Bundesliga:Streitschlichten in der Ikea-Kinderwelt

Zum Start der Bundesliga sollte sich einiges ändern: Das musikalische Unwesen der Helene Fischer in den Stadien muss aufhören. Der Dauerstreit zwischen Dortmund und München braucht einen Mediator - und wir verspüren Haar-Nostalgie.

Die Wünsche der SZ.de-Sportredaktion

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Germany Victory Celebration - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Zum Start der Bundesliga sollte sich einiges ändern: Das musikalische Unwesen der Helene Fischer in den Stadien muss aufhören. Der Dauerstreit zwischen Dortmund und München braucht einen Mediator - und wir verspüren Haar-Nostalgie.

Liebe Bundesliga, wir müssen reden. So kann es nicht weitergehen. Ein Stadionbesuch grenzt heutzutage an Folter. Jetzt mal so rein musikalisch gesehen. Was es in deutschen Arenen auf die Ohren gibt, ist nicht auszuhalten. Neuerdings schallt einem die unvermeidliche Helene Fischer bereits beim Rasenempfang der Fußballer entgegen. Ja, die Fischer. Die ist einfach überall. Genauso wie der Anton aus Tirol, Scooter und der Stern des Südens.

Muss das sein? Woanders machen sie es besser: Neulich bei der WM in Brasilien zum Beispiel, da probierten es die Unterhaltungs-Regisseure wenigstens mit AC/DC. Und in England läuft seit jeher lässige, gar völlig kredibile Popmusik. Wer einmal in Manchester war und dort Oasis oder The Clash zu hören bekam, kann in Deutschland eigentlich nur mit Ohrenstöpseln auflaufen. Halllooooo, ist da weeeer?

(jbe)

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Quelle: AP

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Danke, TSG Hoffenheim. Danke, dass dieser Klub es nicht verhindert hat, dass aus Davie Selke ein Stürmer geworden ist. Selke spielte lange in Hoffenheim in der Jugend und hat nun die deutsche U19 zum EM-Titel geschossen. Im vergangenen Jahrzehnt sind deutsche Jugendtrainer offenbar aufgeschreckt, wenn sich da ein Stürmerlein in ihre Mannschaft verlief. Geht nicht! Wer braucht schon Mittelstürmer heutzutage? Nun, der Bundestrainer wird bald merken, was aus seinem Weltmeister-Team wird ohne den Miro.

Der Miro zwang mehr als ein Jahrzehnt lang die gegnerischen Verteidiger zu Zweikämpfen, lenkte sie ab, sprintete vor das Tor, schoss den Ball oft hinein. Nun ist Miroslav Klose zurückgetreten, und Joachim Löw steht ohne Stürmer da. Mario Gomez werkelt zwar wieder in Florenz. Aber es kann doch nicht sein, dass die gesamte Bundesliga keinen deutschen Weltklasse-Stürmer mehr ausbildet. Also bitte, liebe Bundesliga, reiß dich mal zusammen! Und schenk dem Jogi einen Stürmer.

(hum)

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Es hatte zuletzt was von Sandkastengequengel, was sich zwischen Dortmund und München abspielte. Die einen sind beleidigt, die anderen stänkern weiter - und zu Mittag isst man längst nicht mehr zusammen. Ein monatelanges Kasperltheater hat sich entsponnen: Mal geht es um Vertragsdetails von Marco Reus, mal um nicht zurückgezahlte Schuldzinsen, dann um Geschäftsstrategien, die der eine vom anderen abgekupfert habe - kommuniziert wird ohnehin nur noch über die Medien. Deshalb, liebe Bundesliga, bist Du als Mediator gefragt. Wir wünschen uns ein Ende dieser Animositäten.

Wie wäre es mit folgendem Vorschlag: Die Liga beruft die Vereinsoberen beider Klubs zu einem gemeinsamen Nachmittag in die Kinderwelt von Ikea. Zwischen bunten Kugeln, Rutschen und klebrigen Süßigkeiten können sich die Streithansel dann so richtig zoffen. Raus dürfen die Rotzlöffel erst wieder Hand in Hand und mit Freundschaftsschwur. Und dann gibt es lecker Hering. An einem Tisch.

(jbe)

HSV holt Nationalspieler Nicolai Müller

Quelle: Christian Charisius/dpa

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Es tut uns leid, lieber Hamburger SV. Ganz besonders wegen Ihnen, lieber Dietmar Beiersdorfer, da Sie doch im Eiltempo versuchen, den Vorzeige-Chaosklub der vergangenen Spielzeit salonfähig zu machen. Aber so geht es nicht weiter! Sie, lieber Dietmar Beiersdorfer, müssen wieder gehen! Seit Sie da sind, funktioniert nichts mehr in Hamburg: Vereinsinterna bleiben Vereinsinterna, nichts dringt nach draußen. Spielertransfers werden verkündet, wenn sie fix sind.

