Proteste in Ferguson:Befürchtete Eskalation bleibt aus

Proteste in Ferguson: Stundenlang haben Demonstranten in der Nacht zum Mittwoch in Ferguson gegen die Polizei protestiert. Diesmal blieb die Lage ruhig - anders als in den Nächten zuvor.

Stundenlang haben Demonstranten in der Nacht zum Mittwoch in Ferguson gegen die Polizei protestiert. Diesmal blieb die Lage ruhig - anders als in den Nächten zuvor.

(Foto: AFP)

Stundenlang gehen Hunderte Demonstranten auf der Hauptstraße von Ferguson auf und ab. Doch anders als in den Nächten zuvor bleibt es bei den Protesten diesmal ruhig. Erst kurz zuvor war im benachbarten St. Louis ein weiterer Schwarzer erschossen worden.

  • In der US-Kleinstadt haben in der Nacht zu Mittwoch erneut zahlreiche Menschen gegen die Polizei demonstriert. Anders als in den Tagen zuvor blieb die Lage jedoch vergleichsweise friedlich.
  • Erst Stunden zuvor hatten zwei Polizisten bei einem Einsatz in St. Louis, nur wenige Kilometer von Ferguson entfernt, einen 23-jährigen Schwarzen erschossen.
  • Die Vorfälle spalten die Gesellschaft im US-Bundesstaat Missouri. Als Reaktion auf die tagelangen, teils gewalttätigen Demonstrationen gibt es jetzt auch immer mehr Unterstützung für die Polizei.

Neue Proteste in Ferguson

"Hands up, don't shoot" (Hände hoch, nicht schießen) - skandieren die Demonstranten in Ferguson, jener Kleinstadt im US-Bundesstaat Missouri, in der nach dem Tod des Teenagers Michael Brown seit Tagen gegen die Polizei und ihr Auftreten gegenüber Schwarzen protestiert wird.

Hunderte Menschen sind es auch in der Nacht zum Mittwoch. Auf dem Gehweg der Hauptstraße gehen sie auf und ab, immer wieder, mehrere Stunden lang. Die Polizei steht schwer bewaffnet und mit gepanzerten Fahrzeugen in den Seitenstraßen bereit, hält sich aber zurück. Einige Personen werden festgenommen, nachdem vereinzelt Wasserflaschen aus Plastik in Richtung Polizei geflogen sind.

Polizei hält sich zurück

In den Tagen zuvor war die Gewalt in Ferguson immer weiter eskaliert. In der Nacht zu Dienstag gab es schwere Unruhen, bei denen zwei Demonstranten durch Schüsse verletzt wurden. Polizei und Behörden hatten sich deshalb auf eine weitere gewaltsame Protestnacht vorbereitet. Straßen wurden gesperrt, Geschäfte und Restaurants schlossen bereits am frühen Abend, um sich vor möglichen Randalen und Plünderungen zu schützen.

Doch diesmal bleibt es vergleichsweise ruhig. Offenbar sind die Sicherheitskräfte darauf bedacht, eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Erneut tödliche Schüsse auf einen Schwarzen

Für diese Eskalation hatte es erst kurz zuvor Anlass gegeben. In St. Louis, nur wenige Kilometer von Ferguson entfernt, erschossen Polizisten am Dienstagnachmittag einen weiteren Afro-Amerikaner.

Der 23-Jährige, der zuvor Lebensmittel aus einem Geschäft gestohlen haben soll, habe zwei Beamte bedroht, sagte Polizeichef Sam Dotson. Der Verdächtige habe sich "unberechenbar" verhalten und die Polizisten provoziert, so Dotson. Obwohl die beiden ihn mehrfach ermahnt hätten, das Messer abzulegen, sei der Verdächtige trotzdem weiter auf sie zugekommen, bis auf knapp einen Meter Entfernung.

Die genauen Umstände des Vorfalls würden nun untersucht, heißt es von der Polizei.

Eine neue Rassismusdebatte

Der Tod von Michael Brown - und die eskalierenden Proteste seither - spaltet die Gesellschaft in Missouri. Über den Hergang der Ereignisse am 9. August gibt es sehr unterschiedliche Versionen. Während die Polizei davon spricht, dass Brown den Beamten bedroht habe, betonen die Polizeigegner immer wieder, dass der Teenager unbewaffnet war.

Das militärisch hochgerüstete Auftreten der meist weißen Polizisten, die Demonstranten mit Sturmgewehren und Panzerfahrzeugen einschüchtert, verstärkt die Wut in weiten Teilen der Bevölkerung noch zusätzlich. Eine neue Rassismusdebatte ist entstanden, die selbst Präsident Barack Obama bisher nicht beruhigen konnte.

Unterstützung für die Polizei

Inzwischen gibt es jedoch auch immer mehr Stimmen, die sich auf Seiten der Polizei positionieren. Wie der TV-Sender CNN berichtet, haben sich mehrere Freunde von Darren W. gemeldet, jenes Polizisten, der die tödlichen Schüsse auf Michael Brown abgab. Sie stützen seine Version.

"Selbst ohne mit Darren gesprochen zu haben und seine Aussagen gehört zu haben, bin ich hundertprozentig sicher, dass er in diesem Moment Angst um sein Leben hatte", sagt ein Mann namens Jake Shepard, der Wilson nach eigenen Angaben aus der High School kennt.

Auch in den sozialen Medien formiert sich eine Gegenbewegung: In Facebook-Gruppen wird zur Unterstützung für den Polizisten aufgerufen. Zehntausende sind diesen Gruppen inzwischen beigetreten.

Justizminister Holder reist nach Ferguson

Am Mittwoch beginnt die juristische Aufarbeitung des Falles. Eine Grand Jury soll dann mit der Beweisaufnahme beginnen und klären, ob der Polizist das Gesetz brach, als er Brown erschoss. US-Justizminister Eric Holder wird in Ferguson erwartet, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Das Justizministerium und die Bundespolizei FBI ermitteln.

Eine privates Autopsiegutachten kommt einen Bericht der New York Times zufolge zu dem Ergebnis, dass der schwarze Teenager von sechs Kugeln getroffen wurde.

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