Nahostkonflikt:Israel bestätigt gezielten Schlag gegen Hamas-Militärchef

Angriff im Gazastreifen

Palästinenser stehen vor den Trümmern eines zerstörten Hauses in Rafah: Bei einem Luftangriff wurden Angehörige des Hamas-Militärchefs getötet.

(Foto: AFP)

Bei einem Luftangriff sterben die Frau und ein Kind von Hamas-Militärchef Mohammed Deif. Nun bestätigt Israel, dass es sich um einen gezielten Angriff gehandelt hat. Bei den neu entbrannten Kämpfen kommen mehrere Palästinenser ums Leben. Die Hamas kündigt an, den Flughafen in Tel Aviv zu beschießen.

  • Israel bestätigt einen gezielten Angriff auf den Hamas-Militärchef. Bei einem Luftangriff wurden in der Nacht dessen Frau und ein Kind in einem Haus getötet.
  • Die Feuerpause ist ohne Verlängerung ausgelaufen: Die Hamas feuert wieder Raketen auf Israel, Israel reagiert mit neuen Luftschlägen.
  • Die Hamas erklärt den Flughafen in Tel Aviv zum Angriffsziel.

Gezielter Schlag gegen Hamas-Militärchef

Israel hat bestätigt, dass das Militär versucht hat, Mohammed Deif, den Militärchef der im Gazastreifen herrschenden Hamas zu töten. Das berichtete das Zweite Israelische Fernsehen unter Berufung auf einen Regierungsvertreter in Jerusalem.

Bei einem Luftangriff am Dienstagabend seien demnach in einem Haus in Gaza Deifs Ehefrau und ein kleiner Sohn des Ehepaars ums Leben gekommen. Zunächst war von einer getöteten Tochter die Rede gewesen.

Israelische Medien berichteten, die Identität eines dritten Toten sei noch unklar. Mohammed Deif gilt in Gaza als einer der wichtigsten Drahtzieher, er hat schon mehrere Attentate durch Israel überlebt.

Kämpfe neu entbrannt

Nach dem Ende der befristeten Feuerpause sind die Kämpfe im Gazastreifen erneut entbrannt. Insgesamt seien seit Dienstag mehr als 80 Raketen auf Israel abgefeuert worden, teilten die Streitkräfte mit. Israel antwortete mit neuen Luftschlägen. Inzwischen habe die Luftwaffe 60 Ziele im Gazastreifen bombardiert. Dabei starben nach palästinensischen Angaben mehrere Menschen, Dutzende weitere wurden verletzt.

Hamas erklärt Flughafen in Tel Aviv zum Angriffsziel

Nach dem Ende der Feuerpause im Gaza-Konflikt hat die radikal-islamische Hamas den internationalen Flughafen von Tel Aviv ins Visier genommen. Als Antwort auf israelische Angriffe sei Ben-Gurion für Mittwoch als Ziel ausgewählt worden, erklärte ein Hamas-Kommandeur. Internationale Fluggesellschaften sollten den Flughafen meiden. Den israelischen Behörden zufolge ging der Betrieb dort zunächst ohne Störung weiter.

Raktenangriffe aus Gaza noch vor Ablauf der Waffenruhe

Die befristete Waffenruhe zwischen Israel und den Palästinensern war am Dienstag um Mitternacht ohne weitere Verlängerung ausgelaufen. Doch schon vor Ablauf der Frist waren am Dienstagnachmittag Raketen aus dem Gazastreifen in der Metropole Tel Aviv und der südisraelischen Stadt Beerscheba eingeschlagen. Die Hamas bekannte sich zu den Angriffen.

Als Reaktion darauf nahm Israel seine Luftangriffe auf den Küstenstreifen wieder auf. Israel zog zudem seine Delegation von den Gesprächen über eine dauerhafte Waffenruhe in Kairo ab. Auch die palästinensische Delegation will die ägyptische Hauptstadt am Mittwochmorgen verlassen, wie ein hochrangiges Delegationsmitglied sagte.

Die Palästinenser machten Israel für das Ende der Feuerpause verantwortlich. Der palästinensische Chefunterhändler bei den Verhandlungen in Kairo, Assam al-Ahmed, sagte, die Waffenruhe sei "gescheitert" und dafür sei Israel verantwortlich. Ein hochrangiger Vertreter der radikalislamischen Hamas, Essat al-Rischk, warnte Israel vor neuer Gewalt. Solange es für das palästinensische Volk keine Sicherheit gebe, werde es auch für Israel keine Sicherheit geben.

Hintergrund: Die Verhandlungen

Die ursprünglich für fünf Tage vereinbarte Feuerpause war noch am Montag um 24 Stunden verlängert worden, um den Verhandlungen über einen langfristigen Waffenstillstand in Kairo mehr Zeit zu geben.

Die palästinensische Autonomiebehörde wollte israelische Vorwürfe prüfen, wonach die Hamas im Westjordanland einen Umsturz geplant haben soll. Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet hatte mitgeteilt, mehr als 90 Hamas-Mitglieder seien in den vergangenen Monaten festgenommen worden. Sie seien in verschiedenen Zellen im Westjordanland aktiv gewesen und hätten einen Sturz des gemäßigten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas geplant.

In dem seit Anfang Juli dauernden Konflikt wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums auf Seiten der Palästinenser 2016 Menschen getötet, die meisten von ihnen seien Zivilisten. Mehr als 10 000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten.

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