Es gibt keine Sportdirektoren mehr, die per SMS absagen. Sogar den Herrn Kühne, der in regelmäßigen Abständen von seiner Finca auf Mallorca quakt, haben sie zwar zum Geld zahlen, ansonsten aber zum Klappe halten verdonnert. Es geht einfach nicht, dass beim HSV Seriosität einzieht. Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier, er braucht Konstanten. War schön mit Ihnen, Dietmar Beiersdorfer...

(ebc)

VfL Wolfsburg - Vorstellung Nicklas Bendtner

Quelle: obs

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Schon klar, die unüberwindbaren Bayern. Die Zauberfußballer mit dem Zaubertrainer, der das Spiel immer weiter entwickelt. Das Festgeldkonto, die Wilderei bei der Konkurrenz. Die Robbens, Lewandowskis, Lahms und wie sie alle heißen. Aber was bringt's, sich deswegen in die Hose zu machen? Liebe Schalker, Leverkusener und Gladbacher - heult doch! Lasst euch etwas einfallen gegen die bayerische Übermacht. Entwerft Matchpläne, taktische Gegenformeln und lernt wieder das gute, alte "Beißen".

Wer abschenkt, macht sich nur unbeliebt. Wer es trotz aller Vorteile der Münchner nicht einmal versucht, ist ein Loser und ein schlechter Sportsfreund. Die Bayern werden in der Hinrunde Probleme haben - die WM wirkt noch nach. Das gilt es auszunutzen. Auch an Standorten wie Wolfsburg wird schließlich viel investiert. Die erste Chance, die eigenen Ambitionen zu unterstreichen, gibt es für den VfL gleich am ersten Spieltag: Beim Gastspiel in einer gewissen Fröttmaninger Arena.

(jbe)

SC Paderborn 07

Quelle: dpa

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Ja, lieber SC Paderborn, so geht das. Tausende Aufsteiger vor dir haben gekuscht, klein beigegeben, die Benimmregeln der großen Bundesliga stillschweigend akzeptiert. Doch du, lieber SC Paderborn, du bist Rock'n'Roll. Rufst einfach die teuersten Dauerkartenpreise der ganzen Liga auf, als Aufsteiger - genial! Verkündest dem DFB kurzerhand, dass du keine Freitagabendspiele austragen wirst, weil die Anwohner sonst nicht schlafen können - spitze!

Wie wäre es, auch sonntags nicht zu spielen, weil der Feiertag in Ostwestfalen noch heilig ist? Oder auf alle Fußballmillionäre, die das Stadtgebiet betreten, eine Millionärssteuer zu erheben? Mehr ostwestfälische Folklore tut der Bundesliga gut. Wir vertrauen auf Dich, lieber SC Paderborn.

(ebc)

World Cup 2014 - Round of 16 - Argentina vs Switzerland

Quelle: dpa

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Schön, dass es Euch in Deutschland so gut gefällt, liebe Schweizer. Obwohl Ihr doch so gerne über die Deutschen stänkert, scheint Ihr im Fußball nur ein Ziel zu kennen: die Bundesliga. Schon wieder tummeln sich 18 von Euch in der obersten Liga - es gibt sogar mehr Schweizer als Brasilianer. An dieser Stelle von uns also ein herzliches "Grüezi" und gleich ein Dankeschön: Für Fußballspieler wie Ricardo Rodríguez, der sich in Wolfsburg fast unbemerkt zu einem der stärksten Linksverteidiger der Liga entwickelt hat.

Mit besten Wünschen schicken wir auch Josip Drmic in sein zweites Bundesligajahr, der vergangene Saison für Nürnberg 17 Tore erzielte und jetzt bei Leverkusen auf mehr hofft. Echte Qualität versprechen auch die Schweizer Torhüter, die in Freiburg, Wolfsburg, Mönchengladbach und Augsburg als Nummer eins vorgesehen sind. Deshalb ein letzter Wunsch: Liebe Schweizer, schickt weiterhin interessante Spieler gen Norden, aber lauft uns bitte nicht den Rang als Torhüter-Nation ab.

(abb)

Benedikt Höwedes

Quelle: dpa

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Früher war alles anders, liebe Bundesliga. Zum Beispiel die Frisuren. "Haare, die wie Helme sind", schrieb einst ein findiger SZ-Redakteur über die herrlichsten Matten, Mähnen und tapetenähnlichen Kopfrasuren. Fußballer trugen couragiert eigenwillige Haarstile zur Schau. Und jetzt? Werden die Spieler für ihr Bekenntnis zur Transplantation gefeiert. Jüngstes Verpflanzungsbeispiel ist der Schalker Benedikt Höwedes. Vom Hinterkopf wanderten bei ihm ein paar satte Büschel nach vorne. So wie zuvor bereits bei Jürgen Klopp, der das Ergebnis standesgemäß "geil" fand.

