

WHO erklärt Epidemie zum Gesundheitsnotfall

Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist von den Seuchen-Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als internationaler Gesundheitsnotfall eingestuft worden. Damit kann die Organisation jetzt weltweit Vorschriften zur Eindämmung des Ebola-Ausbruchs erlassen. WHO-Generaldirektorin Margaret Chan sagte, dass sie die Empfehlungen des Notfall-Komitees vollständig angenommen habe und damit als weltweit völkerrechtlich verbindliche Gesundheitsvorschriften in Kraft setzen werde.

Was der Notstand bedeutet

Der Internationaler Notstand - wörtlich: "die gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite" - ist definiert als "außergewöhnliches Vorkommnis", das ein internationales Gesundheitsrisiko für andere Staaten darstellt und zu seiner Eindämmung ein koordiniertes internationales Vorgehen erfordert. Dieser Notstand wurde bislang erst zweimal ausgerufen: 2009, als die Schweinegrippe grassierte und im Mai 2014, also sich die Polio in mehreren Staaten erneut ausbreitete.

Verantwortlich für die Einstufung ist das Notfall-Komitee der WHO. Dieses Komitee erarbeitet zugleich Vorschläge zur Eindämmung der Gefahr. "Für Deutschland hat die aktuelle Ausrufung der Notlage keine unmittelbaren Auswirkungen", sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. Die Empfehlungen - in erster Linie die Bereitstellung von diagnostischem Material und das Einrichten von Behandlungszentren - seien in Deutschland ohnehin seit Jahren Standard.

Die meisten Vorschläge des Expertenteams richten sich an die betroffenen Staaten. Sie sollten, sofern noch nicht geschehen, den nationalen Notstand ausrufen und Krisenstäbe einsetzen. Ausreisende sollten an den Grenzen auf Anzeichen von Ebola kontrolliert und gegebenenfalls an der Ausreise gehindert werden. Benachbarten Staaten empfehlen die Experten, die Überwachung und Kontrolle zu verstärken. Dazu sollten Ärzte sensibilisiert, Labortests bereitgestellt und Krisenteams eingesetzt werden, die im Ernstfall für die Isolation der Erkrankten und ihrer Kontaktpersonen sorgen können. Pauschale Einreisesperren in die betroffenen Länder empfiehlt das Expertenteam ausdrücklich nicht. Auch Einschränkungen des Handels erachtet die WHO nicht als notwendig.

Frankfurter Flughafen kontrolliert Passagiere

Auf dem Frankfurter Flughafen wird routinemäßig jede aus Nigeria ankommende Maschine kontrolliert. Ein Arzt befrage Passagiere mit auffälligen Symptomen, erklärte das Frankfurter Gesundheitsamt. Die Lufthansa fliegt täglich von Frankfurt aus zwei Ziele in Nigeria an: Lagos und Abuja.

Liberia und Sierra Leone stellen ganze Städte unter Quarantäne

Die am stärksten von der Ebola-Epidemie betroffenen Länder Liberia und Sierra Leone greifen im Kampf gegen das Virus zu drastischen Maßnahmen. Nach der Verhängung des Notstands stellten die beiden westafrikanischen Staaten ganze Städte unter Quarantäne. In Sierra Leone setzte die Armee Soldaten ein, um in Krankenhäusern Quarantäne-Maßnahmen durchzusetzen. Landesweit wurden auf Anordnung der Behörden Nachtclubs und Kinos geschlossen. In Liberia riegelte die Armee Zufahrtstraßen zur Hauptstadt Monrovia ab. Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf rief in der Nacht zum Donnerstag einen dreimonatigen Notstand aus.

Zahl der Ebola-Opfer steigt weiter

Die Ebola-Epidemie in Westafrika breitet sich weiter aus. Am 5. und 6. August wurden der WHO 68 neue Infektionen und 29 weitere Todesfälle gemeldet. Damit haben sich bis zum 6. August 1.779 Menschen mit der tödlichen Krankheit infiziert. 961 Menschen sind daran gestorben. Betroffen sind Guinea, Liberia und Sierra Leone. In Saudi-Arabien gab es unbestätigte Berichte über einen möglichen Ebola-Fall.

US-Behörden erlauben mehr Forschung an neuem Ebola-Mittel

Die US-Zulassungsbehörde FDA hat die Beschränkungen für ein neues, noch nicht zugelassenes Medikament gegen Ebola gelockert. Wie die Herstellerfirma Tekmira mitteilte, könnte das Mittel mit dem Namen TKM-Ebola damit an bereits Erkrankten getestet werden. Nach Angaben der Firma waren Versuche mit Affen sehr erfolgreich verlaufen. Die Tiere, die mit einer tödlichen Dosis des Ebola-Virus infiziert worden waren, überlebten dank des neuen Medikaments.

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