VSpeed V77 Gran Turismo:Eiliges aus Sachsen

Der VSpeed V77 GT in der Seitenansicht

Hauptsache exklusiv: Der VSpeed V77 setzt auf bewährte Corvette-Technik mit neuer Karosserie.

(Foto: VSpeed)

Wer Autos flach, schnell und exklusiv bevorzugt, für den gibt es bald ein neues Objekt der Begierde: Der VSpeed V77 wird im sächsischen Radeberg produziert und ist laut Hersteller "Made in Germany". Doch so ganz stimmt das nicht.

Von Florian Maier

Radeberg ist eine Stadt in Sachsen, die bekannt ist für ihr Theater, das gleichnamige Bier und ihren Kräuterlikör. Bald könnte Radeberg zu einem neuen Mekka für Anhänger von Geschwindigkeits-Exzessen werden. In einer Kleinstauflage von zwölf Exemplaren soll hier der Supersportwagen VSpeed V77 Gran Turismo entstehen. Der Preis: mindestens 177 000 Euro.

Das zweisitzige Sportcoupé aus Sachsen soll dank seines gewaltigen 6,2-Liter-V8 Motors 477 PS und 626 Newtonmeter Drehmoment über die Hinterachse auf den Asphalt bringen, in 3,9 Sekunden die 100 km/h-Marke durchbrechen und maximal auf 320 km/h beschleunigen. Das alles ist "Made in Germany", so behauptet es zumindest der Hersteller. Doch das trifft nicht hundertprozentig zu.

Alte Technik zum doppelten Preis

Die Technik unter der Karosserie stammt aus der zwischen 2008 und 2013 produzierten Corvette C6 von Chevrolet. Der Nachfolger, die Corvette C7, ist bereits in Deutschland auf dem Markt und für knapp 70 000 Euro zu haben. An dieser Stelle drängt sich eine Frage auf: "Wieso einen VSpeed V77 mit alter Corvette C6-Technik kaufen, wenn ich das neuere Modell für 100 000 Euro weniger bekommen kann?"

Die Gründe dafür sind aus Sicht von VSpeed-Chef Bernd Nömer vielfältig. Sieht man einmal von Chassis, Motor und dem abnehmbaren Targa-Dach ab, sei der Supersportler aus Sachsen gänzlich neu entwickelt und konzipiert, so Nömer. Am auffälligsten ist dabei die neue Karosserie aus Kohlefaserverbundwerkstoff, die dem Zweisitzer auf den Leib geschneidert ist. Stilistisch vermengt der VSpeed-Bolide Merkmale der legendären DDR-Rennwagen von Melkus mit dem zeitlos-schnittigen Flair italienischer Klassiker und einer Prise Rohheit, wie man sie von dem berühmten US-Sportwagen kennt.

Bessere Fahrleistungen als bei der Corvette

Das Hightech-Leichtbau-Konzept sorgt beim Radeberger Renner gegenüber seinem Technik-Spender aus den USA für einen Gewichtsvorteil von etwa 70 Kilogramm und verbesserte Fahrleistungen. Das Interieur des GT-Sportwagens unterscheidet sich von der Corvette dank zahlreicher Carbon- und Nappaleder-Elemente.

Um dem extravaganten Supersportler ein standesgemäßes Fahrgefühl zu verleihen, wurden ein Fahrwerk aus dem Hause Bilstein und eine Hochleistungsbremsanlage von Brembo eingebaut. Mit der Firma ATS entwickelte man Spezial-Felgen in 8,5x19 und 11x20 Zoll. Eine M&M Auspuffanlage soll zudem für eine dem äußeren Erscheinungsbild angemessene Akustik sorgen. Was die Sicherheitsausstattung angeht, gibt sich der sächsische Gran Turismo hingegen amerikanisch-puristisch. ESP, ABS, Traktionskontrolle und Airbags sind an Bord - auf zusätzliche Sicherheitstechnik wird verzichtet.

Der VSpeed V77 in der Frontansicht.

Optisch orientiert sich der V77 an Corvette und Ferrari.

(Foto: VSpeed)

Zwei bis drei Monate Fertigungszeit

Diese Fakten machen zumindest den höheren Preis des V77 Gran Turismo plausibler. Entscheidend wird für die potentiellen Käufer aber sowieso eher die Exklusivität und Individualität des Sportwagens sein. Bei lediglich zwölf geplanten Exemplaren ist die Chance, einem anderen V77-Besitzer auf der Autobahn zu begegnen, äußerst gering.

Bestellungen für den V77 nimmt VSpeed ab sofort entgegen, Interessenten müssen sich auf eine Fertigungszeit von zwei bis drei Monaten einstellen. Ob man allerdings bereit ist, für die genannten Vorzüge mehr als den doppelten Preis einer brandneuen, nicht minder schicken Corvette auf den Tisch zu legen?

Dem Gros der Sportwagen-Liebhaber dürfte sich diese Notwendigkeit nicht erschließen. Das mussten in den vergangenen Jahren schon zahlreiche Produzenten von Exoten-Sportwagen wie Melkus, Artega, Gumpert und zuletzt auch Wiesmann schmerzlich lernen, die sich nicht auf Dauer neben den Großserien-Herstellern behaupten konnten. Insofern bleibt abzuwarten, ob sich VSpeed mit dem V77 Gran Turismo langfristig etablieren kann.

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