Nun ist man geneigt zu sagen: ausgerechnet Höwedes! Der Mann, den sie in Brasilien ehrfurchtsvoll "Howetz" nannten. Howetz, das klang wie Förster, Briegel oder Hrubesch - jedenfalls hallte da eine ordentliche Portion Respekt mit. Wir wünschen uns wieder natürliches Haupthaar, wallende Wuschelköpfe und dicke Locken! Oder gleich Glatzen. Aber auch da sieht es schlecht aus. Einziger Liganeuling mit Perspektive ist diesbezüglich Pepe Reina - und der sitzt bei den Bayern nur auf der Bank.

(jbe)

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Quelle: AFP

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Der gemeine Fußballersohn profitiert zwar vom Fachwissen des Vaters, muss aber ständig Vergleiche erdulden. Vor diesem Hintergrund wird es eine interessante Bundesliga-Spielzeit. Der FC Bayern beschäftigt drei Jung-Profis bekannter Vorfahren: Gianluca Gaudino, Sohn von Maurizio (im Bild rechts), Lucas Scholl sowie Mitchell Weiser. In Leverkusen spielt Levin Öztunali, dessen Opa ein gewisser Uwe Seeler ist. Und beim Münchner Vorortklub SpVgg Unterhaching stürmt ein Junge namens Pascal Köpke, Sohn von Torwart-Bundestrainer Andreas Köpke.

Liebe Söhne der Liga: Lernt von den Alten - und emanzipiert Euch! Der kleine Gaudino möge ähnlich kreativ wie sein Vater das Mittelfeld organisieren. Die verschwundenen Autos (Maurizio wurde einst wegen Versicherungsbetruges schuldig gesprochen) kann er sich dann sparen. Pascal Köpke sollte sich die Strafraumbeherrschung des Papas aneignen, das schadet auch einem Angreifer nicht. Dafür lieber Abstand nehmen von den fünf Bundesliga-Abstiegen des alten Herren! Und Öztunali sollte am besten alles so machen wie Uwe Seeler, denn der hatte partout keine Schwächen!

(jkn)

Geißbock Hennes VIII zieht in den Kölner Zoo

Quelle: dpa

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Was haben wir uns erschrocken, lieber 1. FC Köln. Vor kurzem habt Ihr Eurem lebenden Maskottchen ein neues Zuhause verschafft. Ab sofort logiert Geißbock Hennes VIII. im Kölner Zoo, gemeinsam mit einer Herde Ziegen. Und dann das: "Hennes-Anhänger in Aufruhr", titelte die Regionalpresse. Das Maskottchen sei übergewichtig, raunten die Fans im Zoo. Andere Besucher vermuteten eine Schwangerschaft. Seine Pfleger haben nun entschieden: Das Dickerchen muss zwingend an seiner Linie für die neue Saison arbeiten.

"Wir werden ihm wohl ein Sportprogramm verordnen", verriet Pfleger Jens Krause dem Kölner Stadt-Anzeiger. Woraufhin einige Fans angeblich drohten, den Bock zu entführen, sollte dieser bis zum Derby gegen Gladbach allzu sehr abgemagert sein. Wir wünschen Euch Kölnern trotz dieser Verstrickungen einen erfolgreichen Start - wenn Ihr nach dem 2. Spieltag als Tabellenvierter von der Champions League träumt, wird euch Hennes bestimmt was meckern.

(jkn)

Polizeieinsatz im Fußballstadion

Quelle: dpa

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Zum Abschluss ein Wunsch zu einem ernsten Thema. Liebe Polizei und liebe Fans, es wäre schön, wenn Ihr Euch wieder vertragen würdet. Vielleicht kann die Staatsmacht es künftig vermeiden, "die Fans" in der Öffentlichkeit so hinzustellen, als wäre das die gefährlichste Gruppe der Nation und müsste deshalb auch so behandelt werden. Wenn sich ein paar Idioten raufen oder Raketen in den Himmel schießen, heißt das nicht, dass ALLE Fußballfans Gewalttäter sind. Wenn sich auf dem Oktoberfest ein paar Betrunkene prügeln, müssen deshalb auch nicht alle anderen per Polizeieskorte nach Hause gehen.

Und Ihr, liebe Fans: Helft doch bitte mit, die als Fußball-Anhänger verkleideten Gewalttäter zu identifizieren. Dann hat es auch die Polizei einfacher. Dann kann irgendwann die Hälfte der Beamten zu Hause bleiben und keiner muss sich an Spieltagen mehr fühlen wie in einem Hochsicherheitstrakt. Danke.

(hum)

© SZ.de/hum
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