Letzter Tag der Leichtathletik-EM:Deutsche Sprinter feiern Silber

Reus, Jakubczyk, Knipphals and Kosenkow of Germany celebrate their second place in the men's 4 x 100 metres final during the European Athletics Championships at the Letzigrund Stadium in Zurich

Glücklich über den zweiten Platz: Die deutschen Sprinter Julian Reus, Lucas Jakubczyk, Sven Knipphals und Alexander Kosenkow (von links)

(Foto: REUTERS)

Die Männer-Staffel verfehlt am Abschlusstag der Leichtathletik-EM ihr eigenes Ziel, kann sich am Ende aber auch über den zweiten Platz hinter den Briten freuen. Die starke Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch verpasst eine Medaille nur knapp.

  • Deutsche Sprint-Staffel gewinnt Silber und muss sich nur den Briten geschlagen geben.
  • Doppel-Olympiasieger Mo Farah sprintet zu seiner sechsten EM-Medaille.
  • Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch springt Bestleistung und verfehlt eine Medaille nur knapp.

4x100-Meter-Staffel: Deutsches Team sprintet zu Silber

Gold war das intern ausgegebene Ziel, am Ende aber konnten sich die deutschen Sprinter auch über Silber so richtig freuen. "Wir haben ein super Rennen gemacht", bekannte der Wattenscheider Startläufer Julian Reus nach der einzigen der Staffelmedaille für die deutschen Leichtathleten bei den Europameisterschaften in Zürich. Für die drei anderen Quartette gab es nichts zu holen im Letzigrund-Stadion. Reus, Sven Knipphals (Wolfsburg), Alexander Kosenkow (Wattenscheid) und Lucas Jakubczyk (Berlin) kamen am Sonntag hinter den Briten ins Ziel, die in 37,93 Sekunden Gold holten. Die DLV-Sprinter hielten aber in 38,09 Sekunden Frankreich (38,47) auf Distanz und blieben nur knapp über dem deutschen Rekord des Nationalteams vom Juli 2012 in Weinheim (38,02).

"Wir haben unsere Leistung hier abgerufen und zwei super Rennen in zwei Tagen gezeigt", sagte Jakubczyk im ZDF. "In Barcelona Bronze, in Helsinki Silber. Wenn es so weitergeht, muss irgendwann Gold her", hatte Kosenkow nach dem Vorlauf-Sieg am Samstag gehofft. Auf den Gold-Coup muss der 37-jährige Routinier weiter warten - wenn ihm die Zeit nicht davonläuft. Eine böse Blamage hatte unterdessen das deutsche Frauen-Quartett am Samstag im Vorlauf erlebt. Der Titelverteidiger verpatzte den Wechsel zwischen Rebekka Haase (Thum) und Tatjana Pinto (Münster). Startläuferin war Josefina Elsler (Paderborn); Schlussläuferin Verena Sailer aus Mannheim kam erst gar nicht zum Einsatz.

5000 Meter: Doppel-Olympiasieger gewinnt auch über 5000 Meter

Großbritanniens Laufheld Mo Farah hat in Zürich den Doppelschlag geschafft und nach den 10 000 auch die 5000 Meter gewonnen. Der 31 Jahre alte Doppel-Olympiasieger setzte sich im Letzigrund in 14:05,82 Minuten vor dem Aserbaidschaner Hayle Ibrahimow (14:08,32) sowie seinem britischen Landsmann Andy Vernon (14:09,48) durch und erreichte einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere. Im langsamsten EM-Rennen seit 1946 lief der deutsche Meister Richard Ringer in 14:10,92 Minuten auf einen starken vierten Platz, Arne Gabius (Tübingen/14:11,84) wurde Siebter. Gabius hatte 2012 bei der EM in Helsinki Silber hinter Farah gewonnen.

Für Farah war es nach 2010 und 2012 der dritte EM-Titel über 5000 Meter und das vierte Europameisterschafts-Gold überhaupt. Der gebürtige Somalier war schon mit dem Sieg über 10 000 Meter zum ersten männliche Leichtathleten mit fünf Einzelmedaillen bei Europameisterschaften geworden. Mit seinem sechsten Edelmetall egalisierte er nun auch die Männer-Bestmarke von Harald Schmid (Gelnhausen), Pietro Mennea (Italien), Roger Black und Linford Christie (beide Großbritannien), die aber jeweils mindestens eine Staffel-Medaille gewonnen haben.

