Antiquitäten verkaufen:Wertvoller alter Krempel

Der Pelz der Urgroßtante, Bücher des Opas, die Berglandschaft, die seit Generationen über Sofas hing: Über Jahrzehnte und manchmal gar Jahrhunderte sammelt sich in Familien einiges an. Was etwas wert ist und was guten Gewissens auf den Sperrmüll kann.

Von Julia Löffelholz

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Antiquitäten verkaufen:Kunst

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Quelle: AFP

Der Pelz der Urgroßtante, die Schulbücher des Großvaters, die Berglandschaft, die schon über den Sofas von Generationen hing: Über Jahrzehnte und Jahrhunderte sammelt sich einiges in Familien an. Was etwas wert ist und was guten Gewissens auf den Sperrmüll kann.

"Der Wert von Gemälden hängt vor allem von Künstler und Qualität ab", sagt Kunsthistoriker Oliver Gradel, der als Sachverständiger den Wert von Antiquitäten schätzt. Ein Gemälde von Monet (im Bild) oder van Gogh auf dem Dachboden zu finden, ist wohl eher unwahrscheinlich. Dennoch müsse der Maler bei Werken, die nach dem 18. Jahrhundert entstanden sind, einen gewissen Bekanntheitsgrad haben oder zumindest nachweisbar Künstler und nicht Hobbymaler gewesen sein, sagt Gradel: "Berglandschaften unbekannter Künstler, wie sie in den sechziger Jahren in den Wohnzimmern hingen, sind heute meist nichts mehr wert." Bei Bildern aus früheren Jahrhunderten sei der Maler dagegen oft nicht erkennbar. Deshalb spiele dort vor allem die künstlerische Qualität des Gemäldes eine Rolle.

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Antiquitäten verkaufen:Inneneinrichtung

Städtisches Museumsdepot in München Freimann, 2013

Quelle: Florian Peljak

"Der Wert von Möbeln und Teppichen ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen", sagt der Antiquitätensachverständige David Hessels. Eine Barockkommode, die noch vor 30 Jahren bis zu 20 000 Mark wert gewesen sei, könne heute für höchstens 4000 Euro verkauft werden. Sind die Möbel von Würmern befallen oder fehlen die Originalapplikationen, sinkt der Preis noch einmal. Nach Einschätzung des Kunsthistorikers Gradel hängt das vor allem damit zusammen, dass Möbel (im Bild ein 200 Jahre alter Sekretär) in erster Linie Gebrauchsgegenstände und damit abhängig von der aktuellen Mode sind: "Kein Mensch stellt sich heute noch einen schweren Eichenschrank aus dem 18. Jahrhundert ins Wohnzimmer."

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Antiquitäten verkaufen:Glas und Porzellan

Ausstellung Meissener Porzellan

Quelle: dpa

Bei Porzellan und Glas kommt es Gradel zufolge vor allem darauf an, dass die Stücke unversehrt sind. Während man ein Gemälde sehr gut restaurieren könne ohne Spuren zu hinterlassen, sei dies bei Porzellan und Glas nur schwer möglich. Eine Macke in der Tasse oder ein Sprung im Glas mindere den Wert extrem. Besonders gefragt sei chinesisches Porzellan. Bei deutschem komme es darauf an, ob es aus einer der großen Porzellanmanufakturen, wie Meissen (im Bild) oder Rosenthal stammt. "Fast alles andere ist wertlos", sagt Gradel.

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Antiquitäten verkaufen:Silber

Leihhaus in der Augustenstraße

Quelle: HESS, CATHERINA

Auf dem Silbermarkt (im Bild eine Kanne in einem Münchener Leihhaus) ist nach Einschätzung der Experten russisches und chinesisches Silber sehr gefragt. Deutsches Silber sei in den meisten Fällen kaum etwas wert, sagt Hessels: "Besteck muss komplett, möglichst unbenutzt und im Originalkarton verpackt sein, damit es noch jemand kauft." Wer das Familiensilber von der Großmutter erbt, sollte zudem überprüfen, ob es sich wirklich um Silber handelt oder nur um Versilberung - der Unterschied ist entscheidend, um den Wert zu ermitteln.

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Antiquitäten verkaufen:Bücher

Bibliothek im Staatlichen Museum für Völkerkunde in München, 2013

Quelle: Alessandra Schellnegger

Besonders beliebt sind auf dem Antiquitätenmarkt momentan naturwissenschaftliche Bücher und Atlanten aus der Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert, die alte Landkarten beinhalten. "Bücher haben nur einen Wert, wenn sie schöne Illustrationen haben, wie zum Beispiel alte Kupferstiche oder Holzschnitte", sagt Gradel. Und hohe Preise lassen sich laut Hessels zudem für Erstausgaben und signierte Bücher erzielen. Alte Bibeln und Lexika seien dagegen fast wertlos. Mit einer Ausnahme: "Haben die Bücher einen sehr schön in Leder gebundenen Rücken mit Goldeinsätzen, werden sie wegen ihrer Schönheit gekauft."

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Antiquitäten verkaufen:Spielzeug

90 JAHRE KÄTHE-KRUSE-PUPPEN

Quelle: DPA

Auch bei Spielzeug gilt: Alter und Marke sind entscheidend. Für Käthe-Kruse-Puppen aus den dreißiger Jahren (im Bild ein Exemplar von 1910) würden Sammler bis zu 2000 Euro zahlen, sagt Hessels. Hohe Gewinne kann erzielen, wer noch die Originalverpackung alter Spielzeuge besitzt. "Originalkartons steigern den Wert der Stücke um ein Vielfaches", sagt Gradel.

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Antiquitäten verkaufen:Schmuck

HONG KONG-AUCTION-WATCH-MODEL

Quelle: AFP

"Schöner Schmuck ist immer gefragt", sagt Hessels, der auf Schmuck spezialisiert ist. Jedoch gebe es große Unterschiede, was den Wert der Schmuckstücke angeht. Taschenuhren von bekannten Marken wie Lange und Söhne und Patek Philippe (Bild) seien immer beliebt. So genannte Komplikationen, wie ein ewiger Kalender oder eine Weltzeituhr, ließen den Preis zusätzlich steigen. Viel wert seien aktuell auch Diamanten und Edelsteine. Einfacher Goldschmuck habe dagegen oft nur noch Materialwert.

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Antiquitäten verkaufen:Pelze

Weißer Pelzmantel von Marlene Dietrich im Modemuseum in Paris, 2003

Quelle: AP

Pelze (im Bild ein Mantel von Marlene Dietrich) sind heute weitestgehend aus dem Straßenbild verschwunden. Und damit ist auch ihr Wert gesunken. "Die Menschen, die Geld haben, kaufen sich einen neuen Pelz", sagt Hessels. Zudem habe sich die Einstellung der Menschen zum Tierschutz verändert.

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Antiquitäten verkaufen:Münzen und Briefmarken

Internationale Briefmarkenbörse in München, 2011

Quelle: Alessandra Schellnegger

Für alte Münzen und Briefmarken lassen sich nach Gradels Ansicht keinen pauschalen Regeln aufstellen, wann sie wertvoll sind und wann nicht. Oft entscheiden bei Briefmarken das Datum des Poststempels oder die Anzahl der Zähne am Rand über Antiquität oder Müll. Bei Münzen kommt es vor allem auf Alter und Ort der Prägung an. Solche Dinge müsse aber ein Experte in jedem individuellen Fall begutachten.

© sz.de/jlo/jab/lala
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