Schulsport in den USA:Lehrer überwachen Schüler mit Pulsuhr

Strengen sich die Schüler beim Basketball überhaupt richtig an? Lehrer in einer US-Stadt kontrollieren künftig die Herzfrequenz ihrer Schüler im Sportunterricht mit Pulsmessern - und vergeben Noten nach Fitness.

  • Die Schulbehörde der Stadt Dubuque im US-Bundesstaat Iowa hat angeordnet, dass künftig die Schüler an weiterführenden Schulen Pulsuhren im Sportunterricht tragen müssen.
  • Mit Hilfe der Pulsmesser sollen Lehrer feststellen können, ob sich die Schüler ausreichend bewegt haben.
  • Langfristig sollen die Pulsmesser die Schüler motivieren, körperlich aktiver zu bleiben. Doch Kritiker warnen.

Wie die Pulsmesser im Unterricht verwendet werden

Für Grundschüler gilt die Regelung der Schulbehörde von Dubuque, Iowa, zwar nicht, aber die Schüler an öffentlichen Mittel- und Oberschulen müssen künftig im Sportunterricht einen Pulsmesser tragen. Die Schulen verwenden ein webbasiertes Produkt mit Brustgurt, aus dem die Daten an einen Tabletcomputer überspielt und dort vom Lehrer eingesehen werden können. Sportlehrer sollen damit die Fortschritte ihrer Schüler über ein Schuljahr hinweg erfassen.

Die Nachrichtenagentur AP zitiert die Sportkoordinatorin des Schulbezirks, Amy Hawkins, wonach die Daten aus den Pulsmessern auch in die Sportnote einfließen sollen. Die objektiven Daten über die körperliche Fitness der Schüler erleichterten Sportlehrern die Bewertung. Der Schulbezirk wolle den Jugendlichen zeigen, wie wichtig Gesundheit und Fitness ist.

Lehrer hoffen auf mehr Motivation

Die Hoffnung der Schulbehörde, dass die Pulsuhren Kinder und Jugendliche zum Sport motivieren könnten, beruht auf der Popularität des Lifelogging oder Quantified Self. Diese Bewegung, die sowohl in den USA als auch in Europa immer mehr Anhänger findet, zeichnet persönliche Daten zu Ernährung, Sport oder Schlafrhythmus auf, um sie auszuwerten und sich damit zu motivieren. Menschen, die in sozialen Netzwerken mit ihren Laufstrecken prahlen, sind nur ein Beispiel für das Phänomen.

Die Schüler in Dubuque können ihre Leistungen mit dem Rest der Klasse vergleichen. US-Medienberichten zufolge denken die Schulen auch darüber nach, die Daten während des Unterrichts für alle sichtbar auf einen Bildschirm zu projizieren. Der Wettbewerb, der dadurch entstehe, soll die Schüler motivieren, sich körperlich anzustrengen.

Positive Motivation - oder Totalüberwachung?

Die Schulen in Dubuque sind nicht die ersten in den USA, die Pulsmesser im Sportunterricht ausprobieren. An den anderen Schulen und Universitäten wird die Technik allerdings bisher freiwillig eingesetzt.

Kritiker des Projekts beklagen, dass die Schüler durch die Pulsuhren der ständigen Überwachung ihrer Lehrer ausgesetzt seien, die nun auch noch Lebensfunktionen wie den Herzschlag kontrollieren. Auch die Verlässlichkeit und Vergleichbarkeit der Daten sei fraglich.

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