Hochsprung: Marie-Laurence Jungfleisch verfehlt Medaille trotz Bestleistung

Die Spanierin Ruth Beitia hat ihren Hochsprungtitel verteidigt. Mit 2,01 Metern stellte sie die Jahresweltbestleistung ein und gewann Gold vor der Russin Maria Kuchina, die 1,99 Meter überquerte. Dritte mit der gleichen Höhe wurde die Kroatin Ana Simic. Die deutsche Meisterin Marie-Laurence Jungfleisch aus Tübingen landete nach einer starken Vorstellung mit der persönlicher Bestleistung von 1,97 Metern auf dem fünften Rang. Die Kroatin Blanca Vlasic, Europameisterin von 2010, musste kurz vor der EM wegen einer Verletzung passen.

Marathon: Andre Pollmächer gelingt beste deutsche Platzierung seit 28 Jahren

Deutschlands bester Marathonläufer Andre Pollmächer hat bei der Leichtathletik-EM in Zürich einen starken achten Platz über die klassische 42,195-Kilometer-Distanz belegt. Der 31-Jährige aus Düsseldorf lief bei strahlendem Sonnenschein und besten Bedingungen nach 2:14:51 Stunden ins Ziel und sorgte damit für die beste deutsche Platzierung seit 1986, als in Stuttgart Herbert Steffny und Ralf Salzmann die Plätze drei und vier belegt hatten. "Ich hab gekämpft wie ein Schwein und bin irgendwie durchgekommen. Ich bin so happy, das ist unglaublich", sagte Pollmächer.

Gold sicherte sich in souveräner Manier nach 2:11:08 Stunden der Italiener Daniele Meucci, der vor dem Polen Yared Shegumo (2:12:00) und dem Russen Alexei Reunkow (2:12:15) ins Ziel kam. Titelverteidiger Viktor Röthlin aus der Schweiz, der 2010 in Barcelona gesiegt hatte, belegte in seinem letzten Marathon in 2:13:07 Stunden fünften Platz. 2012 in Helsinki gab es wegen der kurz darauf folgenden Olympischen Spiele keinen EM-Marathon.

1500 Meter: Tesfaye verpasst als Fünfter eine Medaille

Die deutschen Mittelstreckler Homiyu Tesfaye und Timo Benitz haben über 1500 Meter eine Medaille verpasst. Beim Sieg des Franzosen Mahiedine Mekhessi-Benabbad in 3:45,60 Minuten wurde der Frankfurter Tesfaye am Sonntag Fünfter (3:46,46). Benitz (LG Nordschwarzwald) kam in 3:47,26 auf Platz sieben. Auf Rang zehn landete nach einem Sturz Florian Orth aus Regensburg 3:54,35. Mekhessi-Benabbad war nach seinem Triumph über 3000 Meter Hindernis disqualifiziert worden, weil er sich auf der Zielgeraden das Trikot ausgezogen hatte. Silber ging an den Norweger Henrik Ingebrigtsen, Bronze an Chris O'Hare aus Großbritannien.

Der 29-jährige Mekhessi-Benabbad ließ der Konkurrenz um den deutschen WM-Fünften Homiyu Tesfaye (Frankfurt) keine Chance und legte auf den letzten Metern deutlich in Führung liegend einen provozierenden Jubel hin. Wild mit den Armen gestikulierend, trabte Mekhissi-Benabbad nur noch ins Ziel (3:45,60 Minuten). Von den Zuschauern wurde er für seine Gesten mit Pfiffen abgestraft.

Weitsprung: Christian Reif bleibt unter acht Meter

Christian Reif aus Rehlingen hat im Weitsprung enttäuscht. Der Goldmedaillengewinner von Barcelona 2010 landete am Sonntag als Achter nur bei 7,95 Metern. Der Titel ging an den britischen Olympiasieger Greg Rutherford mit 8,29 Metern. Auf dem zweiten Rang landete der Grieche Louis Tsatoumas mit 8,15 vor dem Franzosen Kafetien (8,14). Reif war mit der Vorleistung von 8,49 Metern und der zweitbesten Weite in Europa hinter Rutherford angereist. Im Gegensatz zu Sebastian Bayer hatte er auch in der Qualifikation keine Probleme, doch danach lief nicht mehr viel zusammen. Der Titelverteidiger aus Hamburg hatte nach schwachen 7,56 Metern den Medaillenkampf verpasst, ebenso wie der deutsche Hallen-Meister Julian Howard aus Karlsruhe.

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