Energiewende:Gute Idee mit Startproblemen

Der Bau einer geplanten Biogasanlage für den Landkreis verzögert sich weiter. Das vorgesehene Grundstück ist offenbar zu klein. Möglicherweise steht das Vorhaben damit sogar vor dem Aus.

Von Wieland Bögel

Ein Vorzeigeprojekt der Energiewende im Landkreis steht möglicherweise vor dem Aus: die geplante Biogasanlage an der Schafweide. Wie nun bekannt wurde, rechnet man im Landratsamt nicht mehr mit einer zeitnahen Umsetzung des Vorhabens. Offenbar gibt es Probleme mit der Rentabilität der geplanten Anlage.

Ende vorvergangenen Jahres wurden erste Pläne für die neue Biogasanlage vorgestellt. Im Dezember 2012 fällte der zuständige Umweltausschuss des Kreistages den Beschluss, auf einem Grundstück neben der Kreismülldeponie Schafweide eine Anlage für Nassvergärung zu errichten. Diese sollte, so der Plan, einen Großteil des im Landkreis anfallenden Biomülls - immerhin zwischen 25 000 und 30 000 Tonnen pro Jahr - in Biogas und letztendlich in Strom und Wärme verwandeln. Aus den Überresten der Vergärung sollte Dünger gewonnen werden.

Hintergrund der Überlegungen zum Bau der Biogasanlage war das Auslaufen der Verträge des Landkreises mit den Kompostbauern. Seit dem Jahr 1990 werden die organischen Abfälle auf 15 Komposthöfen zu Dünger verarbeitet. Bereits seit 2008 hatte es im Kreistag Debatten darüber gegeben, ob man das System der dezentralen Kompostierung beibehalten soll. Damals entschied man sich dafür; der Vertrag mit der IG Kompost, der 17 Landwirte angehören, wurde bis April 2014 verlängert.

Danach, so der Plan, sollte der Biomüll eigentlich bereits Energie liefern, doch das Vorhaben verzögerte sich. Grund war das sehr aufwendige Planungs- und Genehmigungsverfahren für die Anlage. Daher wurde im Sommer vorigen Jahres beschlossen, den Vertrag mit den Kompostbauern erneut zu verlängern, diesmal für ein Jahr. Spätestens Mitte 2015 sollte dann aber die neue Biogasanlage ihren Betrieb aufnehmen.

Energiewende: Neben der Solaranlage bei der Kreismülldeponie Schafweide soll einmal eine Biogasanlage entstehen, nun gibt es aber Zweifel an der Rentabilität.

Neben der Solaranlage bei der Kreismülldeponie Schafweide soll einmal eine Biogasanlage entstehen, nun gibt es aber Zweifel an der Rentabilität.

(Foto: Endt)

Dafür änderte die Stadt Ebersberg bereits im vergangenen Dezember den Flächennutzungsplan für das Grundstück an der Hohenlindener Straße und leitete die Aufstellung eines Bebauungsplanes ein. Zum für heuer geplanten Abschluss des Verfahrens kam es dann aber nicht mehr. Diese Woche teilte Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) den Stadträten mit, dass das Landratsamt keine solche Genehmigung mehr anstrebe. Das Projekt Vergärungsanlage sei "vorläufig aufgegeben worden", so die Informationen aus dem Landratsamt.

Warum man derzeit keine Baugenehmigung für eine Biogasanlage brauche, erklärt Andreas Stephan, Leiter der Zentralabteilung im Landratsamt mit Problemen bei der Planung. Während des Ausschreibungsverfahrens habe sich gezeigt, dass das für die Vergärungsanlage vorgesehene Grundstück zu klein sei. Alle potenziellen Investoren - darunter ist auch die IG Kompost - hätten erklärt, dass man auf der rund 5000 Quadratmeter großen bebaubaren Fläche keine Anlage errichten könne, die rentabel sei. Diese setze eine gewisse Größe voraus, erklärt Stephan, denn je kleiner eine Anlage sei, desto höher sei der Anteil der Betriebskosten.

Dass es damit gar keine Möglichkeit für eine Biogasanlage im Landkreis mehr gibt, sei aber noch nicht sicher, sagt Stephan. Nach der Sommerpause werde der Umweltausschuss darüber beraten, ob und wie es mit dem Projekt weiter geht. Möglich wäre laut Stephan etwa der Zukauf eines an das Areal bei der Schafweide angrenzenden Grundstücks. Ebenfalls eine Option könnte ein ganz neuer Standort sein, obwohl Stephan dies für eher unwahrscheinlich hält. Denn das Grundstück neben der Schafweide habe den Vorteil, dass es zum einen gut erschlossen und zum anderen weitab von jeder Wohnbebauung sei.

Grundsätzlich sei es auch möglich, auf den Bau einer eigenen Biogasanlage zu verzichten, meint Stephan. Denn das Problem der Rentabilität sei auch mit einem größeren Grundstück nicht unbedingt gelöst. Eine nur mit dem im Kreis anfallenden Biomüll betriebene Anlage sei immer hart an der Rentabilitätsgrenze, so Stephan. Er verweist darauf, dass es im Umkreis von gerade einmal 100 Kilometern mindestens neun "potenzielle Abnehmer für Biomasse" gebe, also Vergärungsanlagen, die noch über freie Kapazitäten verfügten. Um diese zu nutzen, wäre es allerdings nötig, einen Kreistagsbeschluss aufzuheben, wonach im Landkreis anfallende Bioabfälle auch nur dort verwertet werden sollen.

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