Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Gaumen ohne Vorurteile

Altherrenschweiß und Curry-Duft, Schwarzenegger im Hawaiihemd und ein Psychothriller von Wunderkind Xavier Dolan. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

9 Bilder

Kinostart - 'Besser als Nix'

Quelle: dpa

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Altherrenschweiß und Curry-Duft, Schwarzenegger im Hawaiihemd und ein Psychothriller von Wunderkind Xavier Dolan. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Besser als Nix

Mutter tot, Vater (Wotan Wilke Möhring) säuft, die Provinz nervt. "Umzingelt von Idioten" fühlt sich Gothic-Jünger Tom (imposant: François Goeske). Nur Oma (Hannelore Elsner) ist nett. Ute Wielands Romanverfilmung weiß nicht so recht, was sie sein will: Außenseiterdrama oder Trauerbewältigungstherapie? Romanze oder schriller Jux zwischen Särgen im Bestattungsunternehmen "Heimkehr"? Fazit: alberne Gag-Parade.

Neu im Kino: "Besser als Nix" vorgestellt im Video.

Rainer Gansera

Im Bild: Francois Goeske als Tom und Hannelore Elsner als seine Oma Wally.

Kinostart - 'The Expendables 3'

Quelle: dpa

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The Expendables 3

Die Mumifizierung des Actionfilms schreitet munter voran, auch wenn Sylvester Stallone und seinem Senioren-Allstar-Team in der dritten Auflage der Nostalgieserie eine faltenfreie Garde junger Prügelknaben an die Seite gestellt wird. Patrick Hughes inszeniert mit großer Lust den Altherrenschweiß als ultimativen Nachweis purer Männlichkeit, und als Bonus gibt es Arnold Schwarzenegger im Hawaiihemd.

Neu im Kino: "The Expendables 3" vorgestellt im Video.

David Steinitz

Im Bild: Harrison Ford (links) als Max Drummer und Sylvester Stallone als Barney Ross.

Film 'Göttliche Lage'

Quelle: dpa

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Göttliche Lage

Einem alten Arbeiterviertel in Dortmund wird mediterranes Flair mit schwerem Gerät eingehaucht: Ein künstlicher See und Nobelwohnungen entstehen, wo früher ein Stahlwerk war. Erholung für alle! Und gut verdient wird dabei auch. Was "Strukturwandel" und "Gentrifizierung" konkret bedeuten, wer davon profitiert und wer verliert, zeigt diese sorgfältig recherchierte und inszenierte Langzeitdokumentation von Ulrike Franke und Michael Loeken. Ein immer wieder bizarrer, exemplarischer Eindruck von unserem schönen neuen Städtebau.

Martina Knoben

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Quelle: Arizona Films

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Die langen hellen Tage

Ein Sommer in Georgien, kurz nach dem Fall der Sowjetunion. Das Polit- und Zeitkolorit ist unausgewalzt und subtil: Es geht um zwei junge Frauen (Lika Babluani und Mariam Bokeria) in einer maskulinen, chauvinistischen Umgebung. Wie in den besten Filmen von Téchiné inszenieren Nana Ekvtimishvili und Simon Groß Annäherungen wie Bedrohungen und umgekehrt - in langen, hellen und immer angespannten Einstellungen.

Philipp Stadelmaier

Im Bild: Lika Babluani und Mariam Bokeria

Helen Mirren

Quelle: AP

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Madame Mallory und der Duft von Curry

Die göttliche Helen Mirren als Madame Mallory, Restaurantbesitzerin in einer französischen Kleinstadt, der plötzlich die indische Konkurrenz ins Nebenhaus einzieht. Eigentlich ist ihre Priorität, die Raffinesse der französischen Küche zu verteidigen, aber ihr Gaumen hat keine Vorurteile, Kochtalent ist Kochtalent. Also mischt sie dann doch lieber die politische Rechte am Ort auf. Der Rest ist die bei Lasse Hallström fast obligatorische Familienzusammenführung - wunderschön anzusehen, aber sehr süß.

Susan Vahabzadeh

Im Bild: Helen Mirren als Madame Mallory.

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Quelle: Senator Filmverleih

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Rheingold - Gesichter eines Flusses

Ein bisschen Pathos, ein wenig Märchenonkel, so sieht Ben Becker seine neue Rolle. Er spricht den Vater Rhein in diesem "riverrunmovie" von Peter Bardehle und Lena Leonhardt. Es geht, inspiriert von Wagners Rheingold und ohne jede Bodenberührung, von den Ursprüngen in den Schweizer Alpen an die Mündung in den Niederlanden. Die Natur ist omnipräsent, durchs unaufhörliche Helikoptergleiten werden auch historische und mythische Monumente gleichsam natürlich. Nur einmal wird man aus dem Fluss der Bilder gerissen - auf einer Aussichtsplattform, die sich vorwitzig über einen Strudel beugt.

Fritz Göttler

Kinostart - 'Sag nicht, wer du bist'

Quelle: dpa

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Sag nicht, wer du bist

Ein junger Mann fährt zur Beerdigung seines verstorbenen Liebhabers in die kanadische Provinz, muss der homophoben Familie aber vorgaukeln, er sei nur ein guter Freund gewesen - und verstrickt sich in einer schizophrenen Doppelexistenz. Der 25-jährige Xavier Dolan, gefeiertes Autorenfilm-Wunderkind, beginnt seinen vierten Spielfilm als Melodram, und baut ihn dann mehr und mehr zum Psychothriller aus.

David Steinitz

Im Bild: Xavier Dolan als Tom.

Kinostart - 'Storm Hunters'

Quelle: dpa

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Storm Hunters

Ein Lehrer, seine beiden Söhne und ein Haufen Tornado-Jäger kämpfen ums Überleben - inmitten von Wirbelstürmen und allen Standardsituationen, die der Katastrophenfilm kennt. Steven Quale möchte mit seinem Found-Footage-Film ein effektvolles Lehrstück über die Folgen des Klimawandels inszenieren, erzählt aber letztlich von der obsessiven Sucht nach dem perfekten Bild im Zeitalter der allgegenwärtigen Kamera.

Neu im Kino: "Storm Hunters" vorgestellt im Video.

Julian Dörr

Im Bild: Richard Armitage als Gary, Matt Walsh als Pete, Max Deacon als Donnie, Alycia Debnam-Carey als Kaitlyn, Nathan Kress als Trey und Sarah Wayne Callies als Allison.

Kinostart - 'When Animals Dream'

Quelle: dpa

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When Animals Dream

Die alte Kinogeschichte, aufregend neu animiert: Eine junge Frau, die eine kleine, wohlgeordnete ländliche Gemeinschaft - ein Fischerdorf an der Küste von Jütland - verstört, verschreckt, brutal reagieren lässt. Sonja Suhl schaut sanft drein, aber sie verkörpert Wildes, Animalisches, (Wer-) Wölfisches. Ein bewegender Liebeshorrorfilm. Jonas Alexander Arnby - es ist sein und Sonja Suhls Kinodebüt - weiß um die Gesetze des Genres.

Fritz Göttler

Im Bild: Sonia Suhl als Marie.

© SZ.de/tgl/rus
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